Schindeln aus Zedernholz verkleiden die Fassaden, und große Fensterfronten geben den Blick frei auf den verschneiten Südschwarzwald – der Neubau der Baur Wohnfaszination GmbH im Höchenschwander Gewerbegebiet Tiefenhäusern ist traditionell und modern zugleich. So wie auch das Unternehmen, das sich als Komplettanbieter für den privaten Innenausbau und für Hoteleinrichtungen mit dem Schwerpunkt Holz einen Namen gemacht hat.
Höchenschwand. Wie ein gehobenes traditionelles Landhotel sieht das im Jahr 2001 gebaute Ausstellungsgebäude von Baur Wohnfaszination aus, das man von der B 500 aus erblickt. Immer mal wieder kommen Touristen vorbei und fragen, ob es noch ein Zimmer für die Nacht gibt, berichtet Geschäftsführer Reinhold Kiefer. Eine aus Holz gefertigte Rezeption und eine ebensolche Bar, eine komplett mit Zirbenholz vertäfelte Gaststube sowie Hotelzimmer verschiedener Größen und Stile, mal nordisch schlicht, mal im modernen Alpenstil, gibt es im miteinander verbundenen Alt- und Neubau. Auch wenn sie einladend wirken, sind sie nicht zum Übernachten gedacht, sondern zeigen den Kunden das Portfolio des Unternehmens. Zu dem zählen auch Bibliotheken, Wohn-, Schlaf- und Ankleidezimmer sowie Küchen – mal traditionell mit Schnörkeln und Holzvertäfelungen, mal schlicht mit klaren Formen, weniger Holz und moderner Schwarzwaldoptik und stets mit passenden Lampen, Kissen oder Vorhängen. „Unsere Besonderheit ist, dass wir ein Kompletteinrichter von der Beratung über die Planung bis hin zur Fertigstellung und Montage sind“, sagt Geschäftsführer Heinrich Birk. Die Auftragsvolumina reichen von etwa 2.000 Euro für einzelne Möbelstücke bis hin zu zwei Millionen Euro für komplette Hotelausstattungen mit mehreren Zimmern, Lobby, Gastraum und Wellnessbereich.
Rund 13 Millionen Euro hat Baur Wohnfaszination vergangenes Jahr umgesetzt. Das sind etwa 30 Prozent mehr als 2017. Zuvor ist das Unternehmen jahrelang kontinuierlich gewachsen, berichtet Reinhold Kiefer. Als Grund für den Umsatzsprung nennt er die günstigen Rahmenbedingungen: „Durch die niedrigen Zinsen wird im Privat- sowie im Objektbau viel investiert.“ Mit privaten, anspruchsvollen Kunden auf der einen sowie familiengeführten Hotels mit bis zu 120 Zimmern auf der anderen Seite, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz, macht das Unternehmen jeweils die Hälfte des Umsatzes. Der Kreis der Firmenkunden reicht vom Seeblick-Resort auf Amrum bis hin zum Rührberger Hof in Grenzach-Wyhlen; auch das Hotel Nägele in Höchenschwand, das Rössle in Bernau und der Heuboden in Umkirch sind darunter, ebenso wie Treschers Schwarzwald-Romantik-Hotel in Titisee-Neustadt und das Hotel Hemizeus in Zermatt.
So wie der Umsatz ist auch die Zahl der Beschäftigten gewachsen – von 63 vor fünf Jahren auf heute 86 (inklusive 3 Azubis). Die meisten von ihnen arbeiten in Höchenschwand und Bernau. 23 Schreiner und 6 Innenarchitekten sind darunter. Zu den neuen Mitarbeitern zählen zwei Außendienstler in Bayern und im schweizerischen Aarau. In der Vertriebsniederlassung in Frankfurt beschäftigt Baur Wohnfaszination drei Mitarbeiter. Dazu kommen 35 weitere in Rumänien, wo seit dem Jahr 2000 die Hotelzimmer in Serie gefertigt werden. Die hochwertigen Suiten entstehen weiterhin in Bernau, so wie auch die übrigen Inneneinrichtungen von der Küche über die Bibliothek bis zum Weinkeller.
Auf vier Fachmessen – der Gast in Salzburg, der Internorga in Hamburg, der Intergastra in Stuttgart und der Igeho in Basel – zeigt das Unternehmen regelmäßig seine neuesten, komplett eingerichteten Zimmer. Verantwortlich für deren Design ist Pamela Baur, die seit fünf Jahren im Unternehmen arbeitet und die ihren Vater Ernst Baur in den nächsten Jahren an der Firmenspitze ablösen und das Unternehmen mit zwei weiteren Geschäftsführern als Vertreterin der vierten Generation weiterführen wird. Auch ihr Bruder Achim Baur arbeitet im Familienunternehmen – als Verantwortlicher für Technik und IT.
Die Firmenwurzeln reichen bis ins Jahr 1882 zurück. Erst Albert Baur, dann sein Sohn Ernst Baur Senior betrieben in Bernau eine an das Wohnhaus angrenzende Schreinerwerkstatt. Sie fertigten vor allem Küchenzubehör und Spielwaren aus Holz – so, wie es für Bernau typisch war. „Das habe ich alles über Bord geworfen“, berichtet Ernst Baur, ebenfalls gelernter Schreiner, der das Familienunternehmen 1973 übernommen und zusammen mit seiner Frau Christa Stück für Stück zu dem gemacht hat, was es heute ist. Nach dem Brand im Jahr 2000, der das Wohnhaus der Familie sowie die kompletten Verwaltungs- und Ausstellungsräume zerstört hatte, gaben sie nicht auf, sondern bauten das Unternehmen im Gewerbegebiet Tiefenhäusern neu auf. Die Fertigung war bereits Ende der 1980er-Jahre ins Gewerbegebiet in Bernau ausgelagert worden, wo sie noch heute ihren Sitz hat. Rund 1,5 Millionen Euro investierte das Unternehmen dort im Jahr 2013 unter anderem in Endfertigung und Logistik sowie in eine umweltfreundliche Strom- und Wärmegewinnung.
In den Neubau in Tiefenhäusern, der Ende vergangenen Jahres eingeweiht wurde und mit dem die Ausstellungsfläche um 1.000 auf etwa 2.500 Quadratmeter gewachsen ist, hat das Unternehmen bislang rund drei Millionen Euro gesteckt, etwa eine weitere Million Euro soll folgen. Zurzeit wird das Erdgeschoss des Neubaus aus-, dann wird die Ausstellung im alten Gebäude umgebaut. In etwa eineinhalb Jahren sollen im Altbau alle traditionellen und im Neubau alle modernen Räume zu sehen sein – passend zur Architektur des jeweiligen Gebäudes.
mae