Rheinau-Linx. Wenn sich beim Fertighaushersteller Weberhaus in diesem Sommer die Tore für die Betriebsferien schließen, wird es hinter den Kulissen dennoch hoch hergehen. Denn dann wird der zweite Abschnitt der neuen hochautomatisierten Fertigungsstraße installiert. Der erste Teil der sogenannten „smartPrefab“ der schwäbischen Firma Weinmann war schon im Frühjahr in der Weberhaus-Zentrale in der Ortenau in Betrieb genommen worden. Nach den Ferien setzt dann nicht mehr nur ein Roboterarm schwere Holzbalken etwa für eine Hauswand vollautomatisch zusammen. Weitere Roboter werden zugeschnittene Spanplatten in Eigenregie aufnehmen, vermessen, auf dem jeweiligen Riegelwerk ablegen und befestigen.Die insgesamt vierteilige Anlage ermöglicht dem Fertighausbauer eine stark automatisierte Produktion von Hauselementen mittels durchgängiger Robotik. Dies solle nicht nur die Mitarbeiter körperlich entlasten, sagt Gerd Manßhardt, technischer Geschäftsführer bei Weberhaus, sondern auch die einmal per CAD erzeugten Daten möglichst effizient nutzen. „Vom ersten Handgriff bis zur Fertigstellung werden die Daten durchgängig verwendet. Das reduziert Fehlerquellen und sichert uns Flexibilität bei gleichzeitig höchster Präzision.“
Am Ende wird der Fertighausbauer zehn Millionen Euro in die neue robotergestützte Produktion investiert haben – inklusive Hallenerweiterung um 2.000 Quadratmeter auf nun rund 27.000. Das erklärt Stephan Jager, kaufmännischer Geschäftsführer bei Weberhaus, auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz Ende Mai.
Nach dem 2019 schon vertriebsstärksten Jahr der Firmengeschichte konnte der Fertighaushersteller zu seinem 60-jährigen Bestehen noch einmal zulegen: Der Umsatz stieg 2020 um 4,1 Prozent auf 280 Millionen Euro (bereinigt um außerordentliche Effekte durch die geminderte Umsatzsteuer im zweiten Halbjahr). Das Unternehmen stellte über 700 Gebäude fertig – vornehmlich Ein- und Zweifamilienhäuser, aber auch Objekt- und Gewerbebauten. Objektbauten, sprich Mehrfamilienhäuser, machten 6,3 Prozent des Umsatzes aus – ein Segment, so Jager, das man künftig weiter ausbauen wolle, auch wenn Einfamilienhäuser das Kerngeschäft blieben. Mit gut 90 Prozent verkauft Weberhaus vornehmlich in Deutschland, gefolgt von der Schweiz. Rund 10,4 Millionen Euro hat Weberhaus 2020 investiert, neben der Automation unter anderem auch in eine Ausstellungsvilla für anspruchsvolle Bauherren.
Das Familienunternehmen profitiert aktuell vom Cocooning-Trend – dem Rückzug ins häusliche Privatleben – auch infolge der Coronapandemie und der Lockdowns. Im Juni wurde das 38.000. Haus in der Firmengeschichte übergeben. Die Auftragsbücher für das aktuelle Jahr seien gut gefüllt, stellt Heidi Weber-Mühleck, geschäftsführende Gesellschafterin von Weberhaus, auf der Bilanzpressekonferenz fest. „Wir rechnen für 2021 mit einer weiteren Umsatzsteigerung, sofern uns keine Materialengpässe ausbremsen.“
Die Erträge könnten 2021 leicht schlechter ausfallen, weil die Rohstoffpreise, insbesondere beim Holz, aber auch bei Dämmmaterial, wegen der starken Baukonjunktur in den USA seit Jahresbeginn massiv zugelegt haben. Erst für das Jahresende rechnen Stephan Jager, zufolge Experten für den Holzmarkt mit einer Entspannung, allerdings auf hohem Niveau. Der Gefahr von Lieferengpässen habe man bei den Hauptlieferanten durch langjährige Partnerschaften abgesichert.
Aktuell beschäftigt Weberhaus 1.280 Mitarbeiter, darunter 75 Auszubildende. 1.006 Mitarbeiter sind im Stammwerk in Rheinau-Linx eingesetzt, die übrigen im Werk in Wenden-Hünsborn im Sauerland.
uh