Um sicherzustellen, dass die Menschen ausreichend mit Milch versorgt werden, gründeten Stadt Freiburg, Milchbauern und -händler 1930 die Breisgau Milchzentrale. Zwei Jahre später folgte die Ortenauer Milchzentrale. Beide sind heute unter dem Dach der Schwarzwaldmilch vereint und blicken auf ihr erfolgreichstes Jahr zurück.
Freiburg. „Das letzte Jahr war für uns wirtschaftliche herausragend gut und historisch einmalig: Wir haben in der Gruppe erstmals über 200 Millionen Euro umgesetzt.“ Dies sagte der Geschäftsführer der genossenschaftlich organisierten Milcherzeugervereinigung Schwarzwaldmilch, Andreas Schneider, im Juni vor der Presse. Der Umsatz stieg 2019 um sieben Prozent auf 209 Millionen Euro. Die Konzernbilanzsumme betrug 84,7 Millionen Euro (2018: 74 Millionen Euro), der Konzernbilanzgewinn 4,3 Millionen Euro (2018: 2,8 Millionen Euro). Schneider hob hervor, dass die Strategie, ertragsorientiert zu wachsen, erneut aufgegangen sei. Die Enkelfähigkeit sei ihm wichtig, also so zu wirtschaften, dass das Unternehmen nicht nur in der nächsten, sondern auch den weiteren Generationen Bestand hat. Er hob zudem hervor, dass der Auszahlungspreis für die Milch 2019 erneut höher als der Bundesdurchschnitt war. Die Genossen – das sind rund 1.000 meist familiengeführte Höfe aus dem Schwarzwald mit durchschnittlich 43 Kühen – erhielten für konventionelle Milch 39,64 Cent pro Kilogramm (Bundesdurchschnitt: 37,9 Cent) und für Biomilch 54,33 Cent (53,34 Cent). Sie lieferten insgesamt rund 275 Millionen Kilogramm Milch an (2018: 255 Millionen Kilogramm).
Dass die Schwarzwaldmilch so erfolgreich ist, liegt vor allem am Markengeschäft: Es umfasst die fünf Linien Schwarzwaldmilch, Bio, Bio Heumilch, Breisgau Qualitätsmarke sowie LAC Lactosefrei und legte 2019 beim Umsatz um 11,2 Prozent und beim Absatz um 13,8 Prozent zu. „Im relativen Zuwachs ist diese Markenentwicklung in Deutschland einmalig“, sagte Schneider. Man habe zudem die Marktführerschaft beispielsweise bei Biotrinkmilch und laktosefreier Sahne, Naturquark und Schmand festigen können. Wachstumstreiber war die Biolinie mit einem Umsatzplus von 21,3 Prozent. Auch Produkte in Mehrweggläsern, auf die das Unternehmen verstärkt setzt, legten überdurchschnittlich zu.
Der Exportanteil stieg 2019 von 9,8 auf 11,7 Prozent. Ausgeführt werden vor allem haltbare Pulverprodukte, die am Standort Offenburg hergestellt werden. Darunter sind Joghurt-, Quark- und Fettpulver beispielsweise für die Süßwarenindustrie sowie Pulver für Sportlernahrung. Das Werk steuert knapp 30 Prozent zum Konzernumsatz bei. In Freiburg produziert Schwarzwaldmilch Frischeprodukte von Milch über Sahne bis Butter. In beide Standorte wurden 2019 rund 9,3 Millionen Euro (2018: 5,5 Millionen Euro) investiert, 431 (2018: 419) Mitarbeiter waren beschäftigt. Die 2019 gegründete 100-prozentige Tochter Black Forest Nature GmbH, die Anfang März vegane Biohaferdrinks auf den Markt gebracht hat, habe „schon ein signifikantes Absatzniveau erreicht“, so Schneider. Zahlen nannte er nicht.
Die Coronakrise hat auch Auswirkungen auf die Molkerei: Angesichts von Hamsterkäufen im März arbeiteten die Mitarbeiter extra Schichten. Dagegen brach das Großverbrauchergeschäft ein. Ziel für 2020 ist es, das Vorjahresniveau zu halten. Wegen der Pandemie mussten Jubiläumsfeiern sowie der für März geplante Architektenwettbewerb für die Käserei verschoben werden. Schneider geht davon aus, dass die Manufaktur in Titisee 2023 und damit ein Jahr später als geplant starten kann. Eines hat sich indes nicht geändert: Die Schwarzwaldmilch ist auch nächste Saison Hauptsponsor des Fußballbundesligisten SC Freiburg.
mae
Meilensteine aus 90 Jahren
1930: Gründung der Breisgau Milchzentrale GmbH in den Räumen der bisherigen Milchversorger in der Katharinenstraße 16 in Freiburg.
1932: Die Ortenauer Milchzentrale wird in Offenburg gegründet.
1936: Die Breisgau Milchzentrale nimmt die Molkerei am heutigen Standort in der Haslacherstraße 12 in Betrieb. Die beteiligten Bauern liefern im Schnitt 1,3 Liter Milch pro Kuh und Tag an.
1942: Die Milchanlieferung je Kuh hat sich auf täglich 3,4 Liter erhöht. Die Produktion von Flaschenmilch wird kriegsbedingt eingestellt. In den 1940er-Jahren wird das Werk erweitert.
1945: Rückgang der Milchanlieferung um über 50 Prozent infolge der Nachkriegsverhältnisse.
1950: Flaschenmilch wird wieder produziert.
1951: Start der Produktion von Sterilmilch, Schoki und Kaffeesahne.
1953: Die Ortenauer Milchzentrale wird in Schwarzwaldmilch GmbH umbenannt.
1956: Die ersten Auslieferungsfahrzeuge mit Kühleinrichtung sind im Einsatz.
1957: Neben der Pfandflasche gibt es Frischmilch im Einwegkarton. Die ersten Tetrapaks sind Tetraeder.
1961: Die Produktion von Fruchtjoghurts startet.
1962: Umfirmierung zur Breisgau Milch GmbH. Joghurt und Fruchtjoghurt gibt es jetzt auch im Einwegbecher. Die Marke „Jogi“ wird geschützt.
1966-1971: Neubau der nicht mehr erweiterungsfähigen Freiburger Werksanlagen in drei Abschnitten. Die Milchverarbeitung wird automatisiert und ferngesteuert.
1972: Zum ersten Mal holen Tanksammelwagen die Milch bei den Höfen ab. Eine Neuheit ist frische fettarme Milch.
1977: Jetzt wird auch H-Milch hergestellt.
1982: Wirtschaftlicher Zusammenschluss mit der Schwarzwaldmilch GmbH in Offenburg.
1997: Breisgau Milch führt eine von Bioland zertifizierte Milch ein.
2001: Breisgau Milch bringt die erste laktosefreie H-Milch auf den deutschen Markt, 2006 wird das laktosefreie Sortiment erweitert.
2010: Umfirmierung der Breisgau Milch in Schwarzwaldmilch GmbH. Schwarzwaldmilch wird zur neuen Dachmarke.
Quelle: Schwarzwaldmilch GmbH