Freiburg. Wie es gelingt, Menschen mit Behinderung ins Berufsleben zu integrieren, das lässt sich bei der Freiburger Druckerei Kesselring hautnah miterleben. Zwei körperlich gehandicapte, festangestellte Mitarbeiter bedienen dort Maschinen, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. So lassen sich beispielsweise Displays auf Rollstuhlniveau herunterfahren. Auch das Druckergebnis kommt in reduzierter Geschwindigkeit in die Auslage, damit es etwas leichter verarbeitet werden kann. „Wir haben uns vor sechs Jahren gemeinsam mit der Caritas entschieden, dieses Inklusionsprojekt zu starten“, erklärt Geschäftsführer Thomas Reibel. In Zeiten ohne pandemiebedingte Einschränkungen können bis zu vier weitere, von der Caritas entsandte Menschen mit Handicap auf den Inklusionsflächen der Druckerei arbeiten. Gibt es ein dauerhaftes Interesse, können sie ein Praktikum bei Kesselring beginnen.
Das Bestreben ist, Menschen mit Behinderung eine abwechslungsreiche und anspruchsvolle Arbeit zu ermöglichen, aber auch das Sammeln von beruflichen Erfahrungen zu ermöglichen, mit dem Ziel, sie an andere Wirtschaftsunternehmen zu vermitteln.
Verbunden mit dem Inklusionsprojekt war im Juli 2019 der Umzug der Druckerei von Emmendingen in den Freiburger Westen. In der Zweigstelle Haid der inkludierenden Caritaswerkstätten St. Georg fand die Druckerei eine neue Heimat, nachdem sie im Februar 1972 von Eberhard Kesselring gegründet und seitdem als Familienbetrieb geführt worden war. Thomas Reibel leitet das Unternehmen seit 2009. „Die Familie Kesselring brauchte damals einen Meister in der Geschäftsleitung“, erklärt er seinen Einstieg ins Management. Die Kesselring-Söhne schlugen beruflich andere Wege ein, sodass Reibel die Druckerei vor sieben Jahren komplett übernahm.
Für das laufende Jahr rechnet er mit einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro. Pandemiebedingt gab es 2021 einen Einbruch auf 1,3 Millionen Euro nach 1,7 Millionen im Vorjahr. Große Kunden sind beispielsweise der in direkter Nachbarschaft ansässige Fachverlag Haufe Group, der Sensorhersteller Sick und die Firma Hekatron, ein Produzent von Rauchmeldern. Für die zwölf Mitarbeiter ist zum 50. Firmenjubiläum im August ein Event aus dem Erlebniskatalog von Jochen Schweizer geplant. Was sie an dem Wochenende in München dann erwartet, steht noch nicht fest. Aber es werden alle dabei sein, Menschen mit und ohne Handicap.
bb
Bild: Natascha Ehrat, Helferin in der Druckweiterverarbeitung (sitzend), und Buchbinder Jerry Thömke an einer umgerüsteten Maschine.