2,2 Millionen Klicks, 2.400 Kommentare – und das für ein einziges Video. Thema: Wie wurdet ihr zum Ausbildungsstart von euren Kollegen verarscht? „Ich habe mir von unserer Agentur sagen lassen, dass man eine solche Resonanz sonst nur bekommt, wenn man dafür bezahlt“, berichtet Udo Hipp, Marketingleiter bei Hermle, nicht ohne Stolz. Seit drei Jahren bespielt der Fräsmaschinenhersteller mit Sitz in Gosheim seinen Tiktok-Kanal – und ist damit ausgesprochen erfolgreich. Oder vielmehr seine Auszubildenden sind es.
„Wir haben uns vor drei Jahren gefragt, wie erreichen wir Sechst- und Siebtklässler zur Berufsorientierung. Jobmessen et cetera macht ja jeder. Die Antwort unserer Azubis nach ihrer Hauptinformationsquelle war Tiktok.“ Seither postet der Hermle-Nachwuchs einmal pro Woche ein kurzes Video – mal mit Juxinhalten, aber sehr viel öfter auch mit fachlichem Input. „Die Azubis erklären unsere Maschinen und Prozesse ganz anders als wir vom Marketing.“ Das kommt an. Der Hermle-Kanal hat mittlerweile fast 49.000 Follower, 860.000 Likes. „Ab einer gewissen Größe beschleunigt sich das dann von selbst“, sagt Hipp. Die Jugendlichen erarbeiten regelmäßig ein Dutzend Themenvorschläge, die Marketingkollegen wägen kurz ab, was machbar ist und was nicht, bevor eine Agentur – die dafür jüngst einen renommierten Branchenpreis abräumte – kleine Storyboards entwirft und mit den Jugendlichen loslegt. „Unser Ziel mit dem Kanal und mit allen anderen Marketingaktionen ist, interessierte junge Leute für ein Praktikum zu gewinnen. Wenn sie dann mal bei uns waren, steigt die Chance ganz exorbitant, dass sie sich bewerben.“ 30 bis 40 Azubis sucht Hermle pro Jahr. „Die haben wir bislang auch immer gut zusammenbekommen, aber der Aufwand wird jedes Jahr größer“, stellt Udo Hipp fest.
uh