Tuttlingen. Schnell und präzise sind die Bearbeitungszentren von Chiron. In gleicher Manier präsentierten Geschäftsführer Markus Flik, Entwicklungschef Claus Eppler und Vertriebsleiter Markus Hilgarth am ersten Tag der Hausmesse „Chiron Open House“ im Mai am Hauptsitz in Tuttlingen ihre Bilanz. Das Pressegespräch startete auf die Minute pünktlich, die Informationen folgten zügig. Für das Geschäftsjahr 2018 berichtete Flik von einem Rekordwert. Der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 498 Millionen Euro. Diese Steigerung ist laut Flik noch nicht auf die zwei neuen Produktreihen zurückzuführen, die Chiron erst im vergangenen Herbst auf den Markt gebracht hat, sondern auf operative Effekte. So habe man in Prozesse investiert, beispielsweise die Vertriebsstruktur verstärkt und die Auftragsabwicklung beschleunigt. Das zahlte sich aus, ebenso wie die bereits in den Vorjahren auf 2.100 Mitarbeiter vergrößerte Belegschaft, die „das Bombenjahr 2018“ durch eine „schöne Produktivitätssteigerung“ (Flik) bewerkstelligte.
Gleichzeitig stellt sich die Geschäftsführung auf schlechtere Zeiten ein. Als Hersteller von Metallbearbeitungszentren, die durchschnittlich rund eine halbe Million Euro kosten, spürt Chiron konjunkturelle Abschwächungen als erstes. Die Auftragseingänge sind um 20 Prozent zurückgegangen, berichtete Vertriebsleiter Hilgarth. Insbesondere der Automobilsektor, aus dem knapp zwei Drittel der Chiron-Kunden kommen, leide unter den internationalen Handelskonflikten, ähnlich der Maschinenbau, die zweitgrößte Kundengruppe von Chiron. Die jetzigen Rückgänge lassen sich, anders als vergangenes Jahr, nicht durch Neugeschäft im Leichtbau oder der E-Mobilität ausgleichen. Da hilft es auch wenig, dass sich die anderen Abnehmerbranchen – Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt sowie Uhren- und Schmuck – stabil zeigen. Weil der Auftragsbestand noch über die erste Jahreshälfte hinaus reicht, rechnet Flik für 2019 nur mit einstelligen Umsatzeinbußen. Für 2020 wagt er keine Prognose. „Es ist noch nicht so schlimm wie 2008“, sagt der Chiron-Chef. Dennoch bereite man sich vor und prüfe alle Einsparmöglichkeiten.
Nicht davon betroffen sind die zwei großen Investitionsprojekte, die dieses Jahr ihren Abschluss finden. Im chinesischen Taicang hat im Mai die neue „Innovation Factory“ die Produktion gestartet. Das Werk hat über zehn Millionen Euro gekostet und ist das erste, das alle drei zur Gruppe zählenden Marken – Chiron, Stama und Scherer – unter einem Dach produziert. Zwar komme man gerade jetzt in eine „Marktberuhigung“. Flik ist aber überzeugt, dass die Präzisionshochgeschwindigkeitszerspanung mittelfristig eine hohes Wachstumspotenzial in China habe. Und Ende Oktober öffnet etwa zehn Kilometer vom Tuttlinger Hauptsitz entfernt die neue „Precision Factory“ im Gewerbepark Take-off in Neuhausen ob Eck. Mehr als 30 Millionen Euro investiert Chiron in diese nach eigenen Angaben modernste Werkzeugmaschinenfabrik Europas, die eine optimale Umgebung für den Bau der hochpräzisen Maschinen bieten soll. „Wir haben die Fabrik ums Produkt herum gebaut“, erklärte Flik. So darf beispielsweise die Temperatur nicht schwanken, um die spätere Genauigkeit der Maschinen zu gewährleisten. Rund 300 Beschäftigte arbeiten künftig in Neuhausen ob Eck, wo auch die Tochter CMS, die gebrauchte Maschinen wieder aufbereitet, sitzt. Der Stammsitz Tuttlingen zählt 700 Mitarbeiter, das Werk in Schlierbach (Stama) 400 und das in Alzenau (Scherer) 200. Der Rest verteilt sich auf die Produktionsstätten in den USA und China.
kat