Der Hafen Neubreisach, der von der Niederlassung Colmar der Chambre de Commerce et d‘Industrie Alsace Eurométropole betrieben wird und mit 1,6 Millionen Tonnen jährlich umgeschlagenen Gütern der siebtgrößte französische Binnenhafen ist, hat Mitte September einen neuen Schwerlastkran in Betrieb genommen. Dieser hat eine Tragfähigkeit von bis zu 1.000 Tonnen und wurde vom Baumaschinenkonzern Liebherr hergestellt. Betrieben wird er von der Firma Scales, dem größten französischen Logistikdienstleister für Schwerlasten. Zwei große Kunden von Scales im Neubreisacher Hafen sind General Electric Power France aus Belfort und Liebherr-Mining Equipment in Colmar. Beide Firmen haben ihre schweren Produkte bislang über den Straßburger Rheinhafen nach Antwerpen beziehungsweise Zeebrügge geschickt, wo sie auf Seeschiffe umgeladen wurden und dann in die ganze Welt gingen. Die Strecken über die Straße bis zum Binnenschiff lassen sich dank des neuen Krans für beide Unternehmen nun wesentlich verkürzen. Die transportierten Gasturbinen von General Electric wiegen bis zu über 400 Tonnen und der Transport-Konvoi dafür 800 Tonnen. Liebherr-Mining liefert seine Riesenbagger (bis zu 800 Tonnen schwer) in einzelne Teile zerlegt ans Binnengewässer. Dafür sind jährlich um die tausend übergroße Fuhren auf der Straße nötig („convois exceptionnels“ über 35 Tonnen).
Die französischen Stellen, wie die Hafenverwaltung, die Region und die Präfektur, haben, um den neuen Kran anfahren zu können, die Straße zwischen Colmar und dem Rheinhafen Neubreisach für zwei Millionen Euro ertüchtigt. Ob Schwerlasten nach und von Deutschland den Hafen direkt anfahren beziehungsweise verlassen können, kommt auf den einzelnen Fall an. Laut Homepage des Hafens hat die Rheinbrücke zwischen Breisach und Frankreich eine Tragfähigkeit von nur 80 Tonnen. Die Fahrten müssen einzeln berechnet werden (in Baden-Württemberg erledigt das die Landesstelle für Straßentechnik). Allerdings können über Neubreisach auch lange und sperrige Güter, die nicht unter den Begriff Schwerlast fallen, verschifft werden. Bei der Einweihung des Krans hob dieser beispielsweise Rotorblätter für Windkraftanlagen aus einem Binnenschiff an Land. Solche Lasten würden sich auch von und nach Deutschland transportieren lassen. Der Kran kann auch ein Mittel dafür sein, Industrieansiedlungen in dem südlich von Neubreisach am Rhein geplanten Industriegebiet „EcoRhena“ anzuziehen, das als wirtschaftlicher Ersatz für das Kernkraftwerk Fessenheim ins Auge gefasst ist. Darauf wiesen mehrere französische Offizielle bei der Einweihung hin.
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