Kurz nach dem ersten Lockdown im vergangenen März schossen viele tolle Ideen von Handels- und Gewerbevereinen, von Stadt- und Citymarketing sowie Wirtschaftsförderern wie Pilze aus dem Boden. Um diese zu verbreiten, zu diskutieren und zum Teil auch zu verwerfen, hat die IHK Südlicher Oberrhein die Facebook-Gruppe „Standorthelden“ gestartet.
Das Ziel war und ist die Bereitstellung und Moderation einer onlinebasierten, multidirektionalen Austausch- und Vernetzungsplattform für aktive Personen aus den Branchen, berichtet Thomas Kaiser, Handelsreferent der IHK Südlicher Oberrhein – „also eine Art Erfahrungsaustausch der Standorthelden“. Das Angebot wurde und wird rege genutzt wird: Bis Anfang Januar zählte man rund 200 Beiträge und über 600 Reaktionen. Immer dann, wenn ein Lockdown stattfand oder sich abzeichnete, waren der Austausch- und auch der Informationsbedarf besonders hoch. Das zeigen die Interaktionssauschläge der Statistik.
Die Motivation der IHK liegt für Thomas Kaiser auf der Hand: „Die Städte und wirtschaftlich aktiven Standortgemeinschaften auch im Süden von Baden-Württemberg stehen vor massiven Herausforderungen.“ Teilweise hätten die Städte auch schon „Vorerkrankungen“ wie Leerstände, Fehlnutzungen, Sicherheitsprobleme, Investitionsstaus oder Nachfolgeprobleme, die nun durch Corona zu akutem „Organversagen“ eigentlich lebendiger Innenstädte führten. Einzelhändler, Gastronomen, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie Hoteliers kämpfen um ihre Existenz. Immer mehr Kunden wandern online ab. Mit der Initiative „Standorthelden“ wolle die IHK dazu beitragen, Ideen aufzuzeigen, wie der Mikrokosmos Stadt mit all seinen Funktionsträgern für die Zukunft wieder auf die Beine kommen kann.
Es habe sich sehr schnell gezeigt, dass die Idee der IHK Südlicher Oberrhein für eine größere Region taugt, berichtet Kaiser. Daher haben sich bis dato die beiden IHKs Hochrhein-Bodensee und Schwarzwald-Baar-Heuberg angeschlossen. Grundsätzlich sei die kostenfreie Plattform für weitere Mitstreiter und Regionen in ganz Baden-Württemberg offen.
Neben der Kommunikationsplattform auf Facebook wollen die IHKs das Standorthelden-Modell zudem um weitere Informationen und Beratungen ergänzen. Geplant sind beispielsweise reale Treffen der Akteure im Rahmen von regionalen Zukunftsforen und/oder Stammtischen. Zudem will man ein Netzwerk von Mentoren aufbauen im Sinne von „Helden helfen Helden“, die Ihr Know-how vertiefend zur Verfügung stellen.
Mitmachen können Vorsitzende von Handels- und Gewerbevereinen oder Werbegemeinschaften, Citymanager, Wirtschaftsfördererinnen sowie alle weiteren Aktivposten im Handel im Regierungsbezirk Freiburg. Zur Teilnahme braucht man einen persönlichen Facebook-Account. Es ist auch möglich als Admin einer Facebook-Seite mitzumachen. In vielen Fällen haben Standortgemeinschaften bereits eine Facebook-Seite, die dann als Mitglied mitwirken kann. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Text: tk
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IHK Hochrhein-Bodensee: Lena Häsler
Telefon: 07531 2860-130
Mail: lena.haesler@konstanz.ihk.de
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg: Philipp Hilsenbek
Telefon: 07721 922-126
Mail: hilsenbek@vs.ihk.de
IHK Südlicher Oberrhein: Thomas Kaiser
Telefon: 07821 2703-640
Mail: thomas.kaiser@freiburg.ihk.de
Anmeldung unter www.facebook.com/groups/standorthelden
Petra Mörder, Wirtschaftsförderin Stadt Emmendingen
Was hat Sie bewegt, bei den Standorthelden mit dabei zu sein?
Unmittelbar nach dem ersten Lockdown was es sehr wichtig, sich mit anderen über mögliche Sofortmaßnahmen für den Standort auszutauschen. Die Standorthelden haben sich im regionalen Umfeld sehr schnell in einer Facebook-Gruppe gefunden und sich offen ausgetauscht. Ergänzend organisierte die IHK auch Onlinemeetings. Das war eine tolle Bereicherung, und die gewonnenen Erkenntnisse und Impulse habe ich auch an den Emmendinger Gewerbeverein weitergegeben.
Was wäre Ihr Wunsch zur Wiederbelebung Ihrer Stadt? – Ihre Vision, in wenigen Worten?
Mein größtes Anliegen ist es, dass alle Emmendinger Unternehmen die Coronakrise gut überstehen, besonders auch unsere charmanten, inhabergeführten Geschäfte. Zur Wiederbelebung der Innenstadt wäre mein Wunsch, dass wir über die IHK einen Innenstadtberater zur Seite gestellt bekommen, der den Gewerbeverein und mich als Wirtschaftsförderin bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen für den Standort Emmendingen tatkräftig unterstützt.
Daniel Hölzle, Apotheker und Vorstand Gewerbeverein „Treffpunkt“, Konstanz
Was hat Sie bewegt, bei den Standorthelden mit dabei zu sein?
Als Unternehmer ist es mir persönlich ein Anliegen, dass gute Rahmenbedingungen für einen Standort geschaffen werden. Wenn die Stadt attraktiv für Besucher ist, dann kommen schließlich auch Kunden in meine Unternehmen. Das Zusammenspiel von Gewerbevereinen, Politik und Unternehmern ist maßgeblich, um einen Standort nachhaltig zu entwickeln, auch um in Zukunft attraktiv für Besucher zu bleiben. Das Standorthelden-Netzwerk bietet mir und anderen Aktiven einen Blick über den Tellerrand, den ich bei Bedarf nutzen kann. Es ist eine Möglichkeit, sich Ideen, neue Perspektiven und Information abzuholen und einzubringen. Das Angebot der Onlinemeetings und der Facebook-Gruppe macht das Zusammenkommen einfach.
Was wäre Ihr Wunsch zur Wiederbelebung Ihrer Stadt? – Ihre Vision, in wenigen Worten?
Zunächst ein Bekenntnis der Politik, dass die Bedeutung des Handels nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in seiner sozialen Bedeutung für das Leben in der Stadt erkannt wird und eine aktive Zusammenarbeit mit dem Handel für die Strategieentwicklung daraus folgt. Es ist wichtig, dass von außerhalb des Handels der Aufruf zur Nutzung des lokalen Handels kommt, um die gesamtgesellschaftliche Bedeutung zu zeigen.
Manuela Klausmann, Geschäftsstellenleitung Handels- und Gewerbeverein Schramberg
Was hat Sie bewegt, bei den Standorthelden mit dabei zu sein?
Die Standorthelden bieten mir neue Impulse für meine Arbeit und die Möglichkeit, von bereits bestehenden Ideen anderer Standorte zu profitieren. Durch den Informationsaustausch können alle aus den Erfahrungen, Erfolgen und Misserfolgen der anderen Gewerbevereine lernen.
Was wäre Ihr Wunsch zur Wiederbelebung Ihrer Stadt? – Ihre Vision, in wenigen Worten?
Mut. Und zwar von allen Standortakteuren – dem Handel, den Kommunen, Immobilienbesitzern und so weiter. Für eine langfristige und nachhaltige Wiederbelebung der Innenstadt müssen wir alle neue Ideen wagen für Aufenthaltsqualität und multifunktionale Konzepte.