„Wir sind Schwarzwald“ lautete zum dritten Mal das Motto des gemeinsamen Tourismuskongresses der fünf Schwarzwälder IHKs. Zusammen mit der Schwarzwald Tourismus GmbH luden sie Ende Juli nach Baden-Baden ein. Der Schwerpunkt lag diesmal auf dem Bild des Schwarzwalds. Rund 150 Hoteliers, Gastronomen, Reiseveranstalter sowie andere Touristiker nahmen teil.
Fast eine halbe Million Bilder finden sich unter dem Hashtag „Schwarzwald“ beim Onlinedienst Instagram, die englische Version „#blackforest“ bringt es sogar auf beinahe eine Million Einträge. Das sind die Zahlen, die Martin Birchmeier von der Agentur Tourismuszukunft Ende Juli in Baden-Baden präsentierte. Jetzt sind sie wahrscheinlich schon höher. Denn Instagram ist das am stärksten wachsende soziale Netzwerk, über eine Milliarde Nutzer weltweit laden dort mittlerweile Bilder und Videos hoch.
„Das Bild des Gastes ist heute digital“, betonte der digitale Stratege Birchmeier und beschrieb einen typischen Schwarzwaldkurztrip am Beispiel der fiktiven 40-jährigen Kathrin. Die lässt sich von Instagram inspirieren, in den Schwarzwald zu fahren, informiert sich über Google, das mit seinen Tipps und Informationen mittlerweile für viele den Reiseführer ersetzt, und sucht sich über das Buchungsportal Booking.com ihre Unterkunft. Vor Ort lässt Kathrin sich Tourenvorschläge von einer Outdoor-App machen, und nach der Reise bewertet sie ihr Erlebnisse natürlich. Alle dabei von ihr genutzten Portale arbeiten mit Nutzerdaten. „Offizielle Daten wie Internetseiten der Destinationen oder Hochglanzprospekte finden bei Kathrin nicht statt“, resümierte Birchmeier und mahnte, über die eigenen Kanäle hinaus zu denken – auch angesichts der wachsenden Rolle elektronischer Assistenten wie Alexa. „Die interessieren sich nicht für unsere Website.“ Der Digitalexperte rät Tourismusbetrieben, den Gästen auf ihre Kanäle zu folgen, eigene Inhalte dafür zur Verfügung zu stellen und technisch so aufzubauen, dass sie von Assistenten verstanden werden. „Es ist ja in unserem Interesse, wenn sie verbreitet werden.“ Allerdings, so Birchmeier, dürfe man nicht glauben, dass man die Geschichten selbst erzählen kann. „Wir brauchen Produkte, die für sich selbst sprechen und die Message in die Welt tragen.“
Über den Schwarzwald als Marke sinnierte Christian Blümelhuber in einem sehr kurzweiligen und unkonventionellen Vortrag. Der gebürtige Bayer, der an der Berliner Universität der Künste Organisationskommunikation lehrt, sieht Marketing als „Versuch, das Verhalten anderer zu beeinflussen“. Und der gelinge nicht über Botschaften. „Man kann Marken nicht verkünden, man kann sie nur erleben“, sagte Blümelhuber. Gäste, die in den Schwarzwald kommen, müssten ihn also positiv spüren. Denn im Gedächtnis blieben vor allem Emotionen, nicht Fakten. „Saudoof“ findet der Marketingexperte es, wenn ein Unternehmen behauptet „innovativ und kundenorientiert“ zu sein. „Man muss es erleben, dann erst kann ein Bild entstehen.“ Wie sich mit bescheidenen Mitteln eine erfolgreiche Marke schaffen lässt, zeigte Blümelhuber am Beispiel des kultigen Amsterdamer Budgethotels Hans Brinker. Und manchmal helfe auch ein bisschen Glück, um richtig auf Veränderungen zu reagieren. Dafür sollte man allerdings seine Scheuklappen ablegen.
Dass die Verwendung von Bildern auch problematisch sein kann, zeigten die anschließenden Diskussionen. So verbietet beispielsweise das Badeparadies Schwarzwald in Titisee seinen jährlich rund 700.000 Besuchern überhaupt Bilder zu machen, um – insbesondere im gänzlich textilfreien Bereich – die Intimsphäre der anderen Gäste zu wahren. Für viele Wellnessbereiche von Hotels gilt das Gleiche. Und auch die neue Datenschutz-Grundverordnung muss im Blick gehalten werden, wenn Informationen freigeben werden.
kat
Bild: Hochschwarzwald Tourismus GmbH