Eine Nische in der Nische: Das war bislang der Markt für Mundschutz laut Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Südwesttextil, dem Wirtschafts- und Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Textilindustrie. Darauf tummelten sich seiner Einschätzung nach höchstens eine Handvoll deutscher Hersteller. Der weitaus größte Teil der Masken wurde in Asien hergestellt, vor allem in China. Manch ein Vorprodukt stammte zum Teil von hier, die Verarbeitung und das Nähen fanden aber vorwiegend in Fernost statt. Auch im Glauben daran, dass man alles just in time bekommt. Diese Gewissheiten hat das Coronavirus gehörig durcheinander gewirbelt. Zunächst gerieten die Lieferungen aufgrund der in China wütenden Pandemie ins Stocken, mit deren weltweiter Ausbreitung explodierte dann auch hierzulande die Nachfrage nach Masken mit den bekannten Folgen: lange Lieferzeiten, hohe Preise, neue, zum Teil dubiose Akteure.
Dutzende regionale Unternehmen haben darauf reagiert, indem sie selbst in die Maskenproduktion eingestiegen sind, von der Änderungsschneiderei bis zum Industrieunternehmen. Darunter sind beispielsweise Apelt (Oberkirch), Fischerkleidung (Schuttertal), Geiger Textil (Bad Säckingen), Gerriets (Freiburg-Umkirch), Lukip (Freiburg), Maryan Beachware (Murg), Novila (Titisee-Neustadt), Schneeweiss (Kippenheim) oder Textil Fab (Emmendingen). Südwesttextil wusste Anfang Mai von 246 Maskenherstellern, die mehrheitlich hierzulande produzieren. 176 dieser Unternehmen bieten einfache Community-Masken (siehe Kasten), 26 fertigen Mund-Nasen-Schutz (MNS), und 44 produzieren FFP-Masken (davon 17 in Deutschland beziehungsweise Baden-Württemberg). Diese filtrierenden Halbmasken, die derzeit vor allem in Krankenhäusern zum Einsatz kommen, werden sonst überwiegend in der Industrie zum Arbeitsschutz eingesetzt.
Wer hat welches Material, wer kann was leisten? Mehrere Initiativen erfragen Kompetenzen, eruieren Kapazitäten und fördern Kooperationen zur Herstellung von Schutzausrüstung. Der Medizintechnikverbund Medical Mountains hat beispielsweise eine „Corona-Drehscheibe“ lanciert und die IHK Südlicher Oberrhein gemeinsam mit der Handwerkskammer Freiburg eine Umfrage gestartet. Der Verband Südwesttextil hat schon Mitte März seine Plattform „place2tex“ als Marktplatz für Schutzsaurüstung zur Verfügung gestellt. Mehr als 400 zumeist baden-württembergische Unternehmen haben sich dort eingetragen. Ihre Kapazität für die Maskenherstellung bezifferte Südwesttextil Anfang Mai auf rund 46 Millionen wöchentlich, davon rund 16 Millionen FFP und gut 20 Millionen MNS (siehe Kasten). Laut Peter Haas haben bislang wenige Hersteller öffentliche Aufträge, die meisten verkauften an andere Unternehmen. Deshalb fordert der Textilverband die Unterstützung der Landesregierung: „Für Investitionen braucht man entsprechende Sicherungen, entweder in Form von Aufträgen oder von Zuschüssen.“
kat
Maskentypen
Maske ist nicht gleich Maske. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unterscheidet folgende Maskentypen:
- „Community-Maske“: Behelfs-Mund-Nasen-Masken (MNM) werden aus handelsüblichen Stoffen hergestellt. Sie unterliegen keiner Testung oder Zertifizierung, gelten nicht als Medizinprodukt oder Schutzausrüstung und sind für den privaten Gebrauch geeignet.
- Mund-Nasen-Schutz (MNS), auch OP-Maske: Medizinischer Mund-Nasenschutz gilt als Medizinprodukt und unterliegt damit dem Medizinprodukterecht (Risikoklasse I). Nach Durchführung eines erfolgreichen Nachweisverfahrens (Konformitätsbewertungsverfahren) können Hersteller sie mit dem CE-Kennzeichen versehen.
- FFP-Masken: Filtrierende Halbmasken („Filtering Face Piece“ –FFP) sind Teil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) im Rahmen des Arbeitsschutzes und haben den Zweck, ihren Träger vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen zu schützen. Es gibt FFP-Masken mit und ohne Ausatemventil. Masken ohne Ventil filtern sowohl die ein- als auch die ausgeatmete Luft, sie bieten daher Eigen- und Fremdschutz. Masken mit Ventil filtern nur die eingeatmete Luft und sind nicht für den Fremdschutz ausgelegt. FFP-2-Masken halten mindestens 95 Prozent gefährlicher Substanzen ab, FFP-3-Masken mindestens 99 Prozent. Hersteller von FFP-Masken müssen ein Konformitätsbewertungsverfahren gemäß PSA-Verordnung (EU) 2016/425 durchführen, nach dessen Abschluss die Produkte mit einem CE-Kennzeichen versehen werden.
kat