Jetzt #könnenlernen! Mit einer neuen, bundesweiten Kampagne unterstützen die Industrie- und Handelskammern ihre Mitgliedsunternehmen in Sachen Employer-Branding und werben für duale Ausbildungen. Zielgruppe: die Generation Z
Deutschlands Unternehmen leiden unter Azubi-Mangel – und es wird immer schlimmer. Einer Umfrage der DIHK zufolge haben 49 Prozent aller Ausbildungsbetriebe im Bereich der IHKs nicht alle Plätze für das Ausbildungsjahr 2023/2024 besetzt. Ein neuer Höchstand. Mehr als ein Drittel der betroffenen Betriebe erhielt keine einzige Bewerbung. Damit fängt der Fachkräftemangel bereits bei den Auzubildenden an.
Ein drängendes Problem. Kein Wunder gibt Christiane Möller, bei der IHK Südlicher Oberrhein Referentin der Geschäftsführung Aus- und Weiterbildung/Fachkräfte, mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Team also richtig Gas, wenn es darum geht, die erste bundesweite IHK-Kampagne mit dem Titel „Jetzt #könnenlernen“ gut nutzbar zu machen für die IHK-Mitgliedsunternehmen. Ziel: Werben für die duale Ausbildung, um diese endlich wieder von der roten Liste zu bekommen. Und am Ende ganz einfach eines: Menschen zusammenbringen.
Millionen Klicks für die Duale Ausbildung
Mit Slogans wie „Was wir mal werden wollen: Stolz auf uns“, „Wirtschaft fängt mit Wir an“ oder „Unser Berufsziel: Mehr Sein als Schein“ auf Großflächenplakaten, Postern, Stickern und in manchen Bundesländern sogar auf Bäckereitüten positionierte die Hamburger Agentur Thjnk (Kunden: Handelsblatt, IKEA, Audi) im Auftrag der DIHK die duale Ausbildung als coolen Move. Dass das wahrgenommen wird, zeigen die Kampagne flankierenden Tiktok-Posts: 4,3 Millionen Klicks muss man erst mal hinkriegen (bei Tiktok unter „die.azubis“).
Es ist die Authentizität der Kampagne, die so gut ankommt: Ob Paul, demnächst Mechatroniker im Bereich Windenergie, oder Anna, die Gestalterin für visuelles Marketing in einem Modehaus lernt – die jungen Leute sind wie 13 weitere mit ihren Geschichten greifbar und vor allen Dingen ehrlich, wenn sie auf der Website www.ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de oder auf Tiktok aus ihrem Ausbildungs- und Berufsschul-Alltag berichten. Am wichtigsten: Sie sind ehrlich begeistert – und das sieht man auch. Unternehmen, die an dieses hochprofessionelle Employer-Branding im Bereich Ausbildung andocken wollen, können sich bei ihrer IHK kostenfrei das Marketing-Paket dafür downloaden. „Die Kampagnen-Motive lassen Platz fürs eigene Logo, können mit dem betriebseigenen Employer-Branding verschmolzen werden und profitieren damit von der Reichweite der bundesweiten Kampagne, die auf mehrere Jahre angelegt ist“, erläutert Christiane Möller.
Der Slogan macht was her
Dass dies möglichst viele Unternehmen tun, wünscht sich auch Selina Jaisser, bei der IHK Schwarzwald Baar-Heuberg als Referentin im Bereich Bildung und Prüfung auch Ansprechpartnerin, wenn es um #könnenlernen geht. „Die Kampagne ist cool“, attestiert sie und sieht sie als ideale Ergänzung für altbekannte Maßnahmen wie Ausbildungsmessen, für die sie und ihre Kollegen auch selbst Messekleidung mit dem Slogan „Ausbildung macht mehr aus uns“ haben bedrucken lassen. Ein paar Dutzend Unternehmen haben sich bei ihr direkt gemeldet, um das (kostenlose) Kampagnenmaterial anzufordern.
Ein Paradebeispiel, dass es sich lohnt, die Generation Z mit der richtigen Ansprache zu erreichen, ist Daniel Steinmetz, 22. Er hat vor einigen Wochen seine zweite Ausbildung abgeschlossen, und sich auch noch gleich einen IHK-Förderpreis geholt. Warum der Automobilkaufmann noch eine Lehre als Berufskraftfahrer draufgesattelt hat? „Die erste Ausbildung hat mich nicht soooo happy gemacht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und weil ich in einem Haus für Nutzfahrzeuge gelernt habe, hatte ich eben immer Kontakt mit den Brummifahrern. Deren Freiheit und Selbstverantwortung waren es, die mich inspiriert haben, diese Ausbildung zu wählen“, erzählt Steinmetz. Heute fährt er für den Baustoffhersteller Saint-Gobain Weber von Merdingen aus quer durch Süddeutschland und wenn er mal aushelfen muss, ist er auch mal drei Tage in der Republik unterwegs.
Helikopter-Eltern?
Seine Generation muss sich oft den Vorwurf gefallen lassen, verwöhnt und faul zu sein. Klischees, findet Christiane Möller. Erlebt Steinmetz die Generation Z so? „Die größte Herausforderung ist es, dass man schon in der Schulzeit irgendwie in Schwung kommt und den dann mitnimmt ins Berufsleben.“ Warum es manchen an Schwung fehlt? „Viele von uns haben Helikopter-Eltern, die ihren Kindern alles abnehmen“, hat Daniel Steinmetz beobachtet. Er selbst zählt die eigenen Eltern nicht dazu: „Ich wurde nicht in die Schule chauffiert, sondern mein Vater ist mit mir als Kind einmalig anfangs den Schulweg abgelaufen.“ In Schwung ist Daniel Steinmetz immer noch: Mit dem Förderpreis der IHK wird er seinen nächsten Karriereschritt anstreben – die Weiterbildung zum Kraftverkehrsmeister.
Menschen wie Daniel Steinmetz bestätigen auch die Erfahrung von Alexandra Thoß, die die Generation Z ebenfalls als „gar nicht so unmöglich“ identifiziert. Deshalb hält die Geschäftsführerin des Fachbereichs Ausbildung der IHK Hochrhein-Bodensee mit ihrer Einschätzung auch nicht hinterm Berg: „Viele Ausbilder aus älteren Generationen verstehen die jungen Leute nicht. Diese jungen Menschen haben eben ein anderes Wertesystem – und vielleicht unterstützt die Kampagne an der Stelle auch, die Generationen zusammenzuführen.“
Die kreative Bühne nutzen
Es sind nicht nur Plakate, Poster und Sticker, die #könnenlernen besonders machen. Es ist vielmehr die Tatsache, dass man „Look and Feel von Tiktok nach draußen bringt“, wie es Jicky von Bechtolsheim vom Außenwerber Walldecaux im Rahmen der Kampagnen-Vorstellung formulierte. Authentischer und zielgruppengerechter könne man nicht kommunizieren. Wer als IHK-Mitgliedsunternehmen diese kreative Bühne nutzen will: www.ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de – oder gleich die eigene IHK kontaktieren. Doris Geiger
Bild ganz oben: Nicht irgendwas werden, sondern in irgendwas richtig gut: Herbert Kreuz von der IHK Südlicher Oberrhein mit einem der Plakatmotiv
Kontakt
IHK Hochrhein-Bodensee:
Alexandra Thoß 07531 2860-131
alexandra.thoss@konstanz.ihk.de
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg:
Selina Jaisser,
07721 922-164 jaisser@vs.ihk.de
IHK Südlicher Oberrhein:
Christiane Möller 0761 3858-169
christiane.moeller@freiburg.ihk.de