Zwei Unternehmerinnen, zwei Generationen, zwei ganz unterschiedliche Geschichten: Anfang März besuchten die aktuelle Präsidentin und die Ehrenpräsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU), Jasmin Arbabian-Vogel und Rosely Schweizer, den VdU-Landesverband. Bei einem Treffen in Freiburg erzählten sie aus ihren Leben und ihren Unternehmen.
Jasmin Arbabian-Vogel (51) hat einen iranischen Vater und eine deutsche Mutter, die iranische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie wurde in Deutschland geboren, wuchs im Iran auf und kam nach dem Abitur wieder nach Deutschland, wo ihre Berufschancen besser waren als in der islamischen Republik. Neben dem Studium der Politik und Sozialpsychologie („klassische Laberfächer“) jobbte sie in der ambulanten Pflege. Mitte der 1990er-Jahre gründete Arbabian-Vogel ihren eigenen ambulanten Pflegedienst in Hannover und spezialisierte ihn auf Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Die Interkulturelle Sozialdienst GmbH beschäftigt heute 160 Frauen und Männer aus rund zwei Dutzend Nationen. Außerdem betreibt die VdU-Präsidentin ein Unternehmen für haushaltsnahe Dienstleistungen, einen weiteren Pflegedienst sowie ein Yoga- und Pilatesstudio. Arbabian-Vogel engagiert sich seit mehr als zehn Jahren im VdU, seit Juli 2017 im Bundesvorstand und seit Juni 2018 als Präsidentin.
Ihre Selbstständigkeit sei „keine lineare Erfolgsgeschichte“, erzählte sie in Freiburg. Der Pflegedienst sei lange nicht stabil gewesen und habe große Kurven erlebt inklusive Kurzarbeit. Die Wende hätten ein Steuerseminar und ein neuer Steuerberater gebracht. Daraufhin habe sie den Betrieb komplett auf den Kopf gestellt und versucht, die Mitarbeiter von den Veränderungen zu überzeugen. Das sei gelungen. „Seither läuft’s“, sagte die Unternehmerin. Macht empfinde sie aber nicht –„ich würde es Leadership nennen“. Arbabian-Vogel definiert Unternehmertum im Sinne von Gestaltungsmöglichkeit und Verantwortung.
Rosely Schweizer (79) wurde in ein großes Unternehmen hineingeboren und wuchs in einem anderen großen Unternehmen auf. Sie ist die älteste Tochter von Rudolf-August Oetker und seiner ersten Frau Marlene. Nach der Scheidung ihrer Eltern lebte Schweizer bei ihrer Großmutter Käte Ahlmann, die nach dem Tod ihres Mannes die Eisengießerei Ahlmann-Carlshütte im schleswig-holsteinischen Rendsburg-Büdelsdorf mit mehreren tausend Mitarbeitern führte und 1954 zusammen mit 30 anderen Unternehmerinnen den VdU gegründet hat. Schweizer selbst arbeitete als Politikerin und Unternehmerin. Sie studierte – gegen den Widerstand ihres Vaters – Volkswirtschaft, saß für die CDU im Gemeinderat sowie im Landtag, wo sie den Vorsitz des Wirtschaftsausschusses übernahm, und leitete nach dem Tod ihres Vaters den Oetker-Beirat.
Sie erinnert sich daran, dass ihre Mutter trotz Promotion 1946 keinen Doktortitel führen durfte, weil der für Gattinen von Doktoren reserviert war. Sie erlebte, dass sogar die Großmutter, die selbst erfolgreiche Unternehmerin war, nur ihre Söhne als Nachfolger in Betracht zog. „Das langsam zu ändern, war unsere Herausforderung“, sagt Schweizer. Von dem Kampf der frühen Feministinnen profitierten die Frauen heute, für die vieles selbstverständlich sei. Die CDU-Politikern Schweizer vertritt in Sachen Frauenförderung durchaus linke Positionen, befürwortet beispielsweise aufgrund der eigenen Erfahrungen eine Frauenquote: „Ich bin eindeutig dafür. Wir können erst zeigen, was wir können, wenn wir drin sind.“
Text: kat
Bilder: VdU/Ulla Rudolphi Kaiser