Das Coronavirus hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Auch die regionale Wirtschaft trägt maßgeblich dazu bei, die regionalen Strukturen zu unterstützen. Dabei stand die Spende von Atemschutzmasken im Vordergrund. Hier einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
„Die erfolgreiche Eindämmung der Coronapandemie hängt ganz entscheidend davon ab, ob es gelingt, möglichst viele Menschen vor Infektionen zu schützen – besonders diejenigen, die in Krankenhäusern oder in Pflegeheimen arbeiten. Deshalb wollen wir unser globales Beschaffungs- und Lieferantennetzwerk nutzen, um in unserer Region einen Beitrag im Kampf gegen das Virus zu leisten“, sagt IHK-Vizepräsident Harald Marquardt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Marquardt GmbH in Rietheim-Weilheim. Das Unternehmen hat den Landkreis Tuttlingen mit 1.000 kostenfreien Gesichtsmasken unterstützt.
Eine wertvolle Initiative, die auch von weiteren Betrieben auf regionaler Ebene durchgeführt wurde. Das zeigt auch die Spendenaktion, die das Sanitärunternehmen Hansgrohe mit Sitz in Schiltach startete und damit seine regionale Verantwortung und lokale Verbundenheit unterstreicht. Die Hansgrohe SE hat insgesamt 4.000 Schutzmasken erworben und hat diese kostenlos regionalen Einrichtungen wie dem Ortenau Klinikum in Wolfach, Offenburg und Lahr sowie Alten- und Pflegeheimen zur Verfügung gestellt. Auch die Stadt Schiltach hat ein Kontingent an Schutzausrüstung erhalten.
1.000 Masken hat die VBM-Produkte aus Sulz der Stadtverwaltung unter anderem für die Sozialstation gespendet, 800 Masken hat die Firma Sterman Technische Systeme aus Peterzell über ihre chinesischen Kontakte besorgt. Unterstützt wurden vier regionale Alten- und Pflegeheime der Region.
Die Häberle Laser- und Feinwerktechnik GmbH & Co. KG aus Schramberg-Sulgen hat aus ihrem Bestand 500 FFP2-Schutzmasken an das Dunninger Pflegeheim St. Veronika der Stiftung St. Franziskus und die überörtlich tätige Sozialstation St. Martin gespendet.
400 Masken hat die Tuttlinger Firma Hilzinger-Thum an das Seniorenpflegeheim Elias-Schrenk-Haus und an die diakonische Jugendhilfeeinrichtung Mutpol übergeben.
Hilfe für Lkw-Fahrer
Äußerst pragmatisch und schnell hat die Firma Straub-Verpackungen in Bräunlingen auf eine besondere Problematik reagiert. „Viele Autobahnraststätten sind inzwischen geschlossen – und damit oft auch die Toiletten. Die Notdurft wird somit für viele Lkw-Fahrer zum Problem“, sagt Geschäftsführer Steffen P. Würth, der wie Harald Marquardt auch IHK-Vizepräsident ist. „Weil wir wissen, was diese Berufsgruppe aktuell für uns leistet, fällt es uns schwer, die Benutzung unserer Toiletten aufgrund aktueller Sicherheitsvorkehrungen abzulehnen.
Deshalb ist damit jetzt Schluss: Am Hauptsitz und auf dem MEZ-Gelände in Bräunlingen sowie in Blumberg haben wir hochwertige Toilettencontainer aufgestellt. Der Körperhygiene und Notdurft steht somit nichts mehr im Wege. Mit dieser Maßnahme sprechen wir unseren Respekt an anliefernde und abholende Fahrerinnen und Fahrer aus – denn den haben sie mehr als verdient.“
bk
Die Minebea Mitsumi Technology Center Europe GmbH mit Sitz in Villingen-Schwenningen spendete 1.000 N95-Schutzmasken an das Schwarzwald-Baar-Klinikum. MinebeaMitsumi-Präsident Yoshihisa Kainuma und Europa-Chef Jörg Hoffmann initiierten die Verteilung von insgesamt 17.000 N95-Schutzmasken rund um die 17 europäischen Standorte.
Die Firma Whirlpools World in Deißlingen-Lauffen hat für die Deißlinger und Lauffener Einwohner 6.000 Masken geordert und diese kostenfrei an die Bürger verteilen lassen. Für die Unternehmerfamilie Knoll, die seit Jahren unter anderem eine Zahnklinik im Himalaya unterstützt, „war diese Spende selbstverständlich“.
2.000 Schutzmasken hat das in Wurmlingen ansässige Unternehmen Bricon gespendet. Die Masken werden laut Bürgermeister Klaus Schellenberg an die Freiwillige Feuerwehr, die Ehrenamtlichen der Nachbarschaftshilfe und an die örtliche Arztpraxis verteilt.
Auch die Schweizer Electronic AG in Schramberg hat aus ihrem hierfür aufgebauten Bestand 2.000 FFP2-Masken an den Landkreis Rottweil gespendet. Außerdem hatte das Unternehmen beschlossen, Mitarbeiter, die ehrenamtlich tätig sind, unter Beibehaltung der Lohnfortzahlung für ehrenamtliche Tätigkeiten beim Kampf gegen Covid-19 freizustellen (siehe nebenstehendes Interview mit CEO Nicolas-Fabian Schweizer).
bk
Interview mit Nicolas-Fabian Schweizer,
Vorsitzender des Vorstands der Schweizer Electronic AG in Schramberg
Herr Schweizer, Sie haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozusagen der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Wie kam das?
In einer solchen Situation müssen wir alle zusammenstehen. Dem Ehrenamt kommt in unseren Gemeinwesen eine herausragende Rolle zu. Jeder Einzelne zählt – jeder Bürger und jedes Unternehmen. Gerade der Mittelstand kann und muss nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten das Rückgrat unseres Landes sein.
Wie sah das denn konkret aus?
Wir haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz, dem Technischen Hilfswerk, der Feuerwehr oder ähnlichen Organisationen tätig sind, auf Anforderung des Landratsamtes wenn irgend möglich sofort unter Beibehaltung der Lohnfortzahlung für ehrenamtliche Tätigkeiten beim Kampf gegen Covid-19 freigestellt. Das gilt auch für eine eventuelle Quarantänezeit nach dem Einsatz.
Glauben Sie, dass durch die Coronakrise ein Wertewandel erkennbar wird?
Unser Mittelstand weiß um seine Verantwortung: für die Mitarbeiter, die Kunden, das Gemeinwesen und den Standort Deutschland. Die Erfahrungen anderer Länder zeigen bereits, dass es einen Weg aus der Krise gibt. Dieser erfordert jedoch Solidarität und unbedingte Disziplin. Und das Danach kann ein besseres Danach sein. Ein Wirtschaften, welches auf neuer Kreativität, Kooperation, Wertschätzung und Vertrauen beruht. Genau die Werte, die den Mittelstand prägen und seit Langem so erfolgreich machen. Es liegt jetzt in unserer Hand.
Interview: Christian Beck
Christian Beck, Pressestelle
Telefon: 07721 922-174
Mail: beck@vs.ihk.de