
Gut anderthalb Jahre Coronakrise – Was haben die Pandemie und ihre Folgen bei der regionalen Wirtschaft angerichtet? Die Vollversammlung der IHK Hochrhein-Bodensee startete Ende Juli mit diesem schweren Thema in ihre Sommersitzung in Schopfheim. Viele Unternehmen wurden heftig getroffen: „Die Veranstaltungsbranche macht noch immer keinen Spaß“, stellte einer der Teilnehmer fest, ein anderer schilderte das massive Problem, jetzt wieder Mitarbeiter für die Gastronomie und Hotellerie zu finden. Auch der starke Preisanstieg bei Rohstoffen und Vorprodukten setzt viele Produzenten derzeit schwer unter Druck. Andere Firmen zeigten sich dagegen robust und kamen gut durch die Krise, konnten sogar investieren und nutzten die Gelegenheit, sich neu aufzustellen. Eine gemischte Corona-Zwischenbilanz des Plenums also. Weil sich aber niemand einen weiteren Lockdown vorstellen konnte und mochte, war allen Rednern die Zuversicht für die kommenden Monate und das nächste Jahr gemein: Es gelte, und das war der Auftrag an das Hauptamt, einen Rückfall in die Verhältnisse vom vergangenen Herbst unter allen Umständen zu vermeiden.
Eine Zuversicht, die IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx in seinem Referat zum neuen IHK-Gesetz gerne aufgriff. Ende Juni hatte der Gesetzgeber dieses auf den Weg gebracht und damit unter anderem präzisiert, zu welchen Themen der DIHK als Spitzenverband – nicht anders als die 79 Mitglieds-IHKs – in der Öffentlichkeit Stellung nehmen darf (mehr zum neuen Gesetz und was es für die Mitgliedsunternehmen bedeutet auf S. 52-53). Das Gesetz beschere den IHKs eine neue (Rede-)Freiheit und damit zugleich eine größere Verantwortung, stellte Marx in seinem Vortrag fest und leitete mit der Frage „Und wie wollen wir diese neue Freiheit künftig einsetzen?“ zum nächsten Punkt des Abends über: Die IHK Hochrhein-Bodensee möchte gemeinsam mit der Vollversammlung und ihren Ausschüssen einen programmatischen Ansatz entwickeln, wie man sich der Herausforderung einer ökologischen Transformation erfolgreich stellt. Denn die sei, so der ganz überwiegende Konsens, angesichts der globalen Klimaveränderung nicht nur unausweichlich, sie erfordere auch mehr denn je eine starke Wirtschaft, die in der Lage sei, die ökonomischen und die technologischen Antworten zu geben. Angesichts europäischer Vorgaben zum Thema Nachhaltigkeit und verfassungsgerichtlich eingefordertem, nationalem Klimaschutz komme da viel auf die Unternehmen zu. Als erste Diskussionsgrundlage hatte Marx für die Sommersitzung der Vollversammlung zehn Standpunkte zur Ökologischen Transformation formuliert. Diese sollen – wenn final diskutiert und ausgearbeitet – der IHK und ihren Mitgliedsunternehmen als gemeinsame Basis und Rahmen für ihre Positionen und Forderungen in vielen künftigen Einzelfragen dienen. Die Thesen reichen von einer gemeinsamen Festlegung zur Tatsache des Klimawandels und seinen anthropogenen Ursachen über das Bekenntnis zur eigenen Verantwortung bis hin zu den Konsequenzen für Investitionsentscheidungen, für die Allokation von Klimaschutz- und Effizienzmaßnahmen und der Berücksichtigung sozialer Gerechtigkeit und Wohlstandssicherung.
Die Diskussion und Weiterentwicklung der Standpunkte sollen der Startschuss sein für einen lebhaften und praxisnahen Austausch der Mitgliedsunternehmen zu einem Thema, das absehbar das Topthema dieses Jahrzehnts sein wird.
Text: uh
Bild: IHK
Bildbeschreibung:
Die Teilnehmer der Vollversammlungssitzung nach getaner Arbeit auf dem Weg zum fröhlichen Abschlussgrillen am IHK-Standort Schopfheim.