Das neuartige Virus SARS CoV-2 fordert nicht nur unser Gesundheitssystem heraus, das sich auf eine nie gekannte Belastungsprobe einstellen muss. Auch Wirtschaft und Gesellschaft gehen durch ein tiefes Tal.
Die Erfahrung der vergangenen Monate hat gezeigt, dass das Virus auf seinem Weg um den Globus – aus unterschiedlichen Gründen, aber im Ergebnis gleichermaßen fatal – unterschätzt worden ist. War es in China die Neigung autoritärer Regime, unangenehme Nachrichten zu unterdrücken, die anfangs wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen ließ, so tut sich Europa mit seiner föderalen Vielfalt und freiheitlichen Grundordnung schwer, schnell, wirksam und flächendeckend die notwendigen, auch einschneidenden Maßnahmen zu treffen und zu implementieren. Und auch in den USA hat alles den Anschein, als hätte man die Entwicklung der Pandemie bislang sträflich vernachlässigt.
In der Konsequenz geht es jetzt nicht mehr darum, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, sondern darum, den Verlauf der Epidemie so einzubremsen, dass das Infektionsgeschehen bewältigt werden kann. Von der Politik verlangt das, einschneidende Beschränkungen der Mobilität durchzusetzen, von der Bevölkerung verlangt es ein hohes Maß an Disziplin und Solidarität, von der Wirtschaft die Hinnahme drastischer Einschnitte bei Umsatz und Ertrag.
Alle Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf dem unmittelbaren Kontakt zum Kunden aufbaut, stehen, soweit sie nicht ohnehin behördlich geschlossen wurden, vor einem faktischen Shutdown jeder Geschäftstätigkeit. Andere leiden unter gestörten oder unterbrochenen Lieferketten in der Produktion oder sind als Zulieferer von der Produktionsunterbrechung der OEMs betroffen. Der Schaden ist im Moment ebenso wenig absehbar wie die Dauer dieser Situation. Allein die Entwicklungen der Pandemie diktiert den weiteren Verlauf.
Der Weg zur Soforthilfe
Unternehmen, die wegen der Coronapandemie in existenzielle Not geraten sind und Soforthilfe der Landesregierung beantragen möchten, müssen dies online machen unter https://wm.baden-wuerttemberg.de/soforthilfe-corona/
Die ausgefüllten Anträge müssen eingescannt oder abfotografiert und dann hochgeladen werden unter www.bw-soforthilfe.de
Einen Überblick über die IHK-Ansprechpartner nach Themen gibt es unter https://www.konstanz.ihk.de/standortpolitik/coronavirus/ihk-telefonliste-nach-themen-4737100
In dieser Situation sind der Staat und seine Institutionen – auch unsere IHK – besonders gefordert.
Der Erfolg bei der Überwindung dieser Krise baut auf drei Säulen:
- Erstens die Implementierung der notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Hier ist die Politik gefordert, aber auch jeder Einzelne, wenn es darum geht, Disziplin und Verantwortung bei der Umsetzung zu zeigen.
- Zweitens die Ertüchtigung des Gesundheitssystems mit allen sachlichen und personellen Ressourcen, die die erwartbaren Fallzahlen verlangen.
- Drittens die Unterstützung aller Unternehmen, denen diese Krise ein Sonderopfer abverlangt. Wer seine Produktion herunterfahren, seine Mitarbeiter nach Hause oder ins Homeoffice schicken oder gar den Betrieb gänzlich schließen muss, braucht schnelle, unbürokratische und maßgeschneiderte Unterstützung, wenn er wieder am Start sein soll, wenn das Ende des Tunnels erreicht ist. Hierher gehören das erleichterte Kurzarbeitergeld, Soforthilfen für Kleinst– und Kleinbetriebe, Mittelständler und Handwerksunternehmen, Stundungen, Tilgungsaussetzungen, erweiterte Kreditlinien sowie steuerliche und andere fiskalische Erleichterungen. Bund und Länder haben dazu Rettungspakete beschlossen, die Industrie- und Handelskammern sind in die Umsetzung eingebunden. Im Miet- und Insolvenzrecht wurden Vorkehrungen getroffen, um einer Kündigungs- beziehungsweise Insolvenzwelle vorzubeugen. Die Hausbanken warten auf die dringend notwendige Entlastung von regulatorischen Vorgaben und Haftungsrisiken, die einer der Krise adäquaten Vergabe von Mitteln entgegenstehen.
Wenn diese drei Säulen stehen, kann und wird das Virus überwunden werden. Die Industrie- und Handelskammern werden ihren Teil dazu beitragen.
Claudius Marx,
Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee
Bild: Adobe Stock – wladimir1804
Link zum Brief von IHK-Präsident Thomas Conrady an alle IHK-Mitglieder