Die Konjunktur kommt nicht von der Stelle. Dieses Fazit zieht Alexander Graf, Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsfelds „Region entwickeln“ der IHK Hochrhein-Bodensee, nach Auswertung der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. Mit 99 Punkten liegt der Konjunkturklimaindex sogar unter dem Landesniveau, und die Erwartungen sind verhalten.
Immerhin 27 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe beschreiben ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 18 Prozent als schlecht. Der mit 55 Prozent größte Teil nennt sie befriedigend. Ähnlich sieht es bei der Ertragslage aus: Aktuell zeigen sich 54 Prozent der Unternehmen zufrieden, 22 Prozent bezeichnen die derzeitige Lage als gut. Von einer schlechten Ertragslage sprechen 24 Prozent. Der Lageindikator liegt mit 109 Punkten unter dem Landesniveau von 113 Punkten.
Industrie mit verringerter Auslastung
Der Indexwert für die Geschäftslage bei den Industrieunternehmen ist gegenüber dem Jahreswechsel fast unverändert. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Geschäftslage als gut einschätzen, ist von 25 auf 26 Prozent gestiegen, 24 Prozent dagegen bewerten sie als schlecht. Gesunken ist der Auslastungsgrad in der regionalen Industrie: Er liegt mit rund 82 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 87 Prozent. Impulse sind auch beim Auftragseingang nicht zu spüren. 34 Prozent berichten von einem Rückgang, 20 von einer Zunahme.
Keine Nachfrageimpulse für den Handel
Nur acht Prozent der regionalen Händler sprechen von „guten Geschäften“. Zu Jahresbeginn lag der Wert bei 17 Prozent. Gleichzeitig steigt der Anteil der Betriebe, die sich in einer schlechten Geschäftslage befinden, von 15 auf 23 Prozent. Rund 60 Prozent verweisen auf gefallene Umsätze. Entsprechend hat sich Einschätzung der Ertragslage bei den befragten Händlern verschlechtert: 52 Prozent bezeichnen sie als befriedigend, 35 Prozent als schlecht.
Dienstleistungsbereich eher schwach
Statt 47 sprechen nur noch 37 Prozent der Dienstleister von einer guten Geschäftslage. Das zeigt sich beim Thema Auftragseingang. Während 25 Prozent ein Plus verzeichnen, berichten 41 Prozent von einem fallenden Auftragsvolumen. Zuvor waren dies nur 30 Prozent.
Weiterhin optimistisch…
Zwar bleiben die Geschäftserwartungen in der Region Hochrhein-Bodensee eingetrübt: 52 Prozent der Unternehmen sehen für die kommenden zwölf Monate gleichbleibende Geschäfte voraus, und 29 Prozent sind da eher pessimistisch. Aber 19 Prozent blicken optimistisch nach vorn – statt zuvor 16 Prozent. Das gilt etwa für Produktionsbetriebe. Dort erhöht sich der Index für die Geschäftserwartungen von 96 auf 99 Punkte. Während 62 Prozent von ihnen von einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf ausgehen (ein Plus von sieben Prozentpunkten), rechnen nur noch 20 statt 25 Prozent mit einem schlechteren Verlauf.
…aber nicht überall
Wenig Hoffnung auf Verbesserung gibt es im Handel. 40 Prozent der Unternehmen blicken pessimistisch nach vorn, 52 Prozent gehen von gleichbleibenden Geschäften aus und nur acht Prozent erwarten einen verbesserten Geschäftsverlauf.
Einen Rückgang dürfte es auch bei den Inlandsinvestitionen geben: Sie liegen deutlich unter dem langjährigen Mittel. Wenn es um Investitionen geht, dann rangiert die Ersatzbeschaffung mit 76 Prozent deutlich vor den Themen Digitalisierung (53 Prozent) und dem Bereich Umweltschutz und Energieeffizienz (40 Prozent). Investitionen in Kapazitätserweiterungen planen gerade einmal 18 Prozent. Dazu passt die Einschätzung beim Thema Personal: Nur 14 Prozent der befragten Unternehmen haben vor, ihren Mitarbeiterstamm in den kommenden zwölf Monaten zu vergrößern, 25 Prozent möchten ihn reduzieren.
Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung
Die schwächelnde Inlandsnachfrage und der Fachkräftemangel sind weiter die am häufigsten genannten Geschäftsrisiken. Steigende Arbeitskosten und die aktuelle Wirtschaftspolitik werden allerdings häufiger als Risikofaktoren bezeichnet. Die Politik ist daher gefordert, Vertrauen zu schaffen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen anzupassen: beschleunigte Planungsprozesse sowie der notwendige Bürokratieabbau wären sinnvolle Werkzeuge. Das Wachstumschancengesetz ist ein erster Schritt. Weitere sind aber notwendig, um einen Aufschwung zu ermöglichen. Dann aktuell kommt die Konjunktur nicht von der Stelle. Dies zeigt sich im wellenförmigen Auf und Ab des regionalen Konjunkturindex‘.
ag
Ausführliche Dokumentation unter www.ihk.de/konstanz