Die Strom- und Energiekosten senken und den Netzausbau weiter vorantreiben, das sind auch im neuen Jahr Top-Forderungen der Unternehmen beim Thema Energie an die Bundes- und Landesregierung. Zu diesem Ergebnis kommt die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg aufgrund einer jährlich durchgeführten Befragung von Unternehmen aller Größen und Branchen.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse wurden Ministerialdirektor Helmfried Meinel und der Landtagsabgeordneten Martina Braun von IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez und IHK-Energiereferent Marcel Trogisch am Rande der Abschlussveranstaltung der Energiescouts bei der Herbert Waldmann GmbH & Co. KG in Villingen-Schwenningen überreicht.
Ergebnisse wenig überraschend
Thomas Albiez zum IHK-Energiewendebarometer: „Das Ergebnis dieser Unternehmensbefragung überrascht uns nur wenig. Gerade die Stromzusatzkosten, bestehend aus Umlagen und Stromsteuer, sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, was sich langsam aber sicher zu einem Standortnachteil entwickelt.“ Dass vor diesem Hintergrund die Umlage zur Finanzierung der erneuerbaren Energie (EEG-Umlage) im Jahr 2019 leicht sinkt, sei zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung. Spürbar günstigeren Strom werde es aber trotzdem nicht geben. Albiez: „Steigende Erzeugungskosten, Offshore-Netzumlage und CO2-Emissionshandelspreise werden die Senkung für den Endkunden wieder aufwiegen.“
IHK-Energiewendebarometer
Die Energiewende ist ein komplexes Projekt mit Einfluss auf den Wirtschaftsstandort Deutschland. Daher hat es sich die IHK-Organisation zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr die Erfahrungen und Einschätzungen in den deutschen Unternehmen unterschiedlichster Größen und Branchen zur Energiewende abzufragen. An der jüngsten Onlinebefragung haben sich unter anderem das unternehmerische Ehrenamt der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Unternehmen aus den Energiearbeitskreisen der IHK und weitere Mitgliedsbetriebe beteiligt.
Grundlage der Auswertung bilden dieses Jahr 2.167 eingegangene Antworten, davon 258 aus Baden-Württemberg. Das Ergebnis wird in einem jährlichen Barometerwert zwischen plus 100 und minus 100 dargestellt. Im Jahr 2018 bewerten die befragten Unternehmen aus Baden-Württemberg die Auswirkungen auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit mit minus 2,4 erstmals wieder deutlich negativer. Die Industrieunternehmen in Baden-Württemberg spüren dabei die Energiewendekosten am intensivsten. So liegt der zugehörige Barometerwert in diesem Jahr bei minus 10,9.
Laut IHK machen die staatlichen Abgaben beim Gewerbestrom und insbesondere bei den Industrieunternehmen zwischenzeitlich etwa 80 Prozent des Preises aus. „Damit übersteigen die Belastungen auf den Strompreis sogar die entsprechenden steuerlichen Belastungen des Benzinpreises“, so Albiez. Die Folgen der hohen Stromkosten seien, dass sich bereits jedes fünfte der befragten Industrieunternehmen in Baden-Württemberg Gedanken über Produktionseinschränkungen oder gar eine Verlagerung mache. „Und anhand der Ergebnisse haben wir ebenfalls sehen können, dass auch in der Region zwischenzeitlich einzelne Unternehmen ernsthaft solche Maßnahmen in Erwägung ziehen“, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Das wiederum geht zulasten heimischer Arbeitsplätze.“
Aber auch das Thema Versorgungssicherheit und der dafür notwendige Netzausbau ist in den Unternehmen ein wichtiges Thema. Bei der Befragung hat bereits jedes vierte Unternehmen aus dem Ländle angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten Probleme bei der Stromversorgung gehabt zu haben. Wie die IHK berichtet, hat das bei einigen Betrieben auch zu einer Beeinträchtigung der Produktion geführt. Dabei sind gerade die statistisch nicht erfassten Stromausfälle unter drei Minuten ein häufigeres Problem als die Ausfälle über drei Minuten.
Wirtschaft bereits sehr aktiv
Neben den Sorgen um die zukünftige Versorgungssicherheit in der Region und die stetig steigenden Energiepreisen ist die regionale Wirtschaft auch sehr aktiv, wenn es um die Themen Energieeffizienz oder Eigenversorgung geht. So haben bereits viele Unternehmen in eigene Energieversorgungskapazitäten investiert, umfangreiche Maßnahmen zur Steigerung der eigenen Energieeffizienz realisiert oder bilden sogar die eigenen Auszubildenden zu Energiescouts aus, wie etwa die Firma Herbert Waldmann.
„Nun ist ganz klar die Politik gefragt, energiepolitische Maßnahmen und rechtliche Rahmenbedingungen so weiterzuentwickeln oder bei Bedarf auch zu korrigieren, dass diese für unsere Unternehmen weiterhin planbar und verlässlich sind“, so Thomas Albiez. Zudem müssten besonders die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland und Baden-Württemberg berücksichtigt werden.
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Marcel Trogisch, Fachbereich Innovation | Technologie
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