Im stetig härter werdenden Wettbewerb müssen Standorte heute optimale Bedingungen bieten, die es den Unternehmen erlauben, nachhaltiger und erfolgreicher zu wirtschaften. Günstige Standortfaktoren beeinflussen nicht nur Ansiedlungsvorhaben und Investitionsentscheidungen positiv, sie wirken auch Abwanderungstendenzen, Produktionsverlagerungen und Betriebsschließungen entgegen.
Um herauszufinden, wo die heimischen Betriebe Stärken und Schwächen sehen, hat die IHK Südlicher Oberrhein zum zweiten Mal nach 2019 in einer repräsentativen Stichprobe im Zeitraum März/April 2021 Unternehmen im gesamten Kammerbezirk Südlicher Oberrhein zu ihrer Meinung befragt. Die Einschätzung wurde anhand von 30 harten und weichen Standortfaktoren aus fünf Kategorien abgegeben. Die Angaben erfolgten nach Betroffenheit, Wichtigkeit und Zufriedenheit mit Blick auf den jeweiligen Faktor. Insgesamt beteiligten sich mehr als 600 Betriebe an der Umfrage.
Das Ergebnis: Die Unternehmer sind mit ihrem Standort insgesamt zufrieden. Über alle Standorte hinweg fällt die Gesamtnote für die Region Südlicher Oberrhein mit 2,75 jedoch etwas schlechter aus als im Jahr 2019 (2,55). Dabei schauen die Betriebe mit geteilter Meinung auf die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren. Unter diesem Aspekt bekommen die jeweiligen Standorte nur die Note 3,00 und damit eine negativere Einschätzung als im Jahr 2019. Auch blicken die beteiligten Unternehmen im Vergleich zu 2019 weniger positiv auf die kommenden Jahre und bewerten die Zukunftsfähigkeit ihres Standortes mit 2,51 (2019: 2,36).
Die am besten bewerteten Standortfaktoren sind das breite Kultur-, Sport- und Freizeitangebot, die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten und die Lebens- und Aufenthaltsqualität (siehe auch Grafik unten). Die deutliche Relevanz im Bereich der Lebensqualität in Verbindung mit einer hohen Zufriedenheit der Unternehmen weist auf einen besonderen Standortvorteil hin, der für die gesamte Region von großer Bedeutung ist.
Die Anbindung an die Autobahn, an den Schienenfernverkehr sowie an den Schienennahverkehr und den ÖPNV wurden ebenfalls positiv bewertet, auch wenn es Unterschiede in der Bewertung innerhalb des Kammerbezirks gibt. In vielen Kommunen werden jedoch der Zustand der Straßen und die generelle Leistungsfähigkeit des innerörtlichen Straßenverkehrs beklagt.
Unzufrieden sind die Unternehmen mit den Standortfaktoren im Bereich Flächen und Wohnen, die neben der Kategorie Fachkräfte die schlechtesten Bewertungen erhalten. Dies drückt sich insbesondere im Faktor Verfügbarkeit von Wohnimmobilien (Miete/Kauf) sowie der Verfügbarkeit und den Miet-/Kaufpreisen der Gewerbeimmobilien/-flächen aus.
Der Handlungsbedarf ist dort besonders groß, wo die Bedeutung hoch und die Zufriedenheit niedrig eingeschätzt wurden. Hier liegen die Versorgung mit schnellem Internet (> 50Mbit) und ein flächendeckendes Mobilfunknetz an erster Stelle. Auch die Standortkosten sind für die Unternehmen ein bedeutsames Thema. Negative Spitzenreiter sind hierbei die Höhe der Energiekosten sowie die Höhe der Gewerbe- und Grundsteuer. Wenig zufrieden zeigen sich die Unternehmen zudem in der Kategorie Verwaltung und Wirtschaftsförderung, insbesondere in Bezug auf die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung, die Bearbeitungsdauer von Genehmigungs- und Antragsverfahren sowie das Angebot digitaler Verwaltungsverfahren. Eine hohe Differenz zwischen Bedeutung und Zufriedenheit besteht außerdem bei der Verfügbarkeit von Fachkräften. Die Erkenntnis ist nicht neu: Der Bedarf der Betriebe an qualifizierten technischen Fachkräften und geeigneten Ausbildungsbewerbern kann oftmals nicht gedeckt werden und zeigt, dass das Thema Fachkräfte eines der wichtigen Zukunftsthemen ist.
kö
Weitere Details zur Standortumfrage finden Sie unter: www.suedlicher-oberrhein.ihk.de/standortpolitik/konjunktur-zahlen-fakten/standortumfrage