Wie können wir mit unseren Kunden in Kontakt bleiben? Das ist für Thomas Wartner aus Waldshut die entscheidende Frage während des zweiten Lockdowns. „Wenn die Kunden gerade nicht in unser Geschäft kommen können, müssen wir eben dorthin, wo sie gerade sind. Und das ist online.“ Mit Webseite, Whatsapp, Facebook, Instagram und einer eigenen App bleiben sie mit ihren Kunden im Austausch. „Wir kommunizieren gegen das Vergessen. Unsere Kunden sollen wissen, wir sind auch während des Lockdowns für sie da.“
Dabei ist Wartners Konzept eigentlich ein ganz anderes. „Was uns auszeichnet, ist die Kombination aus Mode mit ausgewählten Feinkostartikeln und Events. Es geht um den direkten Kundenkontakt. Das stationäre Geschäft macht unseren Erfolg aus. Wir begeistern, schaffen ein Erlebnis, unabhängig davon, ob am Ende etwas verkauft wird oder nicht.“ Thomas Wartner, der gemeinsam mit seiner Frau Anette Wartner das Geschäft führt, ist dennoch nicht entgangen, dass die Digitalisierung auch den Einzelhandel verändert. In den vergangenen Jahren haben sich die Wartners eine treue digitale Community aufgebaut. Auf diese Struktur können sie nun zurückgreifen. „Das war unsere Rettung“, sagt Thomas Wartner.
Ihre Kundinnen haben die Wartners mit ihrer intensiven Kommunikation über die Sozialen Medien erreicht, anders war es bei den Männern. „Die sind mit dem Homeoffice verschwunden“, sagt Thomas Wartner. „Wie kommen wir an die ran, haben wir uns gefragt. Männer lieben Spiel und Spaß. Mit Überraschungsboxen haben wir den richtigen Nerv getroffen, einen Hit.“ Für 50 Euro gab es eine Box mit Herrenkleidung im Wert von 250 Euro plus ein kleines Geschenk, allerdings ohne Umtauschoption. „Bei 95 Prozent der Bestellungen lagen wir genau richtig, obwohl wir nur Angaben zur Größe und ein bisschen zum Stil hatten. Die Rückmeldungen waren phänomenal.“ 150 Boxen haben sie innerhalb kürzester Zeit verkauft. „Es war ein Nullgeschäft“, sagt Wartner. „Aber wir blieben liquide, konnten unsere Lager mit Saisonware etwas leeren und hatten einen bombastischen Marketingeffekt.“
Wer online Geschäfte machen möchte, investiert erstmal viel Zeit und macht Verluste. Das müsse jedem klar sein, sagt Wartner. „Nebenher kann man online keinen Erfolg haben. Wir haben die Öffnungszeiten etwas verkürzt und die Buchhaltung weiter digitalisiert. Die frei gewordene Zeit nutzen wir, um uns über Ideen, Erfahrungen und kommende Onlineaktivitäten auszutauschen.“
Dennoch hoffen die Wartners, bald ihre Kunden wieder persönlich begrüßen zu dürfen. Trotz aller digitaler Bemühungen sind ihre Umsätze aufgrund des zweiten Lockdowns deutlich gesunken. „Im Vergleich zu anderen Händlern stehen wir bestimmt besser da, aber der stationäre Umsatz bleibt unsere Substanz. Der Onlinehandel wird aber eine wichtige Säule bleiben, denn ohne wird es auch nach dem Lockdown nicht mehr gehen.“
hw