Kleine und mittelständische Betriebe haben meist einen anderen Informationsbedarf als große Unternehmen. Kleine Tipps können deshalb schon einen großen Nutzen bringen. Auf dieser Doppelseite möchten wir Ihnen wertvolle Hinweise geben – und sind Ihnen dankbar für Ihre Fragen, die wir Ihnen gerne beantworten (ratgeber@vs.ihk.de).
In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sind bereits mehrere tausend Photovoltaikanlagen unterschiedlicher Größe in Betrieb. Diese Anlagen ersetzen bei der Stromerzeugung fossile Energieträger, senken so den CO2-Ausstoß und leisten einen wertvollen Betrag zum Klimaschutz. Strom aus einer eigenen Solarstromanlage – das bedeutet außerdem Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen und möglichen Versorgungsschwankungen.
Ob eine Photovoltaikanlage sinnvoll realisiert werden kann, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. So ist beispielsweise bei einer Investitionsentscheidung zu berücksichtigen, dass ab dem Datum der Inbetriebnahme die Vergütung für eingespeisten Strom nur für die Dauer von 20 Jahren gewährt wird. Da viele der Anlagen in der Region aber bereits kurz nach der Jahrtausendwende installiert wurden, wird diese erste Generation im Laufe der nächsten Jahre aus der Förderung herausfallen. Vor diesem Hintergrund haben wir bei einem Experten in der Region zum Thema Photovoltaik nachgefragt.
Bild: Smileus – Fotolia
Nachgefragt
bei Tobias Bacher, Niederlassungsleiter der Energieagentur Schwarzwald-Baar-Kreis und Partner im regionalen Photovoltaiknetzwerk
Herr Bacher, die Bundesnetzagentur vermeldet für das letzte Jahr einen Zubau von rund drei Gigawatt an Photovoltaikleistung. Erlebt die Solarenergie gerade eine Renaissance?
Eindeutig ja. Nachdem die Einspeisevergütungen in den Jahren 2011/2012 immer stärker gesunken sind, haben viele der Photovoltaik den Rücken gekehrt. Erfreulicherweise setzt aktuell eine spürbare Gegenbewegung ein, denn der Markt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Preise für die Anschaffung der Module sind stark gesunken und die Einspeisevergütung hat sich eingependelt – wenn auch auf einem niedrigen Niveau. Und auch politisch wird der Ausbau der Solarenergie in Deutschland und speziell in Baden-Württemberg mit den regionalen Photovoltaiknetzwerken gefördert.
Die zugesicherte Einspeisevergütung endet 20 Jahre nach Inbetriebnahme der Anlage. Viele Anlagenbetreiber stellen sich daher aktuell die Frage, was sie mit der bestehenden Photovoltaikanlage nach dieser Zeit machen?
Die Nutzungsmöglichkeiten sind da vielfältig. Zunächst einmal ist der erste Schritt die Umstellung zur Eigenstromnutzung und hier gleichzeitig die Maximierung des Eigenstromverbrauchs. Der Überschussstrom könnte beispielsweise weiter, jedoch nur noch zu Börsenpreisen eingespeist und direktvermarktet werden. Es gibt auch Modelle einer sogenannten Stromcloud oder die Vermarktung des Stroms in einer Genossenschaft. Das Umweltministerium ist hier aktuell dabei, Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Auch der Einsatz von Stromspeichern zur Erhöhung des Eigenstrombedarfs wäre ein möglicher Ansatz.
Wäre denn eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromnutzung für kleine und mittlere Unternehmen eine Alternative, steigenden Strompreisen zu begegnen?
Gerade wenn man möglichst viel Strom aus der Anlage selbst verbrauchen könnte, was in vielen Betrieben dieser Größenordnung wahrscheinlich ohne weiteres möglich wäre, lohnt sich eine Photovoltaikanlage durchaus. Je nach Anlagentyp und Globalstrahlung liegen die Stromgestehungskosten zurzeit zwischen 3,7 und 11,5 Cent pro Kilowattstunde.
Die regulären Stromkosten, die der Stromversorger in Rechnung stellt, liegen gerade bei kleinen Unternahmen teilweise deutlich darüber. Und mit einem Stromspeicher ließe sich der Anteil an selbstgenutzten Strom vermutlich noch zusätzlich hochschrauben. Außerdem haben wir festgestellt, dass viele Betreiber sichtlich stolz auf ihre Anlagen sind und häufig weitere Maßnahmen ergreifen, die Umweltbilanz des Unternehmens kontinuierlich zu verbessern.
Das Interview führte Marcel Trogisch, der auch weitere Infos zur Sache gibt.
Mail: trogisch@vs.ihk.de
In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg unterstützt das Photovoltaiknetzwerk Interessierte und lokale Akteure durch Informationen, Beratungen und regelmäßigen Wissens- und Erfahrungsaustausch mit dem Ziel, Hemmnisse beim Photovoltaikzubau zu überwinden. Regionale Projektpartner sind die Energieagenturen der Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar-Kreis, die Bodensee-Stiftung und der BUND Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Informationsveranstaltung für Photovoltaikanlagenbetreiber:
Dienstag, 22. Oktober, 16 – 17.30 Uhr, IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Romäusring 4, 78050 Villingen-Schwenningen.
Anmeldung unter: www.veranstaltungen-ihk-sbh.de/pv-eeg