Kleine und mittelständische Betriebe haben meist einen anderen Informationsbedarf als große Unternehmen. Kleine Tipps können deshalb schon einen großen Nutzen bringen. Auf dieser Doppelseite möchten wir Ihnen wertvolle Hinweise geben – und sind Ihnen dankbar für Ihre Fragen, die wir Ihnen gerne beantworten (ratgeber@vs.ihk.de).
Viele Betriebe und Soloselbstständige spüren die Auswirkungen der Coronakrise momentan sehr gravierend. Es gibt Unternehmen, deren Umsatz teilweise bis auf null eingebrochen ist. In dieser Ausnahmesituation sind ganz besonders solche Firmen auf finanzielle Hilfen angewiesen, um diese kritische Zeit zu überbrücken. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Dazu haben wir bei IHK-Expertin Marlene Hauser zum Thema Finanzhilfen für Unternehmen nachgefragt.
IHK-Merkblatt
Für einen schnelle Überblick im oft undurchsichtigen Förderdschungel hat die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg in einem IHK-Merkblatt die wichtigsten Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten unter www.ihk-sbh.de/merkblatt_foerderprogramme zusammengestellt.
Nachgefragt bei Marlene Hauser, IHK-Projektleiterin im Bereich Unternehmensförderung
Frau Hauser, für viele Unternehmen ist die sogenannte Soforthilfe Corona, die aktuell von der L-Bank ausgezahlt wird, lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Gibt es darüber hinaus weitere Möglichkeiten, wie Unternehmen finanzielle Hilfe erhalten können?
Ja, die Möglichkeiten gibt es. Zur Deckung von kurzfristigen Liquiditätsbedarfen stehen Betrieben der gewerblichen Wirtschaft und der freien Berufe einige Optionen zur Verfügung. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beispielsweise hat im Zuge der Coronakrise neue Förderansätze festgelegt.
Diese sollen Unternehmen gezielt und möglichst unbürokratisch in der momentanen Zeit unterstützen. Die Ansätze sind hier ganz unterschiedlich. Möglich sind zum Beispiel die Optimierung des Zinssatzes, die Verbesserung der Kundenbonität sowie die Risikoentlastung für die begleitende Bank. Dafür wurden bestehende Kreditprogramme der KfW modifiziert und ein neues Programm, der sogenannte KfW-Schnellkredit, entwickelt. Denn eins ist aktuell besonders wichtig: Unternehmen benötigen einen schnellen Zugang zu finanziellen Hilfen.
Sie sprachen gerade die Risikoentlastung für die begleitende Bank an. Diese war in den letzten Wochen ein sehr großes Thema. Was ist daher das Besondere an dem KfW-Schnellkredit?
Der KfW-Schnellkredit 2020 steht Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern zur Verfügung. Er wird zu 100 Prozent durch eine Garantie des Bundes abgesichert. Diese Maßnahme erhöht für den Kreditnehmer deutlich die Chance, eine Kreditzusage zu erhalten. Da sich das finanzielle Restrisiko der Hausbank auf die KfW verlagert, kann die Hausbank eine schnellere Überprüfung des Kreditantrages gewährleisten.
Sie betreuen neben den Themen der Unternehmenssicherung auch die Existenzgründung. Was raten Sie Unternehmen und Gründern, mit welch weiteren KfW-Förderkrediten sie sich aktuell beschäftigen sollten?
Über die bereits genannten Optionen hinaus bietet die KfW zudem den Unternehmerkredit für all die Unternehmen, die länger als fünf Jahre am Markt sind.
Für Unternehmen, die dagegen jünger sind, nämlich zwischen zwei und fünf Jahren, gibt es den sogenannten ERP-Gründerkredit Universell. Dieser kann sowohl für Investitionen als auch die laufenden Kosten beantragt werden. Beide Kreditprogramme beinhalten für das Jahr 2020 Sonderkonditionen. Die Zinsen wurden hierzu für kleine und mittlere Unternehmen auf zwischen 1,0 und 1,46 Prozent festgesetzt, immer abhängig von der sogenannten Bonitäts- und Besicherungsklasse des Antragstellers. Vergessen werden darf hier jedoch nicht: Das letzte Wort über die Zusage hat die Hausbank, da sie ein Restrisiko mitträgt. Hier könnte ich mir vorstellen, dass ein Ansatz ähnlich dem KfW-Schnellkredit für kleinere Betriebe bei den Banken zu einer höheren Bewilligungsquote führen könnte.
Wir haben gesehen, die verfügbaren Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Doch viele Betriebe stellen sich jetzt sicherlich die Frage, wo sie diese Kredite beantragen können und wie dies genau von statten geht.
Grundsätzlich können die Unternehmen die Kredite nicht direkt bei der KfW beantragen. Der erste Weg führt daher immer zur eigenen Bank oder einem Finanzierungspartner der eigenen Wahl.
Wer hier gut vorbereitet ist, spart wichtige Zeit. Der eigentliche Kreditvertrag wird dann mit dem Partner vor Ort abgeschlossen, der dann auch die Organisation der Kreditbeantragung übernimmt. Die KfW prüft anschließend die eingereichten Unterlagen und entscheidet über die Förderung.
Interview: Christian Beck.
Wir sind jederzeit für Sie da
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