Qualitätskontrolle, Gesundheit, Umwelt: Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in allen Bereichen. Doch in der Öffentlichkeit und auch in der Politik ist sie nach wie vor umstritten. Mehrere Hochschulen im Dreiländereck befassen sich nun mit einem konkreten Thema: dem intelligenten Stromzähler.
Der Markt macht heute nur fünf Milliarden Dollar aus, aber bis 2025 werden es 60 Milliarden sein. Das können wir nicht ignorieren“, bemerkte der Präsident der Region Grand Est, Jean Rottner, schon im Jahr 2019 zum Thema Künstliche Intelligenz. Deshalb fördert die Region Grand Est die Umstellung auf KI-Technologien – mit einem auf fünf Jahre angelegten Paket ausgestattet mit einem Budget von 350 Millionen Euro. Arbeitgeber können pro Einstellung eines KI-Experten bis zu 50.000 Euro Fördermittel erhalten. Das Projekt richtet sich auch an die europäischen Nachbarn, sowohl für Stellen in der Wirtschaft als auch in den Universitäten. 2020 hat die Universität Straßburg einen Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz in der Industrie geschaffen, an dem insbesondere die auf beiden Seiten des Rheins präsente Hager Group beteiligt ist.
KI hilft, den optimalen Zeitpunkt zu finden
Sollte das Thema grenzüberschreitend behandelt werden? Djaffar Ould-Abdeslam, forschender Dozent an der Universität Haute Alsace (UHA), befürwortet die Frage mit einem Ja: „Wir arbeiten schon lange mit deutschen Universitäten zusammen. Die Stilllegung des Kernkraftwerks in Fessenheim zeigt doch, dass wir bei Energieprojekten zusammenarbeiten müssen. Unsere Kompetenzen ergänzen sich hervorragend.“ Djaffar Ould-Abdeslam leitet das Interreg-Projekt „Smart Meter Inclusif“, an dem neun Hochschulen und sechs Unternehmen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz beteiligt sind.
Ziel ist es, den Nutzern ein intelligentes Tool zur Verfügung zu stellen, mit dem sie den Verbrauch ihrer Elektrogeräte erfassen und vorhersagen können. „Wenn Sie zum Beispiel Solarmodule haben, kann das Tool die Batterie Ihres E-Autos aufladen oder den Warmwasserspeicher auffüllen, anstatt den Strom in den Kreislauf einzuspeisen, wenn der Preis gerade nicht vorteilhaft ist.“
Auf Vorbehalte von Verbauchern eingehen
Die Technologie ist weiter fortgeschritten als ihre Akzeptanz bei den Verbrauchern. Im Gegensatz zu Deutschland hat Frankreich die Stromzähler der Haushalte im Schnellverfahren ausgetauscht. Ende 2021 werden 35 Millionen Haushalte mit dem Stromzähler Linky ausgestattet sein, den das staatliche Unternehmen Enedis vertreibt.
Doch die Installation verläuft nicht immer reibungslos. Françoise Simon, ebenfalls forschende Dozentin an der UHA, arbeitet an der Akzeptanz dieser oft noch umstrittenen Technologie. „Vor allem gibt es Befürchtungen wirtschaftlicher Art. Die Haushalte befürchten, dass ihre Stromrechnung steigen wird. Aber sie sorgen sich auch um den Datenschutz. Wir haben eine Umfrage bei Wohnungsbesitzern durchgeführt. Fast die Hälfte hat bei Enedis ein Konto übers Internet eröffnet, aber nur 20 Prozent von ihnen sind bereit, ihre Daten zu teilen.“
Für Djaffar Ould-Abdeslam könnte eine lokale Datenspeicherung die Lösung sein. Auf diese Weise könnte der intelligente Stromzähler den Stromverbrauch optimieren, ohne die Daten an den Betreiber des Stromnetzes weiterzuleiten. „Die Verbraucher müssen sich für die Technologie interessieren und sie sich aneignen. Wenn die Nutzer sie nicht annehmen, erreichen wir unser Ziel nicht.“
Text: Pierre Pauma
Übersetzung: Barbara Selbach
Bild: Djaffar Ould-Abdeslam
Bildbeschreibung:
Solarmodule, die den richtigen Moment für das Aufladen des E-Autos oder für den Verkauf von Solarstrom erkennen: Möglich wird das durch KI-Technologie.
Die WiS arbeitet mit der elsässischen IHK-Zeitschrift „Point éco“ und dem Wirtschafts-magazin „Wima“ der IHK Karlsruhe zusammen und veröffentlicht gemeinsame Beiträge
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