Während etwa Hotellerie, Gastgewerbe und Touristik weiter mit den Folgen der Coronapandemie ringen, bessert sich die Stimmung in vielen anderen Branchen. Das lässt in der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage die Kurven wieder steigen.
Nachdem die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Jahr 2020 um 4,9 Prozent gesenkt haben, befindet sich das Land gesamtwirtschaftlich wieder auf dem Pfad der Erholung. Für das laufende Jahr rechnet die Bundesregierung mit einem Anstieg von 3,5 Prozent, so dass im Laufe des kommenden Jahres das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden könnte.
Weiterhin bleibt es aber dabei, dass die wirtschaftliche Lagebewertung in den einzelnen Branchen höchst unterschiedlich ausfällt. Das belegt auch die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage. Für sie wurden 873 Unternehmen aus dem Kammerbezirk Südlicher Oberrhein im April unter anderem zu ihrer Geschäftslage und ihren Erwartungen befragt.
Während die Industrie einen steigenden Auftragseingang aus dem In- und Ausland verzeichnet und so auch die unternehmensnahen Dienstleistungen in ihrer konjunkturellen Entwicklung antreibt, bleibt die Lage in vielen konsumentennahen Dienstleistungsbranchen kritisch. Zahlreiche Betriebe des Einzelhandels, des Hotel- und Gastgewerbes sowie der Touristik bekommen erst nach mehreren Monaten mit den nun sinkenden Inzidenzen eine Perspektive, ihr Geschäft wieder profitabel betreiben zu können.
In Summe lässt sich nichtdestotrotz eine im Vergleich zum Jahresbeginn verbesserte konjunkturelle Gesamtsituation attestieren. Immerhin 42 Prozent der befragten Unternehmen geben nun wieder an, eine gute Geschäftslage zu haben, nur noch 24 Prozent bezeichnen sie als schlecht. In der Folge steigt der Index der Geschäftslage zum dritten Mal in Folge an, von 7 auf 17 Punkte (siehe auch Grafik oben).
Noch deutlicher fällt die Stimmungsaufhellung mit Blick auf die kommenden zwölf Monate aus: von -5 Punkten zu Jahresbeginn macht der Index der Geschäftserwartungen einen großen Satz von 23 Punkten. Erstmals seit Beginn der Pandemie schauen die Unternehmen der Region demnach wieder überwiegend mit Optimismus in die Zukunft.
Größere Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt wurden trotz des konjunkturellen Einbruchs des vergangenen Jahres dank beschäftigungssichernder Maßnahmen wie dem Kurzarbeitergeld bisher vermieden. Weiterhin liegt die Arbeitslosenquote im April 2021 mit vier Prozent aber klar über dem Vorkrisenniveau. So hatte im April 2019 der Kammerbezirk Südlicher Oberrhein noch eine Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent.
Darüber hinaus bleiben die Unternehmen bei ihrer Personalplanung weiterhin überwiegend defensiv. Nur 13 Prozent planen Neueinstellungen, 21 Prozent wollen ihre Personalkapazitäten hingegen verringern. Nicht nur die im Zuge der Krise stark gebeutelten Dienstleistungsbranchen rechnen mit rückläufiger Beschäftigung, auch in der Industrie ist der Index noch immer knapp im negativen Bereich.
Die Ausnahme stellt hier die Bauwirtschaft dar, die sich noch immer auf Expansionskurs befindet. Letztlich bleibt jedoch abzuwarten, ob der Restart für die Unternehmen, die in den zurückliegenden Monaten in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt waren, gelingen wird oder ob es im Zuge der Wiedereinsetzung der Insolvenzantragspflicht und dem Auslaufen der Kurzarbeitergeldregelungen nochmals zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen wird.
Dass sich die konjunkturelle Lage zwar gebessert hat, man die Folgen der Pandemie aber bei weitem noch nicht überwunden hat, zeigt auch ein Blick auf die Finanzlage der Unternehmen (siehe Grafik oben). Über alle Branchen hinweg beträgt der Anteil der Unternehmen, die ihre Finanzlage als schlecht oder sogar existenzgefährdend bezeichnen, noch immer 13 Prozent. Dramatisch ist die Situation weiterhin im Hotel- und Gastgewerbe: Fast jedes vierte Unternehmen bangt um die eigene Existenz. Weitere 37 Prozent weisen eine schlechte Finanzlage auf. In der Bauwirtschaft und der Industrie hingegen ist die Lage wesentlich entspannter: in beiden Branchen bezeichnen mehr als 96 Prozent der Unternehmen die eigene Finanzlage als gut oder befriedigend.
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Weitere Details zur Standortumfrage finden Sie unter: www.suedlicher-oberrhein.ihk.de/standortpolitik/konjunktur-zahlen-fakten/konjunktur