Der Direktor der Handelskammer Deutschland-Schweiz, Ralf Bopp, hat die Mitglieder des IHK-Außenwirtschaftsausschusses zu einer Sitzung nach Zürich eingeladen. Und ganz ohne Grund hat der Besuch bei den Schweizer Nachbarn nicht stattgefunden.
In Zürich hat Ralf Bopp den Mitgliedern des IHK-Außenwirtschaftsausschusses in seinem Vortrag die makroökonomischen Daten der Schweiz im Vergleich zu Deutschland und Baden-Württemberg erläutert und darauf hingewiesen, dass „Deutschland längst nicht mehr der Handelspartner Nummer eins für die Schweiz ist“. Die Schweiz orientiert sich bereits seit einigen Jahren stärker global – so stehen die USA exportseitig jetzt auf Platz eins. Auch auf der Beschaffungsseite der Schweiz geht der prozentuale Beschaffungsanteil mit 24,9 Prozent aus Deutschland stark zurück. Das spüren auch die deutschen Unternehmen. In den Fokus der Schweiz rücken stärker die Absatz- und Beschaffungsmärkte USA, China, Italien und Frankreich.
Wettbewerb wird härter
„Für deutsche Unternehmen, die den Schweizer Markt bearbeiten möchten, wird der Wettbewerb um die Schweiz noch härter werden“, sagt Ralf Bopp. Und auch Bernd Seemann von der Aesculap AG und Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses schätzt die Situation so ein, „dass vor allem die Schweiz vom Abschluss zahlreicher Freihandelsabkommen, beispielsweise mit China und Indien stark profitiert, während die Europäische Union (EU) bislang nicht in der Lage ist, ein Freihandelsabkommen mit den USA, Indien, China oder dem Mercosur abzuschließen“.
Trotzdem empfiehlt Ralf Bopp den deutschen Unternehmen weiterhin den Blick auf sehr kaufkräftigen Schweizer Markt. „Dazu benötigt man genaue Marktkenntnisse, Kenntnisse über die Geschäftskultur und Branchenuntersuchungen. Die Handelskammer Deutschland-Schweiz kann dazu Hilfestellung bieten.“
Bilaterale Verträge
Dem Außenwirtschaftsausschuss ist auch der aktuelle Stand der bilateralen Gespräche zwischen der Europäischen Union und der Schweiz sehr wichtig. „Aktuell spricht man über eine Paketlösung der EU mit der Schweiz, das heißt, der Weg der bilateralen Verträge aus EU-Sicht soll fortgeführt werden“, so Bopp. Die EU sei bestrebt, dass die Schweiz zum Beispiel ein Streitbeilegungsverfahren akzeptiere, wovon auch deutsche Unternehmen profitieren können. Andererseits lege die Schweiz ein besonderes Augenmerk auf das Thema „Personenfreizügigkeit“ mit dem Erhalt des Lohnschutzniveaus und der Nichteinwanderung in das Schweizer Sozialsystem.
Bernd Seemann hat den Besuch bei der Handelskammer Deutschland-Schweiz als eine gute Gelegenheit bewertet, aus erster Hand profunde Marktkenntnisse und Marktentwicklungen für die Unternehmen zu erhalten. Außerdem könne auf diese Weise ein besseres Verständnis für wirtschaftspolitische Verhandlungen zwischen der EU und Schweiz bei den deutschen Unternehmen erzeugt werden.
Unternehmen, die sich ein ehrenamtliches Engagement im IHK-Außenwirtschaftsausschuss oder im Arbeitskreis Netzwerk International vorstellen können und so unter anderem die Rahmenbedingungen für die Betriebe in der Region mitgestalten möchten, sind eingeladen, bei einem der nächsten Treffen der beiden Gremien deren Arbeit näher kennenzulernen.
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Bild: Der Wettbewerb um die Schweiz wird härter, so das Fazit des IHK-Außenwirtschaftsausschusses beim Besuch der Handelskammer Deutschland-Schweiz in Zürich.