Neun Ausschüsse mit zusammen rund 300 ehrenamtlichen Mitgliedern arbeiten der Vollversammlung und der Geschäftsführung der IHK zu. In einer Interviewserie befragen wir die jeweiligen Ausschussvorsitzenden zur Rolle, den Themen und Besonderheiten ihrer Ausschüsse. Diesmal: Richard P. Gütermann vom Außenwirtschaftsausschuss.
Warum gibt es einen Außenwirtschaftsausschuss, welche Bedeutung hat dieser im IHK-Bezirk?
Internationalisierung ist ein wichtiger Faktor für die Unternehmen hier in der grenznahen Region. Um auf globalen Märkten sicher und solide bestehen zu können, sind die Vernetzung und der Erfahrungsaustausch ebenso wichtig wie der Zugang zu aktuellen Informationen und die Gestaltung von Rahmenbedingungen. All diese Funktionen erfüllt der Ausschuss.
Wer sind die Mitglieder des Ausschusses?
Besonders der Außenwirtschaftsausschuss zeichnet sich dadurch aus, dass die Mitglieder aus unterschiedlichsten Branchen und Unternehmensgrößen kommen – Voraussetzung ist natürlich eine internationale Geschäftstätigkeit. Hersteller oder Händler sind ebenso dabei wie Dienstleister und ein Vertreter der Zollverwaltung.
Wie wird man Mitglied?
Interessenten können jederzeit zunächst als Gast hinzukommen. Mit jeder IHK-Wahl werden auch die Ausschüsse neu gebildet, und die bisherigen Mitglieder sowie Gäste können sich dann per Wahl bestätigen lassen für die Periode von jeweils fünf Jahren.
Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich?
Wir beschäftigen uns mit allen internationalen Themen, die unsere Mitgliedsunternehmen im Zusammenhang mit dem Auslandsgeschäft haben. Dies beinhaltet Fragestellungen zu Zoll, Finanzierung, Währungsentwicklung, Handelshemmnissen, Bürokratiehürden, EU-Gesetzgebungen, Digitalisierung im Warenverkehr und vieles mehr. Neben dem Warenhandel gewinnt dabei zunehmend der Im- und Export von Dienstleistungen an Bedeutung. Wichtige Themen der letzten Jahre waren zum Beispiel Cross-Border-E-Commerce, die Digitalisierung von Zollprozessen an der deutsch-schweizerischen Grenze sowie ein Einblick in Wirtschaft und Politik der arabischen Länder. Die IHK Südlicher Oberrhein ist Schwerpunktkammer für Frankreich, so haben wir uns natürlich außerdem für einen pragmatischen Ansatz bei den Entsenderegelungen im Grenzbereich eingesetzt. Unsere Themen werden ausgesprochen interaktiv behandelt, sodass ein Input aller im Ausschuss vorhandener Branchen über die jeweiligen Vertreter einfließt. Häufig sind außerdem externe Referenten zu den Fachthemen eingeladen.
Zur Person
Richard P. Gütermann (57) ist Inhaber der Gütermann Handelsvertretung und -beratung in Gutach im Breisgau. Nach dem Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft in St. Gallen und Freiburg hat er unter anderem die Akquisitionsfinanzierung der Rabobank in Frankfurt sowie den Bereich Konsumgüter/Handel bei Gütermann SE in Gutach geleitet, war Mitglied der Geschäftsführung von Burda Direct in Offenburg und hat als Geschäftsführer Vertrieb/Marketing bei der Angela Bruderer AG in Winterthur gearbeitet. Zudem war er Mitglied des Unternehmensbeirates der L-Bank in Karlsruhe. Dem Außenwirtschaftsausschuss der IHK Südlicher Oberrhein gehört Gütermann seit 2001 an, seit 2006 ist er dessen Vorsitzender.
Wie häufig und wo treffen Sie sich?
Wir treffen uns jeweils dreimal jährlich zu zwei turnusgemäßen und einer zusätzlichen Sitzung. Hierzu wählen wir als Austragungsort in der Regel jeweils ein Ausschussunternehmen oder auch IHK-Mitgliedsunternehmen im Kammerbezirk, um neben den Ausschussthemen auch spezifische Fragen und Erfahrungen zum Beispiel bestimmter Branchen direkt vor Ort zu diskutieren. Weitere Tagungsorte waren in den vergangenen Jahren beispielsweise der Euro-Airport Basel-Mulhouse, die Grenzzollanlage Weil am Rhein sowie ein mittelständisches Unternehmen im Elsass. Der Blick hinter die Kulissen wird von allen Seiten geschätzt.
Was hat Sie bewogen, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen?
Diese Ausschusstätigkeit hatte bei uns im internationalen textilen Familienunternehmen seit mehreren Generationen Tradition. Nachdem mein Vorgänger noch in seiner Wahlperiode betriebsbedingt eigenverantwortlich ausschied, stellte ich mich spontan zur Wahl für den Vorsitz und übernahm das Amt im Jahr 2006. Daraufhin wurde ich für die folgenden Wahlperioden bis heute jeweils wieder im Vorsitz bestätigt, wofür ich sehr dankbar bin. Man lernt branchenübergreifend und kann somit Risiken besser einschätzen wie auch Chancen erkennen und für sein eigenes Unternehmen gewinnbringend für die Mitarbeiter und Inhaber positiv einsetzen. Meine Leidenschaft, die Anliegen der regionalen Wirtschaft der Politik zu vermitteln, um im Schulterschluss Gutes für die Region mit ihren Arbeitskräften und Unternehmen zu erreichen, kommt hierbei besonders zum Tragen. Meine Wahl zum Delegierten im DIHK in Berlin von 2005 bis heute unterstützt darüber hinaus dieses Bestreben.
Wie hoch ist Ihr zeitlicher Aufwand?
Der Aufwand ist unterschiedlich hoch. Dieser besteht in der Regel in der Vorbereitung und Durchführung der drei Ausschusssitzungen über das Jahr verteilt. Dazwischen gibt es diverse Arbeitssitzungen mit dem Hauptamt, die sowohl vor Ort, telefonisch oder via E-Mail abgewickelt werden. Darüber hinaus nimmt man als Ausschussvorsitzender ebenso dreimal jährlich an den Sitzungen der Vollversammlung teil, in welcher man einen kurzen Bericht zu Themen gibt, die im Ausschuss erarbeitet wurden. Außerhalb des Kammerbezirkes finden zwei DIHK-Außenwirtschaftsausschuss-Sitzungen und ein- bis zweimal jährlich Veranstaltungen der Auslandshandelskammern in Berlin statt, wie der AHK-Außenwirtschaftstag oder die AHK-Weltkonferenz, zu denen auch Ausschussmitglieder aus den bundesweiten IHKn geladen sind. Positiv gegenüber all dem zeitlichen Engagement steht jedoch der große Nutzen für die eigene regionale Kammer im Hinblick auf das aktuelle Wissen aus Berlin, Brüssel und den Unternehmen regional wie bundesweit als auch die Interaktion in den verschiedenen IHK-Gremien.
Interview: tö
IHK-Ansprechpartnerin für den Außenwirtschaftsausschuss:
Pascale Mollet-Piffert
Telefon: 07821 2703-610
Mail: pascale.mollet@freiburg.ihk.de