Die digitale Transformation in der deutschen Wirtschaft schreitet voran. Viele Betriebe nutzen die Chancen des Wandels und entwickeln neue Prozesse und Dienstleistungen. Die Überführung bestehender Geschäftsmodelle und Produkte in die digitale Welt setzt Unternehmen jedoch noch häufig vor Herausforderungen. Hier setzt die IHK mit ihrem Angebot einer IHK Digital Transformation Map an.
Was braucht ein Unternehmen, um die digitale Transformation erfolgreich zu meistern?
Emmanuel Beule: Im ersten Schritt ist es essenziell, dass die Verantwortlichen das Unternehmen bis in die Tiefe kennen. Dazu kann es nützlich sein, bei der Beschaffung von Software ein klassisches Lastenheft zu erstellen. Entsprechend können Softwarelieferanten zur Implementierung und Abnahme ein Pflichtenheft ausarbeiten. Die Schwachstelle digitaler Transformation ist das ganzheitliche Denken und Planen der Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Diese Fragen werden dabei häufig übersehen: Wo stehe ich gerade, und wo will ich in zehn Jahren hin? Welche Prozesse habe ich aktuell? Welche Prozesse benötige ich zusätzlich? Und welche Prozesse lohnen sich, um sie zu digitalisieren? Wichtig ist, diese Analyse und Zielsetzung zu verschriftlichen.
Wie kann die IHK Digital Transformation Map Unternehmen dabei unterstützen?
Wir haben mit der Digital Transformation Map Methodentools für Unternehmen herausgearbeitet, die helfen, sehr schnell für erste Klarheit zu sorgen. Damit können Unternehmen Maßnahmen planen, wie sie die ersten Schritte machen und sich gezielt auf die nächsten vorbereiten können. In einem Mix aus Online-Impulsen, individuellen Beratungen, Working Books und Leitfäden begleiten wir Unternehmen entweder von Anfang an bei ihrem Wandel in die digitalisierte Welt oder auch mitten in Projekten. Digitalisierung ist nichts Neues für Unternehmen. Unsere Inhalte starten mit der Betrachtung des Segments „Geschäftsmodell und Produkte“.
Was macht ein gutes Geschäftsmodell aus?
Klassisch entstehen Geschäftsmodelle um Produkte herum: Ein neues Produkt wird mit Herzblut entwickelt, und Zug um Zug wird entschieden, wie es verkauft wird. Dadurch fehlt oftmals der Fokus in der anzupassenden Entwicklung der Unternehmenszielsetzung. Besser wäre es, vorab eine Bedürfnisanalyse zu betreiben und zu erforschen, was mein Kunde wirklich von mir braucht. Im nächsten Schritt steht dann die Umfeldanalyse an, bei der das Umfeld und der Wettbewerb unter die Lupe genommen werden. In Zeiten immer dichterer Märkte und globaler Netzwerke wird dieser Part immer wichtiger.
Zur Person
Emmanuel Beule ist Referent für Digitale Geschäftsprozesse bei der IHK Südlicher Oberrhein und damit auch Ansprechpartner für Unternehmen bei der Digital Transformation Map.
Wie bleiben Geschäftsmodelle zukunftsfähig?
Geschäftsmodelle und Produkte sind oftmals so tief in der Unternehmens-DNA verankert, dass es kaum vorstellbar ist, daran etwas zu verändern oder radikal umzustellen. Mit diesem Ansatz müssen wir immer häufiger brechen, denn Märkte wandeln sich mit rasantem Tempo. Um am Markt bestehen zu bleiben, müssen Geschäftsmodelle künftig so flexibel gedacht werden, dass sie sich jederzeit an die Marktbedingungen anpassen und somit auch absichern lassen. Wenn ich diese Flexibilität habe, sehe ich beispielsweise rechtzeitig, wenn es Sinn macht, einen Teil meines Geschäftsmodells aufzugeben, weil es keinen Erfolg mehr bringt oder welchen Teil ich wie digitalisieren kann, um effektiver zu werden. Auch hierbei helfen unsere Modelle, die viele Ansatzpunkte liefern, sich stetig zu hinterfragen.
Welche Rolle spielen dabei Produkte?
Produkte spiegeln die Marke von Unternehmen wider – mit der sich sowohl Mitarbeitende im Unternehmen als auch Kunden identifizieren können. Je stärker emotional eine Marke aufgeladen ist, desto erfolgreicher ist sie am Markt. Mercedes Benz steht für Tradition, Luxus und Komfort. Aldi für tiefe Preise zu guter Qualität. Apple für Lifestyle. Auch bei den Produkten gilt es jedoch, regelmäßig zu analysieren: Welche Produkte können wir in Zukunft mit wirtschaftlichem Erfolg anbieten? Welche innovativen und digitalen Ansätze gibt es, und wie kann ich sie sinnvoll für meine Produkte umsetzen? Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Umstellung von klassischer Software, die vorher einmal gekauft wurde, auf Abomodelle mit Monats- oder Jahreslizenzen. Man koppelt dabei einen Service an das Produkt, und schon wurde das Geschäftsmodell erweitert.
Interview: heo
Bild: denisismagilov – stock.adobe
Zur Einführung der „IHK Digital Transformation Map“ finden zwölf Fachimpulse statt. Der nächste: „Geschäftsmodelle und Produkte“ am 11. November. Informationen zu allen Impulsen und Anmeldung unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de – 5246504
Details zur „IHK Digital Transformation Map“ unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de – 5246390
Kontakt:
Emmanuel Beule
Telefon: 0761 3858-268
Mail: emmanuel.beule@freiburg.ihk.de