Im Konstanzer Konzil fand Ende März die vom Landtag Baden-Württemberg initiierte Gesprächsreihe „Wertsachen – was uns zusammenhält“ statt. Nicole Köster moderierte die Diskussion, bei der sich IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx und Isabelle Lindenfelser von Fridays for Future Konstanz gegenübersaßen.
Wie lassen sich Leben und Wirtschaften in Anbetracht der Klimakrise unter einen Hut bringen? Dieser Frage geht die vom Landtag Baden-Württemberg initiierte Gesprächsreihe „Wertsachen“ nach. Ende März machte sie Halt in Konstanz. Auf dem Podium im Konzil saßen sich Isabelle Lindenfelser von Fridays for Future Konstanz und IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx gegenüber.
Bevor Moderatorin Nicole Köster die beiden Diskutanten auf die Bühne bat, richtete Landtagspräsidentin Muhterem Aras das Wort an die Besucher. Sie verwies auf die Pflicht der politisch Verantwortlichen, „Leben und Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger vor den Gefahren des Klimawandels zu schützen“. Die Schwierigkeit allerdings sei, dass für viele Menschen die Folgen des Klimawandels in einer diffusen und fernen Zukunft lägen, die Furcht vor den Kosten oder Einschränkungen allerdings real und gegenwärtig seien. „Das birgt Konflikte.“ Daher müsse man einen Konsens finden. Dafür stehe die Gesprächsreihe „Wertsachen – Was uns zusammenhält.“
Nach einem kurzen Grußwort von Andreas Osner für die Stadt Konstanz übernahm dann Frank Bräutigam: Der Journalist und Rechtsexperte wurde zugeschaltet und erläuterte die Hintergründe zum Klimaschutzgesetz. Dabei ging er gesondert auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts ein, das dieses Gesetz als verfassungswidrig bezeichnet hatte. „Das betrifft aber nicht das gesamte Klimapaket“, machte er deutlich. „Es greift nur zu kurz!“ Daher müsse die Bundesregierung nachbessern und Vorgaben bis ins Jahr 2050 so definieren, dass nachfolgende Generationen nicht unangemessen benachteiligt würden. Bis dahin will Deutschland klimaneutral sein.
Gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass sowohl Isabelle Lindenfelser als auch Claudius Marx wenig Reibungspunkte entwickeln würden. Man dürfe den Klimaschutz nicht ohne soziale und ökonomische Aspekte betrachten und gegen die Interessen der Bürger durchsetzen. Da waren sich beide einig. „Klimaschutz ohne ökonomische Aspekte ist gar nicht denkbar, da die dafür notwendigen Investitionen immer eine wirtschaftliche Komponente besitzen“, rückte Marx das Bild gerade.
Im Kern gehe es darum umzudenken, machte der IHK-Hauptgeschäftsführer deutlich: „Alles, was wir heute haben und nutzen, basiert darauf, dass wir im größtmöglichen Umfang – meist fossile – Stoffe verbrannt haben.“ Seit zum ersten Mal ein Feuer bewusst genutzt wurde, um eine Höhle zu erwärmen, bis zum heutigen Tage habe der Mensch alles verfeuert, was nur irgendwie brennbar sei. Heute sei uns bewusst, dass wir davon ablassen müssten, noch bevor die jeweiligen Ressourcen aufgebraucht seien, wenn diese Erde für den Menschen bewohnbar bleiben solle. Isabelle Lindenfelser rief in diesem Zusammenhang den neuesten Bericht des Weltklimarats (IPCC) in Erinnerung: Noch sei die Lage nicht hoffnungslos.
Beide legten Wert auf die Feststellung, dass man die Zukunft generationenübergreifend angehen müsse. „Die Frage der Schuld ist nicht das Wichtigste“, sagte Isabelle Lindenfelser. Die Generationen müssten vielmehr so denken wie in einer langjährigen Ehe: „Wenn’s kracht, muss man schauen, dass es für beide gut weitergeht.“ Moderatorin Nicole Köster regte daraufhin eine Paartherapie an, was für Heiterkeit sorgte.
Im Anschluss an die Podiumsrunde wurde das Publikum in die Debatte einbezogen. Hier gab es viele positive Anmerkungen, aber auch konkrete Hinweise und Forderungen an die politisch Verantwortlichen. Mit einer Einlage des Impro-Theaters Konstanz endete der Abend harmonisch.
Text: mrk
Foto: LTBW (Landtag Baden-Württemberg)
Bild: Gruppenfoto mit (von links) Andreas Osner, Bürgermeister und erster Beigeordneter der Stadt Konstanz, Claudius Marx von der IHK, Landtagspräsidentin Muhterem Aras, Isabelle Lindenfelser von Fridays for Future Konstanz, Britta Lutz und Julian Jauch vom Konstanzer Impro-Theater und Moderatorin Nicole Köster.