Das neue Weiterbildungsprogramm der IHK für 2020 ist nun verfügbar. Neben den bewährten Seminar- und Lehrgangsangeboten wurde es um neue Lehrgänge und Themenbereiche erweitert. Diese bilden aktuelle Trends wie Kommunikation und neue Führungsstile ab.
Fragt man Unternehmen nach dem größten Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung, so nennen nahezu 70 Prozent den Fachkräftemangel. Wie aber wird man zu einer derart begehrten Fachkraft? Durch eine fundierte Ausbildung sowie systematische und kontinuierliche Weiterbildung. Das neue Weiterbildungsprogramm der IHK setzt an diesem Punkt an. Praxisnahe Seminare, Zertifikats- und Prüfungslehrgänge der höheren Berufsbildung qualifizieren die Fach- und Führungskräfte von morgen an den beiden Standorten Schopfheim und Konstanz. Von A wie Azubiseminare und Außenwirtschaft oder über F wie Finanz- und Rechnungswesen Führung bis W wie Wirtschaftsrecht für Unternehmer findet man darin für nahezu alle Unternehmensbereiche die geeignete Weiterbildung. „Eine berufliche Weiterbildung wird für Arbeitnehmer und Arbeitgeber immer wichtiger, denn in den meisten Berufen ist immer wieder aktuelles Know-how gefragt“, sagt Johanna Speckmayer, Leiterin der Weiterbildung der IHK (siehe Interview nächste Seite). „Die Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Wandel. Der Job auf Lebenszeit ist selten geworden, stattdessen ändern sich Berufsbeschreibungen und Arbeitsprofile.“ Auch technischer Fortschritt, Globalisierung und Digitalisierung würden Arbeitsmärkte sowie die Anforderungen dafür verändern.
Im neuen IHK-Weiterbildungsprogramm liegt ein wesentlicher Schwerpunkt bei den kaufmännischen und technischen Lehrgängen der höheren Berufsbildung. Dazu zählen die Fachwirte, der Industriemeister und die Betriebswirte. Mit diesen Abschlüssen qualifizieren sich Teilnehmer auf die Stufe 6 und 7 des deutschen Qualifikationsrahmens, die dem Bachelor- beziehungsweise Masterniveau entsprechen. Diese Lehrgänge können durch das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (Aufstiegs-Bafög) mit bis zu 50 Prozent bezuschusst werden. Im Programm finden sich darüber hinaus eine Vielzahl an neuen Zertifikatslehrgängen wie der Bilanzbuchalter international, der E-Commerce-Manager oder die Führungskraft IHK. Die Lehrgänge sind allesamt mit 30 bis 50 Prozent durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Im Seminarbereich gibt es ebenfalls eine neue Rubrik: Das breite Feld der Arbeitssicherheit kann nun auch in der IHK besucht werden und ist als Fortbildung zum Erhalt der Fachkunde nach ASiG 5 anerkannt.
JS/Hw
Download des Programms unter www.konstanz.ihk.de, Dok.-Nr. 116676.
Die Broschüre kann bestellt werden bei:
Landkreis Konstanz:
Michaela Rennhak
Tel. 07531 2860-134
Mail michaela.rennhak@konstanz.ihk.de
Landkreise Lörrach und Waldshut:
Nicole Schmidt
Tel. 07622 3907-266
Mail nicole.schmidt@konstanz.ihk.de
Interview mit Johanna Speckmayer zu den Veränderungen bei der Weiterbildung
„Führung hat mehr Bedeutung“
Frau Speckmayer, Sie sind seit fast 15 Jahren maßgeblich für das Geschäftsfeld Weiterbildung bei der IHK Hochrhein-Bodensee verantwortlich. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Inhaltlich ist ein starker Trend in Richtung Zertifikatslehrgänge zu erkennen. Das sind kürzere Lehrgänge von im Schnitt 50 bis 80 Unterrichtsstunden, in denen sich die Teilnehmer kompaktes Fachwissen zu einem überschaubaren Themenkomplex aneignen. Unser Angebotsspektrum reicht hier sehr breit vom Zollmanager über den Technischen Einkäufer zur Führungskraft IHK. Überhaupt gewinnt das Thema Führung mehr und mehr an Bedeutung in den Unternehmen. Da, wo man um Fachkräfte ringt, möchte man sie gut behandeln und auf ihre Gesundheit und ihre Work-Life-Balance achten. Deshalb werden Führungskräfte umfassender geschult als früher.
Was war früher anders?
Früher absolvierte man einen Lehrgang der höheren Berufsbildung wie den Industriemeister und fühlte sich für sein Arbeitsgebiet auf Jahre hinaus gut gewappnet. Das ist längst nicht mehr so, da zum einen das Wissen sehr schnell veraltet, zum anderen das Thema lebenslanges Lernen endgültig in den Köpfen der Menschen angekommen ist.
Woran liegt das, was sagt das über unsere heutige Arbeitswelt aus?
Unsere Arbeitswelt wurde zu einer sogenannten VUCA-Welt: volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig. Um in dieser Welt bestehen zu können, braucht es neben neuen persönlichen Eigenschaften einen Kenntnisstand im eigenen Fachgebiet, der absolut up to date ist. Hier unterstützen unsere Tagesseminare sehr gut mit praxisbezogenem, absolut aktuellem Know-how.
Neben diesem Faktenwissen scheinen heute aber auch sogenannte Soft Skills immer wichtiger zu werden.
Absolut! Unsere komplexe Welt erfordert immer mehr Teamarbeit, und wo Menschen zusammenkommen, treffen auch verschiedene Charaktere aufeinander. Dann ist plötzlich Feingefühl gefragt. Hier setzen viele unserer Seminare zu Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Wertschätzung und Kommunikation an – sei es für die eigene Achtsamkeit, die Kritikfähigkeit oder das Konfliktmanagement. Und wie ich bereits gesagt habe: Diese Skills werden nicht nur von den Mitarbeitern, sondern auch von den Führungskräften erwartet, die sich dementsprechend fortbilden sollten.
Welchen Nutzen haben Inhouseseminaren für Unternehmen?
Bei Inhouseseminaren gehen wir direkt in das jeweilige Unternehmen. Dieses kann dort die eigenen Schwerpunkte in die Themenstellung einbringen, und wir entwickeln dann gemeinsam einen inhaltlichen Ablaufplan. Das bedeutet, dass ein Inhouseseminar bis hin zur Auswahl des Trainers passgenau und individuell gestaltet und auf die Zielgruppe im Unternehmen abgestimmt wird.
Wie sind Ihre Prognosen für die Zukunft?
Es ist kein Geheimnis, dass die Digitalisierung in Zukunft viele Kräfte binden wird, und dazu gehören auch geeignete Schulungsangebote. In unserem ureigensten Bereich, nämlich dem digitalen Lernen, sind wir seit über zehn Jahren mit der IHK Akademie Digital sehr gut aufgestellt. Hier kann man sich bereits jetzt fast alle Themenbereiche, die wir auch im Präsenzbereich unterrichten, bequem von zu Hause oder aus dem Unternehmen online oder als sogenanntes Blended Learning aneignen.
Interview: doe