Das Artensterben schreitet auch in Baden-Württemberg voran und nimmt dramatische Ausmaße an. Unternehmen, die sich für die heimische Tier- und Pflanzenwelt auf ihrem Betriebsgelände engagieren möchten, aber nicht genau wissen, wie sie das Thema überhaupt angehen sollen, greift eine Gratisinitiative des Naturschutzbundes unter die Arme.
Neben Insekten stehen immer mehr Amphibien und Vögel auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Im Siedlungsraum verdrängen versiegelte Flächen die dringend benötigten Lebensräume. Durch enge Bebauungen, Straßen, Parkplätze und Gewerbeflächen sind offene und bewachsene Böden selten geworden. Die Vielfalt an Pflanzen hat stark abgenommen. Tiere, die auf bestimmte Nahrungspflanzen spezialisiert sind, finden kaum genügend Futter. Käfer, Hummeln oder auch Amphibien können versiegelte und bebaute Flächen häufig nicht überwinden. Damit ist die überlebenswichtige Wanderung zwischen Lebensräumen für sie unmöglich geworden.
Unternehmen können helfen
Um die Biodiversität im Siedlungsraum zu stärken, braucht es Trittsteine: Kleine und große Flächen, die Nahrung und Deckung für verschiedene Arten bieten. Unternehmen können ein Teil der Lösung sein. Auf ihren Arealen schlummern oft große Potenziale für die Stärkung der Artenvielfalt. Den Betrieben diese Potenziale aufzuzeigen, ist das Ziel von „UnternehmensNatur“, einem gemeinsamen Projekt von Naturschutzbund (Nabu) und Flächenagentur Baden-Württemberg. Gefördert durch das Umweltministerium Baden-Württemberg bietet das Projektteam interessierten Unternehmen eine kostenfreie, individuelle Beratung vor Ort an. Im Anschluss erarbeiten die Expertinnen von Nabu und Flächenagentur ein modulares Maßnahmenkonzept für das Unternehmen. Es enthält vielfältige Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung des Geländes. Zu den bewährten Maßnahmen gehören Wildblumenwiesen, Staudenpflanzungen, Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse, Sandlinsen für Wildbienen, insektenfreundliche Beleuchtung oder Versickerungsbereiche für Regenwasser. Wird im Anschluss eine vertiefende Fachberatung benötigt, so kann diese durch das Land Baden-Württemberg mit bis zu 1.500 Euro gefördert werden.
Die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen obliegt dann dem Unternehmen. Dabei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Ungenutzte Ecken werden durch Strukturen aus Sand, Steinen und Totholz rasch zu möglichen Quartieren für Insekten und Amphibien aufgewertet. Begrünte Fassaden und Dächer sorgen für ein angenehmes Mikroklima in den Gebäuden. Und Eingangsbereiche werden mit einer naturnahen Bepflanzung nicht nur zum Anziehungspunkt für Schmetterlinge und Hummeln, sondern auch Teil einer „grünen Visitenkarte“, die Besucher und Mitarbeiter gleichermaßen begeistert.
Text: red
Bilder: Ralf Gensicke
Bilder: Beispiele für begrünte Freiflächen auf Betriebsgeländen: das Daimler-Truck-Werk in Gaggenau.
Jil Munga
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