Um gegen etablierte Giganten zu bestehen, schließen sich Indies, unabhängige Anbieter, zusammen. Auch wenn die Regionen sich zunehmend für die Branche interessieren, beschränkt sich der grenzüberschreitende Dialog noch auf einen Erfahrungsaustausch.
Aus einer deutsch-französischen Initiative ist ein europäisches Projekt geworden. 2016 gründeten Odile Limpach und Thierry Baujard „SpielFabrique“. Limpach ist die ehemalige Geschäftsführerin von Ubisoft Blue Byte, einer Tochtergesellschaft des Videospielriesen Ubisoft, Baujard kommt aus der Filmbranche. Mit der Koproduktion und Kofinanzierung von Filmen aus beiden Ländern ist er vertraut, doch für Videospiele gab es bisher nichts Vergleichbares. Das will SpielFabrique ändern und deutsch-französische und europäische Koproduktionen fördern.
Der Accelerator begleitet erfahrene Studios bei größeren Projekten sogar bis in den afrikanischen Raum hinein. „Wir haben mit jungen Absolventen angefangen“, erinnert sich Thierry Baujard. „Das hat gut funktioniert, doch die Abläufe sind sehr langwierig. Von der Idee bis zur Veröffentlichung eines Spiels können drei Jahre vergehen.“
Baden-Württemberg ist dynamischer als der Grand Est
Den aufwendigen Professionalisierungsprozess haben die Regionen nun teilweise selbst in der Hand, dabei steht SpielFabrique ihnen auch beratend zur Seite. Doch nicht alle starten unter den gleichen Bedingungen. Baden-Württemberg liegt zwar im bundesweiten Vergleich hinter Berlin und Köln, ist aber immerhin Standort für 170 Unternehmen aus der Gamesbranche, darunter auch einiger renommierter: 2017 wurde der Offenburger Publisher Black Forest Games von THQ Nordic aufgekauft. In Karlsruhe sind mehrere Studios sowie der Publisher Gameforge ansässig, der in den 2000er-Jahren durch seine Browserspiele bekannt wurde.
Im Jahr 2021 hat das mit 900.000 Euro dotierte Programm Games BW der MFG Filmförderung 16 Projekte von rund 30 Bewerbern kofinanziert. Für Angela Frank, Unitleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft, ist die regionale Ebene für die Unterstützung von „Erstveröffentlichern“ entscheidend: „Die Landesförderung von Baden-Württemberg ist besonders interessant für kleinere und mittlere Vorhaben von Gamesunternehmen und für Gründerstudios. Die Bundesförderung ermöglicht keine Rückstellungen, die gerade für die kleineren Studios wichtig sind, um den Eigenanteil aufzubringen und die Bundesförderung wird auch nicht an GbRs sondern nur an GmbHs ausgereicht.“
Zusätzlich zu den Subventionen bietet das Programm auch Beratung in den Bereichen Unternehmensführung, Marketing oder Pitching an – Kompetenzen, bei denen die kreativen Köpfe oft Unterstützung oder sogar Schulungen benötigen.
In der Grenzregion sind die Förderangebote für die Videospielbranche noch „sehr uneinheitlich“, räumt Charlotte Monnier ein. Sie ist Mitverantwortliche des Programms CinEuro, das den Film- und audiovisuellen Sektor am Oberrhein und in der Großregion fördert. 2019 hat die Region Grand Est ihr Finanzierungsprogramm ins Leben gerufen, das 2022 durch eine weitere Förderung ergänzt wird: 270.000 Euro für rund ein Dutzend Preisträger. Ein guter Anfang, um Prototypen zu finanzieren, „aber man braucht auch ein Marketingbudget“, betont Thierry Baujard von SpielFabrique. In Ermangelung eines grenzüberschreitenden Projekts hatten die Partner aus Deutschland, Frankreich und Belgien die Möglichkeit, sich bei einem ersten Treffen am 20. April in Namur über Best Practices auszutauschen.
Text: Pierre Pauma
Übersetzung: Caroline Rosique
Bild: Adobe Stock, Gorodenkoff
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