Seit einigen Wochen ist die Initiative „Zielgerade 2030“ am Start. Was hinter dem Gemeinschaftsprojekt der IHK Südlicher Oberrhein und der Energieagentur Regio Freiburg steckt und warum klimaneutral nicht gleich klimaneutral ist.
Der Ansatz von Zielgerade 2030 ist es, dass sich möglichst viele Unternehmen und Kommunen im Rahmen des Bündnisses verpflichten, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden, und dies über entsprechende Schritte auch erreichen. Die Experten der IHK Südlicher Oberrhein und der Energieagentur Regio Freiburg beraten und unterstützen bei dem Prozess. Die ersten Unternehmen sind an Bord (siehe auch Interview), Gespräche mit weiteren Interessierten laufen. Am Anfang des auf mehrere Jahre angelegten kostenpflichtigen Projektes steht für jeden Teilnehmer das Erstellen einer Treibhausgasbilanz und eines daraus resultierenden Maßnahmenplans.
Wichtig ist den Initiatoren des Projektes, dass die angestrebte Klimaneutralität nicht als bloße Kompensation von CO2-Äquivalenten (CO2e) verstanden wird, betont Trix Saurenhaus von der Energieagentur: „Kompensation allein trägt nicht wirklich zum Klimaschutz bei. Da ist man in der Konsequenz schnell beim Greenwashing. Das hilft der Welt nicht weiter.“
Bei Zielgerade 2030 sei das anders, erklärt Damian Wimmer, der das Projekt seitens der Energieagentur leitet. Die Initiative forciert aktiv, dass der CO2e-Ausstoß der Unternehmen und Kommunen maximal vermindert und für die Zukunft vermieden wird. Jahr für Jahr wird die jeweils ausgestoßene CO2e-Menge analysiert und werden Maßnahmen beraten, um den Ausstoß weiter zu reduzieren. Diese Schritte müssen dann umgesetzt werden.
Werden die Teilnehmer des Bündnisses im Jahr 2030 – oder auch schon früher – für klimaneutral erklärt, haben sie durch verschiedenste Maßnahmen ihren eigenen CO2e-Ausstoß auf ein unvermeidbares Minimum reduziert. Erst dann wird diese letzte Restemission ausgeglichen: Pro unvermeidbarere Tonne CO2e wird ein Betrag x in ein zertifiziertes Kompensationsprojekt einbezahlt. Mithilfe dieser Zahlung wird anderorts ein Potenzial zur CO2e-Einsparung gehoben, das ohne diese Zahlung nicht genutzt worden wäre.
„Zusammengefasst funktioniert Zielgerade 2030 also so: Analysieren, Reduzieren, Kompensieren“, stellt Wimmer fest. Denn der effektivste Schutz fürs Klima ist, CO2e gar nicht entstehen zu lassen. Erst dann sollte seine Kompensation in Betracht kommen.
Text: JM
Bild: Adobe Stock
Jil Munga
Telefon: 0761 3858-263
Mail: jil.munga@freiburg.ihk.de
Die nächste Infoveranstaltung zur Zielgerade 2030: am 25. Januar 2022 online, 16 bis 17 Uhr.
Anmeldung: www.zielgerade2030.de
Drei Fragen an…
Michael Faller, Geschäftsführender Gesellschafter von Faller Packaging
Warum sind Sie Teil der Zielgerade 2030?
Wir sind davon überzeugt, dass wir schon heute aktiv werden müssen, um den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen zu können. Faller Packaging wirtschaftet nachhaltig und möchte seinen CO2-Fußabdruck immer weiter verringern. Bereits seit 2003 geben wir deshalb aus Eigeninitiative einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht heraus. Jetzt ist es Zeit, auf der Zielgerade 2030 den nächsten Schritt zu machen.
Die effektive Steuerung von Klimaschutzaktivitäten neben unserem Tagesgeschäft ist natürlich eine Herausforderung. Wir nehmen diese aber gerne an und freuen uns sehr, dass wir bei der CO2-Bilanzierung Unterstützung und neue Impulse erhalten. Gemeinsam mit der IHK und der Energieagentur Regio Freiburg werden wir einen kontinuierlichen Fortschritt bis zur CO2-Neutralität sicherstellen.
Haben Sie schon Klimaschutzmaßnahmen ergriffen?
Faller Packaging bezieht für die Produktion an unseren deutschen Standorten in Waldkirch, Binzen und Schopfheim sowie am Standort in Hvidovre, Dänemark, ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien. Die Energieagentur Regio Freiburg unterstützt uns dabei, dies auch an unseren anderen Standorten zu ermöglichen. Außerdem bestehen unsere Produkte wo immer es möglich ist aus recyclebaren Materialien. Wir unterstützen unsere Kunden aktiv dabei plastikfrei zu verpacken. Natürlich bietet auch unser geplanter Neubau in Waldkirch vielfältige Möglichkeiten für noch nachhaltigere Produktionsprozesse und umweltfreundliches Wirtschaften.
Welche Erkenntnisse erhalten Sie aus dem Auseinandersetzen mit Ihrer CO2-Bilanz?
Das Thema CO2-Bilanz ist bei uns, aber glücklicherweise auch bei unseren Kunden, voll angekommen. Wir erhalten immer mehr Anfragen zum CO2-Fußabdruck unserer Produkte. Zuverlässige Supply-Chain-Partner und Lieferanten werden dazu in Zukunft immer ausführlicher Antwort geben müssen.
Wir sehen deshalb in unserem Engagement im Rahmen von Zielgerade 2030 auch einen Wettbewerbsvorteil.
Interview: JM