Die Ausbreitung des Coronavirus macht sich bei den Unternehmen in der Region deutlich bemerkbar. Die IHK hat hierzu eine Blitzumfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen gestartet. Das Ergebnis: Fast 40 Prozent der Unternehmen im Bezirk der IHK Südlicher Oberrhein verzeichnen demnach bereits Mitte März Umsatzeinbußen.
Überdurchschnittlich stark betroffen sind laut IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon das Gastgewerbe, die Reisewirtschaft und die Logistikbranche. Ein Drittel der Unternehmen klagt zudem über Lieferengpässe. Jeder zweite Betrieb hat die Reisetätigkeit seiner Mitarbeiter eingeschränkt. Die Krisenvorkehrungen liefen in März in vielen Betrieben auf Hochtouren.
Der Lösungsanbieter für pharmazeutische Verpackungen, August Faller in Waldkirch, hat den Werksverkehr auf ein Minimum reduziert, Beschäftigte aus dem Elsass gebeten, zu Hause zu bleiben, den Mitarbeitern alle Dienstreisen und Externen den Zugang zum Gebäude untersagt. Auch Geschäftsführer Michael Faller selbst durfte das Unternehmen zwei Wochen lang nicht betreten, da er seinen Skiurlaub in Südtirol verbracht hatte.
Für das Maschinenbauunternehmen Nela Brüder Neumeister in Lahr birgt der Coronavirus möglicherweise ein Absatzproblem. Geschäftsführer Frank Neumeister zufolge hat das Unternehmen derzeit auch Projekte in China und Südkorea. Sobald die Maschinen dort aufgebaut werden, muss er entscheiden, wie er den Service in diesen Ländern derzeit gewährleisten kann.
Corona-Beratung
Die IHK Südlicher Oberrhein bietet ihren Mitgliedern über verschiedene Kanäle Unterstützung rund um die Coronapandemie. Im Internet hat die Kammer unter der Adresse www.suedlicher-oberrhein.ihk.de/corona viele Informationen zusammengestellt und aktualisiert diese täglich. Außerdem hat sie eine Beratungshotline eingerichtet: die Telefonnummer 0761 3858-823 für wirtschaftliche, die Telefonnummer 0761 3858-824 für rechtliche Fragen. Auch über die E-Mail-Adresse coronaberatung@freiburg.ihk.de und den Chat auf der Homepage können die Unternehmen Kontakt aufnehmen. Anträge auf Soforthilfe müssen online gestellt werden: https://wm.baden-wuerttemberg.de/soforthilfe-corona/
Der Geschäftsführer des Stahlwolleproduzenten Oscar Weil in Lahr, Gregor Grüb, berichtete, dass die für sein Unternehmen wichtige internationale Eisenwarenmesse in Köln, die Anfang März mit rund 3.000 Ausstellern und 5.000 Besuchern aus mehr als 100 Ländern stattfinden sollte, um ein Jahr verschoben wurde. „Der Mehrwert liegt für uns darin, dass wir Kunden und Lieferanten aus der ganzen Welt treffen können, wofür wir sonst sehr viel reisen müssten“, sagt Grüb. Da dies nun nicht möglich war, sollen Besuche – wenn möglich – nachgeholt werden. Der größte schwedische Kunde habe dies aber abgelehnt, er empfange wegen des Coronavirus derzeit keine ausländischen Gäste. Auch eine geplante Israel-Reise wurde verschoben. Allerdings profitiert Oscar Weil auch von der Pandemie: Gregor Grüb berichtete von verstärkten Anfragen nach den Stahlwolle-Reinigungskissen „Abrazo“ von Handelspartnern für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Die meisten Konkurrenzprodukte kommen aus Asien – und da bestehe im Handel die Sorge, dass es Lieferprobleme geben könnte.
Risikogebiete des Coronavirus und Maßnahmen der Länder ändern sich inzwischen fast täglich. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Mitarbeiter zu schützen und dabei gleichzeitig die Produktion aufrechtzuerhalten. „Momentan beschäftigen wir die Mitarbeiter bei uns normal weiter und entscheiden tagesaktuell je nach den aktuellen Entwicklungen. Solange es von den Behörden keine Restriktionen gibt und keine Mitarbeiter tatsächlich erkrankt sind, ist das für uns ein gangbarer Weg. Die Unsicherheit, wie es weitergeht, ist natürlich da“, sagte Andreas Truttenbach, Geschäftsführer des Spezialarmaturenherstellers RMA Rheinau Mitte März.
Die Wirtschaft wird durch das Coronavirus vor große Herausforderungen gestellt. „Für viele kleine und mittelständische Unternehmen zeichnen sich bereits Liquiditätsprobleme ab. Ihre Existenz hängt nun davon ab, dass die unterstützenden Maßnahmen der Bundesregierung schnell und pragmatisch umgesetzt werden“, mahnt Salomon. IHK-Präsident Auer wagt währenddessen einen Blick auf die Zeit nach der Krise: „Sicher wird die Krise auch zum Umdenken führen und mancher Betrieb wird versuchen, dass seine Lieferkette in Zukunft stabiler ist. Der Einkauf wird dadurch vermutlich teurer werden, aber ich denke, wir müssen einfach lokaler werden.“
Text: heo/mae
Bild: ithipone – Adobe Stock
Link zum Brief von IHK-Präsident Steffen Auer an alle IHK-Mitglieder
Beitragsstundung
Eigentlich hätte die IHK Südlicher Oberrhein Mitte April die Beitragsbescheide an die Kleingewerbetreibenden verschickt. Diesen Termin hat die Kammer erst einmal verschoben, der Beitrag wird gestundet