In Deutschland wie in Frankreich hofft die Tourismusbranche, dass sie den erzwungenen Stillstand in diesem Sommer zumindest teilweise wieder aufholen kann. Wie schon 2020 sollen insbesondere Touristen aus dem Nahbereich angesprochen werden. Das erfordert eine gewisse Flexibilität.
„Friedrichsbad! Schon die Römer haben hier gebadet. Das war damals ungefähr das Gleiche wie die Caracalla-Thermen, nur ohne die Franzosen am Wochenende.“ Die virtuelle Führung durch Baden-Baden in Begleitung des Schauspielers Max Ruhbaum soll dazu beitragen, den Kontakt der Kurstadt zu ihren Besuchern aufrechtzuerhalten. Während sich diese Werbeaktion vor allem an Einheimische richtet, werden beim globalen Stadtmarketing auch die ausländischen Besucher einbezogen. Der Internetauftritt von Baden-Baden zeigt, dass die Tourismusbranche schnell und nachhaltig wieder in Gang gebracht werden soll. „Wir haben sehr rasch neue digitale Tools eingeführt“, freut sich der Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH Hansjörg Mair. „Die Eingaben in Suchmaschinen sind um ein Siebenfaches gestiegen!“
Individuelles für Einheimische
Während des Lockdowns waren viele Touristen im Internet unterwegs. Im Sommer werden sie „live“ erwartet, die Reservierungen begannen bereits im Mai. Doch auch dieses Jahr werden die Besucher nicht aus weiter Ferne kommen. „Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf unser Publikum in der Nähe“, fährt Hansjörg Mair fort: „Deutsche, Franzosen, Luxemburger, Belgier, Schweizer, Niederländer… Im Vorjahr kamen vor allem Gäste aus Frankreich und der Schweiz. Dagegen haben wir bis zu 70 Prozent der Gäste aus Großbritannien und 80 Prozent der Gäste aus den USA verloren.“
Im Elsass sieht es ähnlich aus. Marc Levy, Geschäftsführer von Alsace Destination Tourisme, macht nicht nur die Coronakrise für die Flaute verantwortlich, sondern weist auch auf die Beendigung des Interreg-Projekts Upper Rhine Valley hin. Dieses grenzüberschreitende Projekt hat Branchenprofis veranlasst, die Region international als Topdestination zu vermarkten. „Wir arbeiten auch weiterhin zusammen und pflegen die Website des Upper Rhine Valley“, erklärt Marc Levy. „Aber im aktuellen Kontext wäre es gewagt, eine neue, großangelegte Werbekampagne für internationale Gäste zu starten.“
Um ein Publikum anzusprechen, das die Region bereits kennt, hat Alsace Destination Tourisme Rêver d’Alsace herausgegeben. Der unterhaltsame Reiseführer enthält 100 Ausflüge abseits von ausgetretenen Pfaden. „Der Führer richtet sich auch an Durchreisende. Er soll sie anregen, ihren Urlaub zu verlängern oder einen aufregenden Besuch einzuplanen.“ Zu den Angeboten gehört die Entdeckung der Riedlandschaft mit dem Kahn oder ein Besuch des Freizeitparks Petit Prince in der Nähe von Mülhausen.
Der Park, der dem Werk des Schriftstellers und Piloten Antoine de Saint-Exupéry gewidmet ist, musste sein Angebot anpassen: „Wir haben uns für eine vorsichtige Kommunikation entschieden“, räumt Anaïs Wrobel ein, die Marketingdirektorin des Freizeitparks. „Wir warten vor allem darauf, dass an der Grenze wieder optimale Bedingungen herrschen, bevor wir unseren Internetauftritt auf Deutsch lancieren.“
Ein wichtiges Event ist der 75. Geburtstag des „Kleinen Prinzen“, an dem der Freizeitpark über die Grenzen hinaus erstrahlen soll. „Nach der Renovierung unseres Hotels Les Loges erwarten wir zahlreiche Besucher aus Frankreich, aber auch aus dem Ausland.“
Pierre Pauma
Übersetzung: Barbara Selbach
Die WiS arbeitet mit der elsässischen IHK-Zeitschrift „Point éco“ und dem Wirtschaftsmagazin „Wima“ der IHK Karlsruhe zusammen und veröffentlicht gemeinsame Beiträge
wie diesen.
Ein ausführliches Gespräch mit Hansjörg Mair zu den Aussichten der heimischen Tourismusindustrie lesen Sie hier.