Vor 20 Jahren ist in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ein besonderes Bildungsangebot entstanden: Eine Kombination aus dualer Ausbildung und Studium, das sogenannte Studium Plus. Der damalige Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Rudolf Kubach und der Rektor der Fachhochschule in Furtwangen, Reiner Scheithauer, wollten mit dem Studium Plus unter anderem die Nachfrage bei Ingenieursstudiengängen steigern.
Nachgefragt
Alexander Fritz, Ausbildungsberater bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg begleitet das Bildungsmodell Studium Plus von Anfang an.
Herr Fritz, was ist für Sie das Besondere am Studium Plus?
Alexander Fritz: Das Besondere an diesem Studium-Plus-Modell ist die enge Zusammenarbeit von Hochschule, Ausbildungsbetrieben, Berufsschulen und der IHK. Seit Beginn dieses Projekts treffen sich alle Beteiligten regelmäßig zum Austausch. Aus diesem Grund können Probleme bereits besprochen und gelöst werden, bevor diese überhaupt entstehen.
Wie kam es zu der Idee, Ausbildung und Studium in dieser Form zu kombinieren?
Vor 20 Jahren nahm die Anzahl der Studenten stark ab, die vor dem Studium bereits eine Ausbildung absolviert hatten. Der Impuls kam von den Betrieben, welche Führungskräfte benötigten, die zusätzlich zum Studium über fundierte Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen, die in einer dualen Ausbildung vermittelt werden.
Welche Bedeutung hat das Studium nach Ihrer Einschätzung für unsere Ausbildungsregion?
Es bereichert das Bildungsangebot in unserer Region und trägt dazu bei, dass bestens ausgebildete Fachkräfte in der Region verbleiben.
Interview: Miriam Kammerer
Alles begann am 1. September 2002: mit fünf jungen Menschen aus fünf Unternehmen, die innerhalb von 4,5 Jahren eine Ausbildung zum Industriemechaniker und ein Studium im Bereich Maschinenbau abschlossen. Mittlerweile haben mehr als 400 junge Menschen das Studium Plus erfolgreich absolviert und mehr als 50 Unternehmen in der Region bieten einen solchen Bildungsweg an. Weitere Modelle haben sich im Laufe der Jahre etabliert. Studiert wird nach wie vor an der Hochschule Furtwange University (HFU), je nach Studiengang am Campus in Villingen-Schwenningen, Furtwangen oder Tuttlingen.
Dabei sind die ersten beiden Jahre schwerpunktmäßig der Berufsausbildung gewidmet. Eine klassische Woche sieht dann etwa so aus: drei Tage im Betrieb, ein Tag an der Berufsschule und ein Tag an der HFU. Nach zwei Jahren steht die Abschlussprüfung der dualen Ausbildung an und der Fokus richtet sich dann komplett auf das Studium. Voraussetzung für ein Studium Plus sind Fachhochschulreife oder Abitur und ein abgeschlossener Ausbildungsvertrag bei einem der Unternehmen, die das Modell anbieten.
Vorteile bietet das Studium Plus für Unternehmen und Azubis gleichermaßen. Unternehmen binden und entwickeln frühzeitig hochspezialisierte Fachkräfte und Azubis können mit diesem Modell zwei Abschlüsse in relativ kurzer Zeit erlangen und vom ersten Tag an Geld verdienen.
Text: MK
Bild: Adobe Stock – deagreez
Folgende Kombinationen aus Ausbildung und Studium sind möglich:
- Industriemechaniker und International Engineering | Maschinenbau Mechatronik | Medizintechnik – Klinische Technologien
- Elektroniker für Geräte und System und Elektrotechnik in Anwendungen
- Industriekaufleute und International Engineering
- Mechatroniker und Mechatronik und Digitale Produktion
- Zerspanungsmechaniker und Werkstoff- und Fertigungstechnik
- Mathematisch-technischer Softwareentwickler (MATSE) und Allgemeine Informatik
Miriam Kammerer, IHK-Ausbilderin
Telefon: 07721 922-512
Mail: kammerer@vs.ihk.de