Schlechte Schulnoten, Sprachprobleme, Verirrungen im Behördendschungel, Schwierigkeiten bei der Selbstorganisation, Querelen im Betrieb oder in der Familie – es gibt viele Stolpersteine, die jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben schwer machen können. Damit die Ausbildung nicht darunter leidet, geschweige denn abgebrochen wird, gibt es „VerA“. Was dahinter steckt, erklärt Andreas Wießler, seit Januar ehrenamtlicher Regionalkoordinator für den Bezirk Freiburg.
Was genau ist und macht VerA?
Andreas Wießler: VerA ist die Kurzform von „Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“ und ist eine Initiative des Senior Experten Service (SES). VerA hat sich auf die Fahnen geschrieben, Auszubildende, die mit Problemen in der Berufsschule, im Betrieb oder im privaten Umfeld zu kämpfen haben, so zu unterstützen, dass sie dennoch einen erfolgreichen Abschluss hinlegen können.
Wie erhält der Nachwuchs Rückendeckung?
Wir stellen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich bei uns melden, Mentoren zur Seite, ehrenamtliche geschulte Fachleute im Ruhestand. Im Team gehen Senior und Azubi die Probleme an. Wir sind keine klassischen Nachhilfelehrer, wir sind Ausbildungsbegleiter. Wir schauen, dass wir da helfen, wo der Schuh drückt.
Haben Sie mal ein Beispiel?
Ich habe selbst seit anderthalb Jahren zwei Mentees, eine angehende Friseurin und einen Fachlageristen in spe. Wenn einer von ihnen eine Klassenarbeit in den Sand setzt, gehen wir das Ganze nochmal durch. Und wenn Behördenangelegenheiten wie Wohngeld oder Berufsausbildungsbeihilfe anstehen, unterstütze ich bei der Erledigung. Oder ich kontaktiere –mit dem Einverständnis meines Schützlings – die entsprechenden Stellen, wenn es um ausländerrechtliche Fragen geht.
Welche Rolle spielen die Ausbildungsbetriebe?
Sie stupsen im Idealfall Azubis, bei denen sie sehen, dass es nicht ganz rund läuft, mal an. Registrieren können sich die Jugendlichen nur selbst – bei uns kann kein Azubi zwangsweise angemeldet werden – aber die Unternehmen können Tippgeber sein und auf uns aufmerksam machen, genauso wie Berufsschulen.
Was muss der Jugendliche dann tun?
Er füllt ein Onlineformular aus. Ich erhalte dann von der VerA-Zentrale in Bonn Nachricht und unterstütze bei der Suche nach einem passgenauen Partner. Nach dem Matching trifft sich das Team, um zu sehen, ob die Chemie stimmt.
Kostet die Teilnahme an dem Mentorenprogramm etwas?
Nein, die Teilnahme ist für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ebenso wie für ihre Ausbildungsbetriebe und die Berufsschulen kostenfrei. Der SES ist eine Stiftung, die unter anderem aus Bundesmitteln finanziert wird und zu deren Partnern auch der DIHK zählt.
Wie läuft so ein Mentoring klassischerweise ab?
Es gibt keine Vorgaben, wie oft man sich zu treffen hat oder über welche Zeiträume. Das entscheidet das Tandem selbst.
In welchem Gebiet ist VerA tätig?
Grundsätzlich ist VerA ein bundesweites Mentorenprogramm und wird von Bonn aus koordiniert. Mein Bezirk umfasst die Stadt Freiburg und die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen: ein Gebiet von Breisach bis Löffingen, von Müllheim bis Herbolzheim.
Haben Sie noch Kapazitäten frei?
Ja. Wir haben in der Region definitiv noch Kapazitäten frei. Ich bin sicher, dass viele Auszubildende Unterstützung gebrauchen könnten. Bedarf besteht. Die Jugendlichen müssen nur von dem Angebot erfahren – und da kommen die Unternehmen wieder ins Spiel.
Interview: uh
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Andreas Wießler
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