Am 13. März ordnete die Landesregierung die Schließung aller Schulen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus an. Seit Anfang Mai dürfen Lehrgänge der Höheren Berufsbildung unter Einhaltung bestimmter Hygienevorschriften wieder stattfinden.
Von der siebenwöchigen Schließung war auch der gesamte Weiterbildungsbetrieb der IHK Hochrhein-Bodensee betroffen. Dazu gehörten sowohl alle Seminare und Zertifikatslehrgänge als auch die Lehrgänge der Höheren Berufsbildung. Um die Benachteiligung der Teilnehmer während der absoluten Schließung möglichst gering zu halten, hatten Johanna Speckmayer, Leiterin der Weiterbildung bei der IHK, und ihr Team verschiedene Maßnahmen ergriffen. „Nachdem absehbar wurde, dass es sich nicht nur um eine kurzzeitige Schließung handelt, haben wir sofort reagiert“, sagt Speckmayer. So testeten sie zum Beispiel virtuelle Plattformen, versahen Dozenten mit Lizenzen und schulten sie methodisch-didaktisch auf die neuen Medien. Dadurch konnten noch in den Osterferien die ersten virtuellen Klassenzimmer starten. Die anfängliche Skepsis auf beiden Seiten – von Dozenten wie Teilnehmern gleichermaßen – sei schnell einer durchgehenden Zufriedenheit mit den neuen Unterrichtsmethoden gewichen, so die Weiterbildungsexpertin.
Daneben konnte über die E-Learning-Plattform „IHK Akademie Digital“ ein neuer Lehrgang zum Wirtschaftsfachwirt gestartet werden, welcher von Beginn an komplett im Blended-Learning-System konzipiert wurde. Speckmayer erklärt: „Das bedeutet nur wenige Präsenzphasen, ein virtuelles Klassenzimmer, ein Chatroom und das Online-Lernen der Inhalte.“ Dafür hätte sich bereits vor der Coronakrise eine Gruppe von Lernwilligen entschieden, die lieber bequem von zu Hause lerne, als weite Anreisen auf sich zu nehmen. Daneben konnten auch Zertifikatslehrgänge auf virtuelles Lernen umgestellt werden. Für die Teilnehmer des „Zollmanagers“, der „Führungskraft IHK“ und des „Immobilienmanagers“ konnte es direkt weitergehen, ohne viel Zeit zu verlieren.
Mit der 7. Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg vom 2. Mai ist der Unterricht in Lehrgängen der Höheren Berufsbildung unter Einhaltung bestimmter Hygienevorschriften jetzt wieder erlaubt. Lehrgänge auf Fachwirtebene, die Industriemeister sowie die (Technischen) Betriebswirte dürfen also wieder stattfinden. So auch die Prüfungen der Aus- und Weiterbildung. Nicht erlaubt hingegen sind Tagesseminare, Zertifikatslehrgänge et cetera. Für den wieder anlaufenden Präsenzunterricht wurden in der IHK alle Unterrichtsräume auf die neuen Vorschriften umgerüstet. So wurden nötige Aushänge sowie ein Hygieneplan für Teilnehmer und Dozenten erstellt, und die erforderlichen Bodenmarkierungen wurden aufgebracht.
Text: JS/doe
Bild: BullRun – stock.adobe.com
3 Fragen an … Johanna Speckmayer, Leiterin der Weiterbildung
„Zum Lernen gehört auch sozialer Austausch“
Frau Speckmayer, wie denken Sie über die Wiederaufnahme des Bildungs- und Prüfungsbetriebes?
Wir freuen uns sehr, dass der Präsenzunterricht an den zwei Standorten Schopfheim und Konstanz wieder aufgenommen werden kann. Es ist zwar schade, dass Tagesseminare und Zertifikatslehrgänge noch nicht erlaubt sind, doch diese können zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Viel wichtiger ist für uns die Wiederaufnahme der Lehrgänge der Höheren Berufsbildung, deren Stundenpläne durch feststehende bundeseinheitliche Prüfungstermine geregelt sind. Denn jede Unterbrechung wirft die Teilnehmer im Stoff zurück und gefährdet den Prüfungserfolg. Sie können jetzt wieder durchstarten. Und auch sonst soll es so weit wie möglich „normal“ weitergehen – sei dies virtuell oder präsent. Alle für die nächsten Monate geplanten Veranstaltungen sind buchbar und werden in jedem Fall durchgeführt.
Die verordnete Schließung traf die Weiterbildung natürlich hart. Können Sie dennoch auch etwas Positives aus dieser Situation ziehen?
Einen positiven Aspekt hat die Krise: Sie hat uns gelehrt, dass auch der ein oder andere Unterricht in virtueller Form ohne große Anfahrtszeiten effizient sein kann. Ich glaube, die Schulschließung hat viele Dozenten und Teilnehmer in ihren digitalen Kompetenzen vorangebracht und Berührungsängste abgebaut. Für mich ist es durchaus denkbar, dass auch für die Zeit nach der Krise ein virtuelles Angebot fester Bestandteil des Portfolios der Weiterbildung sein wird. Bequem von zu Hause aus und nicht umweltbelastend.
Sie bevorzugen also Blended Learning gegenüber Präsenzunterricht?
Das stimmt so nicht ganz. Ich würde mir eine ausgewogene Mischung aus beidem wünschen. Digitales Lernen hat natürlich viele Vorteile, aber eines steht trotzdem fest: Zum Lernen gehört auch sozialer Austausch und ohne Präsenzphasen wird auch der Unterricht der Zukunft nicht auskommen.
Interview: doe
Informationen und Anmeldung zu den Weiterbildungsangeboten der IHK unter www.konstanz.ihk.de/berufliche-bildung
oder bei Johanna Speckmayer
Telefon: 07622-3907-231
Mail: johanna.speckmayer@konstanz.ihk.de