Der Weg vom Parkplatz zur Feier war lang, aber er war blumig. Rund 750 Gäste des „Summerfäschds“ der IHK, das diesmal auf der Landesgartenschau in Lahr stattfand, flanierten an diesem warmen Hochsommerabend im Juli an bunten Beeten vorbei zur Blumenhalle.
Während sich in der Abendsonne die Tische und Stühle im Carré füllten, wuchs die Schlange durstiger Spaziergänger an der Ausgabe des Begrüßungsdrinks. In der Halle bereiteten sich derweil die Teilnehmer des Sommertalks auf ihren Auftritt vor: Bernd Dahlinger, der die auf edle Verpackungen spezialisierte Ch. Dahlinger GmbH & Co. KG seit 1989 in fünfter Generation leitet, Ulrich M. Kipper, der im Jahr 2000 die auf biometrische Anwendungen (Zahlen per Fingerabdruck, Finger statt Schlüssel) spezialisierte Firma IT-Werke gegründet hat, und Steffen Auer, der nicht in seiner Rolle als IHK-Präsident, sondern als geschäftsführender Gesellschafter der Großhandlung Schwarzwald-Eisen an der Runde teilnahm. Alle drei Unternehmer hatten Heimvorteil, sie kommen aus Lahr, und um die Stadt drehte sich das Gespräch. „Lahr: Gestern, heute, morgen“, lautete das Thema.
Dass sich das Gestern auch mit schlechten Erfahrungen verbindet, wusste Dahlinger zu berichten. Sein Familienunternehmen kämpfte um die Jahrtausendwende herum mit immensem Preisverfall infolge zunehmender Konkurrenz aus Billiglohnländern und zog 2002 die Notbremse: Die Produktion in Lahr wurde geschlossen. Die unbequeme Entscheidung war der Wendepunkt, seither entwickelt sich das Unternehmen sehr positiv, weil es flexibler auf Kundenwünsche reagieren kann. „Die Transformation hat nur funktioniert, weil die Mitarbeiter sich auf die Veränderungen eingestellt haben“, betonte Dahlinger.
Auch Steffen Auer hat 2008 ein traditionsreiches Familienunternehmen übernommen und auf den Weg in die Zukunft vorbereitet. Im Fall von Schwarzwald-Eisen bedeutete das: Es musste wachsen und investieren, um gute Einkaufspreise erzielen und damit am Markt bestehen zu können. Steffen Auer hat in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Standorte und Mitarbeiter vervielfacht und den Umsatz auf rund 70 Millionen Euro gesteigert.
Die Ideen, mit denen Ulrich Kipper vor knapp 20 Jahren startete, sind heute alltäglich. Selbst das Smartphone reagiert auf Fingerabdruck. Schwer vorstellbar also, wie steinig der Weg anfangs war. 2003 gab es in Offenburg das erste Geschäft weltweit, in dem man mit dem Finger bezahlen konnte – dank der Technologie der IT-Werke, die heute Branchenführer in der Biometrie sind. Die Stadt Lahr hat der aus Gengenbach stammende Kipper dabei immer hilfreich empfunden. Er wünscht ihr, „dass sich die Freundlichkeit der Blumenstadt mit den Anforderungen des Innovationsstandorts paart“. Dann gelinge die Konversion.
kat
Bild: Petra Enghauser