Welche Rolle spielen Bildungseinrichtungen für einen Wirtschaftsstandort? Welche Impulse können von Bildungsprojekten ausgehen? Ließe sich damit auch dem Leerstand in der Innenstadt entgegenwirken? Interessante Fragestellungen, mit denen sich kürzlich Wirtschaftsförderer und Citymanager der Region auf Einladung der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg beschäftigt haben. In den Experimentierwelten im Rottweiler Neckartal, initiiert vom Campus Schule-Wirtschaft Region Rottweil, werden naturwissenschaftliche Phänomene erlebbar. Kindern und Jugendlichen diese näherzubringen, ist das Ziel des außerschulischen Bildungsangebots, das darüberhinaus eine ganze Menge Potenzial hat.
„Bildungsprojekte mit der Wirtschaft sind standortpolitische Impulse“, erläutert Philipp Hilsenbek, bei der IHK verantwortlich für den Geschäftsbereich Standortpolitik. „Sie wecken das Technikinteresse der Jugend, sie unterstützen das Bildungsmarketing der Betriebe, sie differenzieren den Standort zu Nachbarregionen.“ Aus vermeintlich kleinen Bildungskooperationen könnten regionale Leuchttürme entstehen.
Referentinnen des Nachmittags waren die Hausherrin und Geschäftsführender Vorstand der Experimentierwelten, Christine Schellhorn, sowie Bärbel Renner, die bei der experimenta in Heilbronn, dem größten Science-Center Deutschlands, als Bereichsleiterin für Marken- und Veranstaltungsmanagement, PR, Personal und Besucherservice verantwortlich zeichnet.
Schellhorn betonte, dass es bei der Umsetzung von Ideen sehr stark auf die Gemeinschaft und das gemeinsame Entwickeln von Ideen ankomme. Das Netzwerk Schule-Wirtschaft ist über die Jahre eine Institution im Landkreis geworden. Aktuell zählt es mehr als 100 Mitglieder. Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen der Industrie, der Dienstleistung und dem Handwerk sind ebenso dabei, wie Bildungseinrichtungen von der Förderschule bis zur Hochschule, sowie wichtige Institutionen im Bereich der Bildung und Wirtschaft.
Aus diesem aktiven ehrenamtlichen Netzwerk hat sich die gemeinnützige Genossenschaft Campus Schule-Wirtschaft entwickelt, um den Herausforderungen der Bildungs- und Wirtschaftsregion Rottweil noch stärker begegnen zu können. Die regionale Gemeinschaft vereint eine werteorientierte Haltung und vielseitige Kompetenzen im Bildungs- und Wirtschaftsbereich. „Kleine und Große zusammen, die mit vereinten Kräften am Ort des Geschehens Lösungen entwickeln und pragmatisch die Vorhaben zusammen umsetzen, mit Blick auf eine starke Zukunft der Region, das ist unsere Strategie zur Bewältigung der Herausforderungen dieser Zeit“, legt Schellhorn überzeugend dar. Und der Erfolg gibt ihr Recht.
Projekte Hand in Hand
„Die Experimentierwelten zeigen auf, wie Schule und Wirtschaft Hand in Hand Projekte stemmen können und am Ende alle davon profitieren. Kinder und Jugendliche erhalten ein außergewöhnliches Bildungsangebot und im Idealfall bleiben diese Kinder später in der Region und werden zu wertvollen Fachkräften für die regionale Wirtschaft“, sagt Miriam Kammerer, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin im Bereich Bildung bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Die Experimentierwelten seien ein außerschulisches Bildungsangebot, mit dem man alle Altersgruppen anspreche – die kleineren Kinder würden ausprobieren, Ältere bringen die Experimente dann schon eher in den Zusammenhang mit Mathematik und Physik. Aber eines sei bei den Experimentierwelten wie auch bei der experimenta in Heilbronn oberstes Gebot: Es muss Spaß machen.
„Die Leute sollen ja in ihrer Freizeit zu uns kommen, da muss das Gesamtangebot attraktiv sein“, erläutert Renner. Darüberhinaus sollte die Stadt Heilbronn mit der experimenta an überregionaler Strahlkraft gewinnen. Die Einrichtung wird von der Dieter Schwarz Stiftung gefördert.
Renner informierte über die vielfältigen Möglichkeiten, die die experimenta den Besuchern bietet: von der Ausstellung mit über 270 Mitmachstationen, den Laboren, der Sternwarte, dem Science Dome als Kombination von Theater und Planetarium und vieles mehr. Über die Entdeckung naturwissenschaftlicher Phänomene soll das Interesse für die sogenannten MINT-Fächer wie Mathemathik, Informatik, Biologie, Chemie geweckt und junge Leute für die Fragen der Zukunft begeistert werden – auch das sei Entdecken und Fördern der Fachkräfte von morgen. Angesichts des Fachkräftemangels sei ein solcher Lernort sehr wichtig.
Lust auf Bildung machen
Das Feedback der regionalen Wirtschaftsförderer war einhellig: In der Region gibt es viele Industriebetriebe und Unternehmen, die investieren möchten und Lust auf Bildung hätten. „Diesen Schwung sollten wir nutzen, Ideen spinnen und umsetzen,“ betont Hilsenbek. Denkbar wären hier auch lokale Kooperationen, um Leerstände zu befüllen „In vielen Innenstädten gibt es Leerstände. Die Coronapandemie hat dafür gesorgt, dass dieser in den vergangenen beiden Jahren stark angestiegen ist. Wie geht es hier weiter? Wie kann man Lösungen schaffen?“ Es gelte also, neue Ideen zu entwickeln, um die Leerstände zu beseitigen und wieder mehr Publikum in die Städte zu locken. Leerstehende Räume könnten beispielsweise zu außerschulischen Bildungsorten werden. Wanderexponate könnten leihweise zur Verfügung gestellt, oder entsprechende Veranstaltungen angeboten werden. Auf diese Weise könne man Innenstädte beleben, Familien ansprechen und auch den Austausch und die Kommunikation der Beteiligten vor Ort ausbauen.
Text: Sie
Bild: Stefanie Siegmeier
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Wirtschaftsförderer und Citymanager der Region informierten sich auf Einladung der IHK bei den Experimentierwelten in Rottweil.
Weitere Infos unter:
www.campus-schule-wirtschaft.de/experimentierwelten
www.experimenta.science
Ansprechpartner:
Philipp Hilsenbek, Fachbereich Standortpolitik
Telefon: 07721 922-126
Mail: hilsenbek@vs.ihk.de