Neun Ausschüsse mit zusammen rund 300 ehrenamtlichen Mitgliedern arbeiten der Vollversammlung und der Geschäftsführung der IHK zu. In einer Interviewserie befragen wir die jeweiligen Ausschussvorsitzenden zur Rolle, den Themen und Besonderheiten ihrer Ausschüsse. Diesmal: Günter Thiem vom Berufsbildungsausschuss.
Warum gibt es einen Berufsbildungsausschuss?
Der Berufsbildungsausschuss ist insofern ein besonderer Ausschuss, weil er im Berufsbildungsgesetz eine gesetzliche Grundlage hat. Er überwacht und berät die IHK in Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung und hat außerdem das Recht und auch die Aufgabe, Rechtsvorschriften wie etwa Prüfungsordnungen, spezielle Weiterbildungsabschlüsse, Zusatzqualifikationen oder Ausbildungsgänge für Menschen mit Behinderung zu entwickeln und zu beschließen.
Wer sind die Mitglieder des Ausschusses?
Die Zusammensetzung ist streng reglementiert, weil der BBA innerhalb seines Aufgabenbereichs weitreichende Beschlüsse fassen darf und muss. Er besteht aus je sechs Beauftragten der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer sowie sechs Lehrern an berufsbildenden Schulen. Er ist also drittelparitätisch besetzt mit 18 ordentlichen Mitgliedern. Dazu kommen 18 stellvertretende Mitglieder. Die Vertreterinnen und Vertreter der Schulen haben immer nur dann Stimmrecht, wenn durch einen Beschluss auch die Interessen und Aufgabenwahrnehmung der Beruflichen Schulen berührt sind. Der Vorsitz wechselt jährlich zwischen der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite. Ich bin also einer von zwei alternierenden Vorsitzenden und teile mir diese Aufgabe mit meinem geschätzten Kollegen Hans-Peter Menger vom DGB.
Wie wird man Mitglied?
Die Mitglieder werden formell durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg benannt, das hierfür Vorschläge der IHK für die Arbeitgeber, des Deutschen Gewerkschaftsbunds für die Arbeitnehmer und des Regierungspräsidiums Freiburg für die Schulen erhält.
Zur Person
Günter Thiem (61) ist einer von zwei Vorsitzenden des Berufsbildungsausschusses (BBA) der IHK. Er gehört dem Ausschuss seit Anfang 2009 an, seit März 2018 als alternierender Vorsitzender. Thiem engagiert sich für die IHK zudem als Prüfer bei Aus- und Weiterbildungsprüfungen von Verkäufern, Kaufleuten im Einzelhandel und Handelsfachwirten. Er hat selbst Kaufmann gelernt und sich zum Handelsfachwirt weitergebildet. Sein Unternehmen Edeka Markt Thiem betreibt fünf Filialen in der Ortenau mit zusammen rund 60 Mitarbeitern.
Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich?
Kurz gesagt mit allen Aspekten rund um die berufliche Bildung. Das ist ein ziemlich breites Gebiet und reicht von der Entwicklung neuer Weiterbildungsabschlüsse über die Frage, wie die IHK Azubis und Betriebe während der Ausbildung bestmöglich unterstützen kann bis hin zur Frage der Entwicklung der regionalen Struktur der Berufsschulen. Große Themen in jüngerer Zeit waren die Integration von Flüchtlingen in eine berufliche Ausbildung und die Unterstützung von Betrieben bei nicht ausreichender Ausbildungsreife ihrer Azubis.
Wie häufig und wo treffen Sie sich?
Dreimal jährlich. Im Frühjahr und Herbst findet je eine halbtägige Sitzung in Freiburg und Lahr statt. Im Sommer sind wir jeweils in einem Ausbildungsbetrieb zu Gast und erhalten eine Unternehmensführung sowie eine Vorstellung des Ausbildungskonzepts. Diese Treffen sind dann ganztägig.
Wie hoch ist Ihr zeitlicher Aufwand?
Als Vorsitzender möchte ich natürlich vorbereitet in die Sitzungen gehen und lese mich deshalb gründlich ein beziehungsweise bespreche mich mit den Mitarbeitern der IHK. Außerdem versuche ich nach Möglichkeit auch bei den wichtigen Jahresveranstaltungen der IHK wie dem Neujahrsempfang, dem Sommerfest, der Abschlussfeier der Berufsbildung, dem Ausbildertag oder bei Prüferehrungen präsent zu sein. Außerdem – und das ist mir besonders wichtig – bin ich auch Prüfer für Verkäufer, Einzelhandelskaufleute und Handelsfachwirte. Es kommen also im Saldo schon ein paar Stündchen pro Jahr zusammen, wenn ich so darüber nachdenke.
Interview: ak
Bild: Julia Stöhr