Die Coronakrise hat den Innenstädten vielerorts zugesetzt und den Internethändlern in die Karten gespielt. Ein neues IHK-Projekt möchte nun frische Impulse setzen, um der Verödung von Städten in der Region entgegenzusteuern und setzt auf eine neue Innenstadtberaterin.
Für diese Funktion konnte mit Simone Mader eine Expertin gewonnen werden. Denn die 43-Jährige kommt aus dem Handel und kann entsprechende Erfahrungen in das Projekt miteinbringen. „Innenstadt geht nur gemeinsam“, betont Philipp Hilsenbek, Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik bei der IHK.
Doch was hat es mit dieser Maßnahme überhaupt auf sich? Es handelt sich dabei um ein Förderprojekt des Landes, dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, um die Innenstädte stärker in den Fokus zu rücken. Die hiesige IHK hat nun den Zuschlag erhalten und möchte zugleich durchstarten, die Region bei diesem Thema voranzubringen.
„Für uns ist klar, dass die Innenstadt als Gemeinschaftsprojekt gesehen werden muss“, sagt Simone Mader. Die frischgebackene Innenstadtberaterin geht sogar noch einen Schritt weiter – so hätte die Pandemie gezeigt, dass Gastronomie, Handel und Dienstleistungsunternehmen in Abhängigkeit zueinander stehen. Nur gemeinsam könne eine Belebung erreicht werden, „die Rahmenbedingungen müssen einfach passen“.
Im Vordergrund stehen in einem ersten Schritt St. Georgen, Furtwangen, Spaichingen, Trossingen, Rottweil und Sulz, zunächst sechs – größtenteils kleinere – Städte. Der einfache Grund: In größeren Städten wird das City-Management oft über die Wirtschaftsförderung betrieben.
Intensive Ist-Aufnahme als Basis
Der Fahrplan des Projekts ist dabei klar geregelt. Zunächst erfolgt eine Ist-Analyse, um den derzeitigen Stand zu ermitteln. Dabei spielen auch drei Vor-Ort-Umfragen eine Rolle. Ein Betriebscheck soll herausfinden, wie die Gewerbetreibenden bei den Themen Digitalisierung und Sichtbarkeit aufgestellt sind. Angereichert werden diese Informationen mit Kundenbefragungen in den Geschäften, während als dritter Part eine Passantenumfrage auf der Straße die Wahrnehmung der Infrastruktur – beispielsweise die Parkmöglichkeiten oder die Aufenthaltsqualität – beleuchtet werden soll.
„Nach einer Auswertung erfolgt schließlich ein Präsenzworkshop, um die Ergebnisse zu analysieren und eine Jahresplanung mit den Gewerbetreibenden zu definieren“, erklärt Mader. Daraus resultieren dann die Ziele und die dazu benötigten Maßnahmen. Eine besondere Rolle soll dabei ein Lenkungskreis spielen.
IHK als Motivator und Mediator
Gemeinsam mit den örtlichen Akteuren – wie Gewerbeverein, Händler, Senioren- und Jugendvertretungen – soll der Weg vorgezeichnet werden. Simone Mader macht in diesem Zusammenhang deutlich: „Unsere Aufgabe ist dabei, die Standorte zu unterstützen.“ Da das Projekt auf zwei Jahre angelegt ist, steht für die IHK insbesondere im Vordergrund, die Impulse und eine mögliche Richtung vorzugeben – die gesamte Umsetzung der Maßnahmen ist in so kurzer Zeit nicht zu schaffen. „Wir sehen uns als Motivator, Mediator und Richtungsgeber“, so die 43-Jährige.
Parallel dazu sollen diverse Workshops Hilfestellungen geben – thematisiert werden hier unter anderem die Bedeutung von Social Media, die Suchmaschinenoptimierung für Händlerseiten oder auch die Smartphone-Fotografie, um Waren perfekt zu präsentieren.
Wie wichtig dies beispielsweise für Händler sein kann, weiß die Beraterin aus eigener Erfahrung. „Wenn potenzielle Kunden über die Waren informiert werden, lockt man sie auf diese Weise in die Innenstadt“, so Mader, die in Villing ein Geschäft für Modeaccessoires betreibt. Wesentlich ist aus ihrer Sicht der gesamtheitliche Auftritt: Es sei deshalb wichtig, dass Unternehmen nicht nur vor Ort, sondern auch im Internet gefunden werden.
„In den ersten Terminen haben wir gesehen, dass oftmals die Basics noch nicht umgesetzt sind.“ Genau dort möchte die Innenstadtberaterin mit der IHK den Hebel ansetzen, um die Innenstädte zukunftsfähig aufzustellen.
Text: ME
Bild: Marc Eich
Simone Mader, Fachbereich Standortpolitik
Telefon: 07721 922-204
Mail: mader@vs.ihk.de