Einen Monat in einem fremden Land leben und arbeiten: Carina Schwörer hat diesen Schritt gewagt. Ihr Ziel: die Auslandshandelskammer (AHK) Bulgarien. Die 23-Jährige studiert International Business Management Trinational an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Lörrach und absolviert ihre Praxisphasen in der IHK. Im Interview berichtet sie über Sprachschwierigkeiten, hilfsbereite Menschen und wieso sie den bulgarischen Präsidenten gesehen hat.
Frau Schwörer, warum haben Sie sich dafür entschieden, Ihr Praktikum in Bulgarien zu absolvieren?
Carina Schwörer: Mich hat es interessiert, in eine Auslandshandelskammer zu gehen. Ich wollte außerdem in ein Land, das mir noch unbekannt ist, etwas für mich Außergewöhnliches. Uwe Böhm, Leiter der Abteilung International bei der IHK Hochrhein-Bodensee, hat mir Bulgarien empfohlen.
Und war es außergewöhnlich?
Ja, allein insofern, dass ich kein Wort der Sprache verstanden habe und sie kaum lesen konnte. Das meiste ist auf kyrillisch geschrieben. Ich habe also zum Beispiel die Busfahrpläne nicht verstanden und bin deshalb ein paar Mal in die falsche Richtung gefahren. So lernt man eine Stadt dann auch kennen.
Gab es auch Verständigungsprobleme innerhalb der AHK?
Nein. Alle konnten deutsch. Das ist eine Voraussetzung, um dort arbeiten zu können, weil zum Beispiel alle Teammeetings auf Deutsch sind.
Welche Aufgaben haben Sie in der AHK übernommen?
Ich habe Einblick in die Arbeit jeder Abteilung bekommen. Außerdem habe ich bei Veranstaltungen geholfen. Die AHK ist ein Treffpunkt, bei dem bulgarische und deutsche Unternehmen zusammenfinden können. Gemeinsam mit der zweiten Praktikantin, einer Bulgarin, haben wir bei der Organisation mehrerer Events mitgeholfen und durften bei diesen auch dabei sein. Ich durfte außerdem einen Tag in der Deutschen Botschaft verbringen und war bei einer Feier anlässlich der Erweiterung der Produktionsstätte und des 60-jährigen Geburtstages von Hitachi Energy dabei.
Dort war auch der bulgarische Staatspräsident Rumen Radew zu Gast. Ich hätte nicht gedacht, dass ich während meines einmonatigen Aufenthalts den Präsidenten von Bulgarien aus nächster Nähe erleben würde. Generell hat mich das Team der AHK immer eingebunden. Das hat mich sehr gefreut und mir interessante Einblicke verschafft.
Haben Sie in der Zeit viel gelernt?
Ja, vor allem zur Veranstaltungsplanung. Das hilft mir auch in der IHK Hochrhein-Bodensee sehr. Ich weiß, worauf ich achten muss und dass man trotz aller Vorbereitung immer flexibel bleiben muss. Außerdem habe ich viel über das Land und die Bewohner gelernt. Es ist immer spannend mit Menschen aus anderen Ländern zusammenzuarbeiten. Die Mentalitäten sind vielseitig.
Ich hatte zum Beispiel den Eindruck, dass viele Bulgarinnen und Bulgaren oft einen mürrischen Gesichtsausdruck haben. Doch dieser Schein trügt: Alle waren mir gegenüber immer sehr offen und hilfsbereit.
Sie schreiben zurzeit Ihre Bachelorarbeit. Thema ist die Nearshoring-Delegationsreise nach Bulgarien, die die IHK und die AHK Bulgarien zusammen organisiert haben. Worum ging es dabei genau?
Das Ziel der dreitägigen Reise war, dass deutsche Unternehmen bulgarische Dienstleister vor allem aus dem Bereich IT finden. Die neun deutschen Teilnehmer aus sieben Unternehmen haben sich einen Überblick über die Firmen verschafft und mögliche Partner kennengelernt.
Verlief die Reise erfolgreich?
Ja, die Teilnehmer waren allesamt mit der Organisation zufrieden und konnten nützliche Kontakte mit bulgarischen Firmen im Rahmen der Geschäftspartnerbörse knüpfen. Das hat uns gefreut und bestätigt, dass sich die Mühen gelohnt haben.
Was ist Ihr Fazit nach dem Praktikum? Würden Sie es anderen Studierenden empfehlen?
Auf jeden Fall. Ich bin dankbar, dass mir die IHK Hochrhein-Bodensee den Aufenthalt ermöglich hat. In meiner Zeit in Bulgarien habe ich beruflich viel gelernt und mich auch persönlich weiterentwickelt. Außerdem habe ich ein Land mit tollen Orten kennengelernt. Ich werde sicher nochmal privat nach Bulgarien reisen, um mehr davon zu sehen.
Interview: jb
Bild: Schwörer/IHK