Im vergangenen Herbst war Michael Müller, stellvertretender Vorsitzender der Stadtwerke Konstanz, zu Gast im Industrie- und Umweltausschuss, um über die aktuelle Lage im Energiesektor zu referieren. Was damals galt, kann allerdings zwei Monate oder auch schon zwei Wochen später wieder Makulatur sein. Für die Wirtschaft im Südwesten gibt der Energieexperte daher ein Update.
Herr Müller, Anfang Januar waren die Gasspeicher über der kritischen Marke von 90 Prozent gefüllt. Ist das für Unternehmen eine gute Nachricht? Und: Welche Bedeutung hat das für die Industrie?
Michael Müller: Die aktuellen Speicherfüllstände sind insgesamt eine gute Nachricht für alle auf die Gasversorgung angewiesenen Verbraucher und damit auch für die Industrie, da das Ausfallrisiko der Versorgung damit deutlich reduziert wird.
Zur Person
Michael Müller, Jahrgang 1964, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker. Später studierte er Elektrotechnik an der FH Konstanz. Seit 1992 arbeitet er bei den Stadtwerken Konstanz: zunächst als Betriebsingenieur, seit 2001 als Leiter des Geschäftsbereichs Energienetze. 2019 wurde er Mitglied des neu gegründeten Geschäftsleitungskreises.
Mit welchen Erwartungen schauen Sie ins kommende Jahr – bezüglich der Energieversorgung für Firmen? Welche Herausforderung ist die größere: Gas oder Strom?
Diese Frage lässt sich nur bedingt beantworten. In der Regel ist aber das Gas die führende Größe, da es auch zur sicheren Stromversorgung benötigt wird. Anhand der Erfahrungen des vergangenen Jahres sind bereits zahlreiche Schritte eingeleitet worden, um die Unabhängigkeit vom russischen Gas zu forcieren. Wenn der Winter weiterhin relativ mild verläuft wie bislang, dürfte auch das laufende Jahr deutlich einfacher zu meistern sein. Aktuell gehen wir davon aus, dass diese Frage aber erst Ende März, Anfang April dieses Jahres einigermaßen seriös beantwortet werden kann.
Was empfehlen Sie Unternehmen hinsichtlich ihrer Energiekosten? Wie reagieren Sie als Unternehmen darauf?
Sparen ist auch weiterhin das Gebot der Stunde, nur so werden sich auch die Preise im Rahmen halten.
Was sollten Unternehmen jetzt auf keinen Fall machen?
Derzeit sollten keine Verträge mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr eingegangen werden, da ansonsten Preisentwicklungen nach unten nicht realisiert werden können und die Preise sich noch immer auf einem sehr hohen Niveau bewegen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: mrk