Die Gen Z tut es am laufenden Band, Influencer sowieso und auch immer mehr Händler sind mittlerweile Profis im Posten von Reels und Storys. Für den lokalen Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie ist Instagram ebenfalls eine Chance, weil es die Verbindung zwischen digitalem Schaufenster und dem Kauferlebnis vor Ort schafft. Das Gute daran: Jeder kann lernen, in die Insta-Welt einzutauchen. Man muss nur ein paar Regeln beachten und vor allem am Ball bleiben.
Als im Coronalockdown Händler vor Kisten voller neuer Ware und Gastronomen vor der Aufgabe standen, ihr Take-Away-Angebot zu kommunizieren, mussten sie sich was einfallen lassen und neue Wege suchen. Neben Facebook hieß für viele die Lösung Instagram. So posteten sie Fotos und Videos von den neuen Klamotten und der aktuellen Tageskarte – und viele von ihnen haben seither nicht mehr damit aufgehört. Natürlich ist das mit Arbeit verbunden, die aber auch Spaß macht.
Instagram richtig einsetzen
Die Dos:
- Strategisch vorgehen: Sind die Ressourcen vorhanden (Zeit, Budget, Manpower)? Welche Zielgruppe will man erreichen?
- Regelmäßig posten, mindestens ein Mal pro Woche, besser zwei Mal im Durchschnitt
- Interagieren: liken, teilen, kommentieren, antworten
- Authentisch und kreativ sein
- Erfolg kontrollieren
Die Don’ts:
- Kopflos irgendetwas posten
- Keinen Content produzieren
- Follower kaufen
- Etwas versprechen, was man nicht halten kann
- Ungenutzten Account bestehen lassen
Ging es während der Pandemie vornehmlich darum, tatsächlich zu verkaufen, nutzen die meisten Einzelhändler und Gastronomen heute Instagram, um zu signaliseren, dass es sie physisch vor Ort gibt, zum Sichtbarsein, zum Sichtbarbleiben. Und um Anreize zu schaffen.
„Wir haben doch alles, was wir brauchen, es gibt keinen wirklichen Bedarf, etwas Neues zu kaufen, sofern nichts ersetzt werden muss“, sagt Simone Mader, Innnenstadtberaterin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Initiatorin der IHK-Instagram-Workshops und selbst Inhaberin eines Handelsunternehmens. Deswegen gilt es, via Instagram Lust auf Neues zu machen. „Ich zeige meinen Followern, dass die neue Frühjahrsmode eingetroffen ist, schwärme von den tollen Farben und erkläre, dass die Skinny-Jeans ab sofort im Schrank bleiben kann, weil wir jetzt Wide Leg tragen“, erzählt Simone Mader aus ihrem eigenen Social-Media-Alltag.
Bei all dem ist es außerdem wichtig, eine Community aufzubauen, die auch potenzielle Kunden über die Region hinaus erreicht. In Videos können Händler und Restaurantbesitzer zum Beispiel einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen, indem sie etwa zeigen, wie die Ware ausgepackt oder Desserts kreiert werden, dass man auf der Messe ist und die neueste Kollektion ordert oder erklärt, warum man sich für eine bestimmte Marke oder ein besonderes Gemüse entschieden hat.
Kompetent und authentisch sein
„Ich vergleiche das gern mit einer Reality-Show, die süchtig macht, weil man einfach wissen will, wie es weitergeht und was als nächstes kommt“, beschreibt Ingrid Lang von „FrauEinzelhandel“ aus Stuttgart, wie Storytelling für soziale Medien funktioniert (siehe auch Interview auf Seite 60). Lang ist Gründerin eines Concept Stores, mittlerweile als Beraterin tätig und zeigt Einzelhändlern in IHK-Workshops, wie sie Instagram für sich nutzen können.
Die Teilnehmer sind meist bunt gemischt, viele kommen aus dem Mode- und Lifestyle-Einzelhandel, dazu Buchhändler, Optiker, Apotheker und Lebensmittelhändler. „Mir ist wichtig zu vermitteln, dass es bei Instagram nicht um Perfektion, sondern um Kompetenz auf dem eigenen Gebiet und vor allem Authentizität geht“, so Lang. In ihren Workshops vermittelt sie nicht nur, wie Insta speziell für Einzelhändler funktioniert und welche Inhalte wichtig sind, sondern bietet den Teilnehmern auch einen „Werkzeugkoffer“, so dass diese eigenständig, ohne Agentur, Werbung für ihr Geschäft machen können. Dazu gehört es etwa, professionelle Grafiken oder Plakate selbst zu erstellen oder wie man die Bio – in der man schreibt, wer man ist und worum es geht – so aufbaut, dass sie von potenziellen Kunden gefunden wird.
Auf keinen Fall sollte man kopflos drauflos posten. Das rät Jasmin Baumann, Professorin an der Fakultät Digitale Medien an der Hochschule Furtwangen. Egal, ob man Instagram für Image-Kampagnen, Recruiting oder Produkt- und Eigenwerbung nutzt – Unternehmen sollten sich immer zuerst fragen: Was wollen wir erreichen und wen wollen wir erreichen? Auch wer für die Posts zuständig ist, sollte geregelt sein, ebenfalls das Timing. Zwei Instagram-Posts sollten es laut Baumann pro Woche mindestens sein. Stehen ausreichend Budget und Manpower für Texte, Videodrehs und Fotoproduktionen bereit? Wer sich über den Aufwand, den das Bespielen von Social Media bedeutet, nicht im Klaren ist, dem gehe schnell die Puste aus. „Man muss sich bewusst sein, dass das Insta-Profil auch dann bedient werden muss, wenn im Unternehmen gerade viel los ist“, so Baumann. Passiert das nicht, sind die Follower schneller wieder weg als sie da waren. „Auch die Reichweite geht verloren, denn wenn der Algorithmus merkt, dass kein neuer Content mehr kommt, ist man nicht mehr sichtbar“, warnt sie und unterstreicht: „Wer sich auf Instagram engagiert, darf es nicht halbherzig tun, sondern regelmäßig und auf lange Sicht. Nur dann hat es auch Erfolg.“
Von wegen nur was für Jüngere
Instagram ist im Übrigen nicht nur ein Tummelplatz der jüngeren Generation, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Aber: „Laut einer Studie, die sich auf die Altersgruppe der 16- bis 64-Jährigen bezieht, nutzen 60 Prozent dieser Gruppe Instagram auch speziell dafür, sich über Marken, Produkte und Unternehmen zu informieren“, erläutert Hochschul-Professorin Baumann.
Mittlerweile, so führt sie weiter aus, haben die sozialen Netzwerke bei den 16- bis 34-Jährigen sogar die Suchmaschinen überholt, wenn es darum geht, sich über Marken und Unternehmen zu informieren. „Vor diesem Hintergrund sollte sich jeder Betrieb überlegen, ob Instagram ein sinnvolles Kommunikationsinstrument sein kann. Das gilt besonders für Firmen, die sich an Konsumenten richten, aber auch für Unternehmen, die junge Fachkräfte oder Auszubildende anwerben wollen“, so Baumann.
Als Innenstadtbeauftragte der IHK weiß Simone Mader, dass das Engagement des Einzelhandels auf Instagram noch ausbaufähig ist. „Dabei braucht es für die technische Umsetzung neben der App lediglich eine E-Mail-Adresse und wenn dann die Strategie steht, kann es losgehen“, motiviert sie künftige Einzelhändler-Instagram-Kollegen.
Ein weiterer Rat von ihr: Auf jeden Fall sollte man sich einen Geschäftsaccount anlegen und nicht auf einen privaten bereits bestehenden zurückgreifen. „Außerdem empfehle ich, sich ein Stativ mit Licht anzuschaffen, immer auf eine saubere Kameralinse zu achten und sich intensiv mit den Kamerafunktionen des Handys vertraut zu machen“, gibt sie Tipps und ergänzt: „Übung macht den Meister.“
Text: Daniela Santo
Bild: Adobe Stock/Diego
Termine und Kontakte rund um Social Commerce
Instagram Workshop für stationäre EinzelhändlerInnen: 13. und 27. März, jeweils 7.30 bis 9.30 Uhr, online. Es gibt eine Warteliste, Infos unter veranstaltungen.freiburg.ihk.de/instagramworkshop
Instagram Workshop für stationäre EinzelhändlerInnen: 20. März, 3. und 17. April, 8. Mai, jeweils 7.30 bis 9.30 Uhr, online. Mehr unter www.ihk.de/konstanz – 14350
Digitales Marketing – Grundlagen, Workshop am 22. April, 9 bis 17 Uhr, Konstanz. Mehr unter www.ihk.de/konstanz – 13451
Die IHK-Handelsexperten:
IHK Hochrhein-Bodensee:
Victoria Arens, Innenstadtberaterin
Telefon: 07531 2860-130
Mail: victoria.arens@konstanz.ihk.de
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg:
Simone Mader, Innenstadtberaterin
Telefon: 07721 922-204
Mail: mader@vs.ihk.de
IHK Südlicher Oberrhein:
Thomas Kaiser, Innenstadtberater
Telefon: 07821 2703-640
Mail: thomas.kaiser@freiburg.ihk.de
Die IHK-Tourismus-Gastgewerbe-Experten:
IHK Hochrhein-Bodensee:
Alexander Vatovac
Telefon: 07531 2860-135
Mail: alexander.vatovac@konstanz.ihk.de
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg:
Daniela Hermann
Telefon: 07721 922-136
Mail: hermann@vs.ihk.de
IHK Südlicher Oberrhein:
Christina Gehri
Telefon: 0761 3858-142
Mail: christina.gehri@freiburg.ihk.de