Ballrechten-Dottingen. Dieter Amann erntet oft mitleidige Blicke, wenn er erzählt, was seine Firma macht: Lautsprecherkabel. Wer braucht die denn heute für seine Anlage im Wohnzimmer, wo doch Musikstreaming und Bluetooth zunehmend den Ton angeben? „Diejenigen, die mit Funk Schwierigkeiten haben“, antwortet Amann. Wer Musik nicht im Hintergrund, sondern aktiv hört, will keine Aussetzer. Da braucht es Kupferkabel, und auf die ist seine In-Akustik GmbH spezialisiert. Deren Geschäft mit hochwertigen Lautsprecher- und Stromkabeln legt jährlich im zweistelligen Bereich zu, es macht mittlerweile 60 Prozent des Umsatzes aus, der dieses Jahr insgesamt voraussichtlich bei acht Millionen Euro liegt. 70 Prozent seiner Kabel exportiert In-Akustik ins Ausland. Die In-Akustik-Kunden sind in erster Linie Privatleute – Hobbyisten, die gerne zu Hause Musik hören. Die Pandemie hat das Geschäft deshalb eher beflügelt: Die Menschen waren daheim und hatten Zeit.
„Die Idee ist, dass das, was der Künstler produziert, genauso im Wohnzimmer ankommt“, sagt Amann. Um das zu erreichen, versuchen die Entwickler von In-Akustik, akustische Verluste zu minimieren und die physikalischen sowie elektronischen Abläufe immer weiter zu perfektionieren. So werden die Kupferstränge beispielsweise nicht wie sonst üblich von Kunststoff ummantelt, sondern ausschließlich von Luft umhüllt. Diese laut Amann einzigartige „Air Technologie“ reduziert Signalverluste auf ein Minimum und sorgt so für eine unverfälschte Musikwiedergabe. Auch die Stromübertragung versucht man zu optimieren, etwa mit vergoldeten Steckern, die weicher, somit anschmiegsamer sind und bessere Kontakte ermöglichen. Oder mit passiven Stromverteilern, die zwischen Steckdose und Anlage geschaltet werden, eine Art Highend-Steckerleiste. Ab Herbst sollen sie am Firmensitz in Ballrechten-Dottingen hergestellt werden. Bislang entstehen dort vor allem die Highend-Kabel, deren Qualität viel Handarbeit erfordert. Sechs der insgesamt 38 Beschäftigten arbeiten in der eigenen Produktion, dazu kommen acht Männer und Frauen aus den Caritas-Werkstätten im benachbarten Heitersheim, die einige Vorarbeiten übernehmen. Die Herkunft „Made in Germany“ ist In-Akustik wichtig – „deshalb sind wir so stark in Asien“, sagt Amann. Außerdem legt man viel Wert auf Qualitätssicherung und -prüfung nach industriellen Standards. In ihrer eher hemdsärmeligen Branche, in der es immer noch viele Bastler gibt, sind die Südbadener damit eine Ausnahme.
Das Kabelsortiment von In-Akustik fängt da an, wo Standard aufhört. Der sogenannte Einsteigerbereich ist bei Elektronik- und Mediamärkten zu finden, die Highend-Produkte gibt es nur bei spezialisierten Fachhändlern. Solche Kabel kosten drei- bis vierstellige Beträge. In Deutschland, Österreich und der Schweiz beliefert In-Akustik die Händler direkt, in anderen Ländern über Distributoren. Parallel arbeitet man an Onlinevertriebsmodellen, die dem eigenen Qualitätsanspruch gerecht werden. Zudem zählen Hersteller von Musikanlagen und Lautsprechern zu den Kunden, umgekehrt vertreibt In-Akustik die Produkte einiger hochwertiger Marken. Ein weiteres Standbein sind Tonträger: früher vor allem CDs, heute sogenannte Highquality-CDs und immer mehr Vinylplatten. Viele Jahre hat das 1977 gegründete Unternehmen damit etwa die Hälfte seines Umsatzes erzielt, heute ist es ein Viertel. Mitte der 1990er-Jahre vermarktete In-Akustik alle ARD-Musiksendungen und hatte bekannte Künstler wie Joe Cocker im Sortiment. Schon vor dem Niedergang der CD verlegte man sich auch hier auf den Highend-Bereich. Jetzt lassen insbesondere Jazz- und Klassikmusiker ihre Alben von In-Akustik pressen.
kat
Bild: Handarbeit für die sogenannte Air Technologie von In-Akustik. Die Kupferkabel werden von Luft statt Kunststoff umhüllt. Das reduziert Signalverluste sorgt für unverfälschte Musikwiedergabe