Wie definieren Sie Nachhaltigkeit?
Als all jene Maßnahmen, die ökologische mit ökonomischen und sozialen Aspekten verbinden und langfristig angelegt sind. Das muss ein funktionierender Dreiklang sein.
Warum sollten sich Unternehmen dafür interessieren?
Nachhaltigkeit ist auf alle Fälle ein Thema in der Wirtschaft. Es gibt Unternehmen, die sich das schon seit vielen Jahren von sich aus auf die Fahnen geschrieben haben – auch solche, bei denen man es vielleicht nicht vermutet. Die meisten Firmen sind sich da ihrer Verantwortung bewusst. Um langfristig weiter erfolgreich agieren zu können, braucht es zufriedene Mitarbeiter und eine funktionierende Umwelt. Dabei agieren die Mitarbeiter zugleich als Ideengeber. Das Thema Klimaschutz rückt natürlich seit einigen Jahren auch immer mehr in den Fokus – dem kann man sich nicht entziehen. Das fordern viele auch von ihren Zulieferern. Ressourcen werden knapp und somit teuer, da lohnt es sich Material und Energie zu sparen. Es gibt viele spannende Projekte. Ein Treiber ist natürlich die Kostenersparnis, also die monetäre Motivation. Oder die Firmen versprechen sich Erleichterungen – beispielsweise weniger Stromsteuern in Form einer Entlastung beim Spitzenausgleich oder längere Prüffristen aufgrund einer EMAS-Zertifizieurung. Und es gibt Unternehmen, die mehr tun und auch so wahrgenommen werden wollen. Das wird immer mehr so kommen.
Wie weit sind die Unternehmen, warum sind einige weniger weit als andere?
Die Unternehmen müssen natürlich Kapazitäten frei haben, um das Thema umzusetzen. Bei vielen liegt der Hauptfokus verständlicherweise – gerade in Zeiten von Corona – auf dem Tagesgeschäft. Und sie sind ohnehin schon mit sehr vielen gesetzlichen Anforderungen beschäftigt, etwa hinsichtlich Lärm oder Abfall. Wir haben in Deutschland hohe gesetzliche Anforderungen, daran halten die Unternehmen sich auch. Ich bin mir sicher: Die Firmen wissen um den Wandel. Es geht darum, sich richtig aufzustellen.
Was tut die IHK?
Wir versuchen vor allem, Unternehmen bei Energiethemen zu informieren und zu unterstützen. Zum Beispiel schulen wir Azubis als Energiescouts, die in ihren Unternehme den Energieverbrauch im Blick halten. Seit 2014 waren es 250 junge Leute aus mehr als 60 Unternehmen. Da kommen immer neue Themen als Module hinzu, jetzt beispielsweise naturnahe Firmengelände oder CO2-Bilanz. Außerdem haben wir einen Arbeitskreis Energieeffizienz mit mehr als 30 Industrieunternehmen. Da geht es vor allem darum, Best-Practice-Beispiele in die Breite zu tragen und zu zeigen, welche Potenziale in Unternehmen schlummern. Jetzt starten wir ein neues Projekt: Klimafit. Es soll vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen helfen, ins Thema Klimaschutz und Energieeffizienz einzusteigen. Es soll ein Netzwerk entstehen, das von einem externen Berater betreut wird. Das Projekt ist kostenpflichtig, kann aber bezuschusst werden. Es läuft über mehrere Monate und beinhaltet diverse Workshops. Wir würden gern im Herbst starten. Noch sind Plätze frei.
Interview: kat
Marcel Trogisch
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