Villingen-Schwenningen. Michael Steiger (53) ist ein Mann der klugen, überlegten und klaren Worte, die er in seine vielfältigen Ehrenämter und in der Öffentlichkeit überzeugend einzubringen weiß. Dies und seine unternehmerischen Erfolge haben ihn zu einem der bekanntesten Gastronomen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und darüber hinaus werden lassen. Der gelernte Bäcker, in Marbach (einem Stadtteil von Villingen-Schwenningen) aufgewachsen und bis heute dort wohnhaft, hat seine berufliche Karriere früh begonnen. So arbeitete er in der Schankgaststätte seiner Mutter in Bad Dürrheim mit, und hat sich dann im Alter von 21 Jahren mit einem Musikcafé (er sagt dazu Kneipe) selbstständig gemacht. 1991 übernahm er die erste Gaststätte in Villingen – den Warsteiner Humpen in der Färberstraße, den er bis heute unter dem Namen „s‘Hüttle“ betreibt.
1996 dann gründete er mit seinem Partner Werner Hergert (57, gelernter Metzger) in Villingen ein erstes „Fürstenbergs Irish Pub“, ebenfalls in der Färberstraße. Dieses Lokal besteht also nun seit 25 Jahren. Irish Pubs gibt es auf der ganzen Welt, Steiger führt das darauf zurück, dass mehr Iren außerhalb ihres Heimatlandes leben als auf der Insel selbst. Allein in Deutschland sind es über 200 Irish Pubs. 2004 folgte in Tuttlingen das nächste Irish Pub von Steiger und Hergert (mit 400 Quadratmetern Fläche das größte) und 2015 ein weiteres solches Lokal in Schwenningen. Die Verknüpfung des Namens Fürstenberg mit den drei Irish Pubs weist auf die enge Verbindung der Donaueschinger Brauerei mit den beiden Betreibern der Pubs hin. Unter anderem handelt Fürstenberg in der hiesigen Region mit dem Guinness-Bier, wie Steiger berichtet. In den drei Pubs sind an die 120 Mitarbeiter beschäftigt, ein Drittel fest, zwei Drittel als Aushilfen. Seit November sind natürlich alle Betriebe geschlossen, dank Kurzarbeit mussten Steiger und Hergert jedoch niemand entlassen.
Die beiden Unternehmer haben während der vergangenen Jahre ein Konzept entwickelt, das sich auch für ein Franchisesystem eignen würde (jedoch noch nicht umgesetzt wurde). Dazu gehört, dass die Irish Pubs auch eine große Speisekarte anbieten – eher untypisch für eine Gastronomieart, die ursprünglich auf Bier und Whiskey (über 100 Sorten) setzte. Mehr als 50 Prozent des Umsatzes, so Steiger, stammen inzwischen aus der Küche, an guten Wochenenden gab man in Vor-Coronazeiten über 1.000 Essen in den drei Pubs aus. Auch ein eigenes Logo hat Steiger entwickeln und sich schützen lassen (siehe Bild). Die Idee der Irish Pubs als Nachfolge der Eckkneipe für Jung und Alt, Männlein und Weiblein sowie kosmopolitisch ausgerichtet hat sich in der Region durchgesetzt und wurde auch anderswo bemerkt: 2008 hat die Brauerei Guinness das Tuttlinger Irish Pub als bestes in Deutschland ausgezeichnet. Darauf ist Michael Steiger, der im Übrigen seit einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung vor einigen Jahren keinen Tropfen Alkohol trinkt, sehr stolz.
Die Entwicklung der Färberstraße in Villingen hin zu immer mehr Lokalen und Gästen und damit auch mehr Betrieb und Lärm sorgte zunehmend für Ärger mit Anwohnern und auch der Stadt. Michael Steiger merkte, dass es da einerseits zu vermitteln, andererseits auch den Färberstraßenwirten eine Stimme zu verschaffen galt. Es brauchte eine Person, die die Branche positionieren kann, und das ihre dazu tut, den Wirten zu einem besseren Image zu verhelfen. Steiger tut dies auf vielfältige Art. Seit vielen Jahren ist er Mitglied der Vollversammlung der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und leitet deren Tourismusausschuss, er ist Kreisvorsitzender des Dehoga Schwarzwald Baar sowie Vorstandsmitglied des Dehoga Baden-Württemberg, und er sitzt für die FDP im Kreistag Schwarzwald Baar. Auch zur regionalen Presse pflegt er gute Beziehungen. „Ehrenamt ist wichtig, um gehört zu werden“ – das ist Steigers Credo, nur so könne man seine Sache vertreten.
Steiger ist auch einer derjenigen, der Gastronomen zu einem ausgeprägt unternehmerischen Denken und Handeln auffordert, denn „ein guter Wirt ist nicht immer ein guter Betriebswirt“. Das aber hält er für unbedingt erforderlich, um auch Krisenzeiten zu überleben. Er und sein Partner beispielsweise haben aus der Krise 2008/09, die auch die Wirte getroffen hat, gelernt, ein Polster zu schaffen, von dem man in schlechten Zeiten zehren kann. Eben in solchen Zeiten wie jetzt mit der Coronakrise. Steiger ist für sich und die ganze Branche überzeugt, dass „wir mit einem tiefblauen Auge davonkommen, wenn die staatlichen Hilfen rechtzeitig kommen“.
upl