Konstanz. Mit dem Ergebnis ihrer Arbeit werben viele Unternehmen auf ihren Fahrzeugen, ihren Websites oder in sozialen Medien: Silke Masurat ist die Ideengeberin und Organisatorin der Arbeitgebersiegel „TOP JOB“ und „Ethics in Business“. Seit 2015 betreibt sie dafür die „zeag GmbH – Zentrum für Arbeitgeberattraktivität“ in Konstanz. „Meine Mission ist es, die Wirtschaftswelt so ein kleines bisschen besser zu machen“, sagt die 54-Jährige. Rund 110 Mittelständler aus ganz Deutschland, die meisten aus Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen, bewerben sich pro Jahr dafür, etwa 95 Prozent erhalten das Siegel, darunter auch immer zahlreiche aus dem Regierungsbezirk Freiburg.
Grundlage für die Verleihung des Top-Job-Siegels ist eine Unternehmensanalyse, für die die Angestellten befragt werden. Dabei geht es darum, „wie es den Mitarbeitenden geht, wie das Miteinander funktioniert, wie zufrieden sie sind, also wie sie ihre Arbeitswelt erleben“, erklärt Silke Masurat. Die Befragungen führen Beschäftigte der Universität St. Gallen und des Spin-offs Energy Factory in Zusammenarbeit mit Silke Masurat und ihren Mitarbeitern durch. Der PR-Spezialistin geht es nicht in erster Linie darum, den Unternehmen einen toll klingenden Preis zu verleihen, mit dem sie für sich als gute Arbeitgeber werben können. Ihr sei es vielmehr wichtig, dass die Teilnehmer „die Arbeitswelt so gestalten, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, mental und körperlich gesund sowie leistungsstark sind und so das Unternehmen voranbringen können“, sagt Silke Masurat mit ihrem gewinnenden Lächeln und ihrer freundlichen Art. Arbeitgeberattraktivität ist für sie ein Zukunftsthema – zum einen wegen des Fachkräftemangels, zum anderen wegen der sich beschleunigenden Arbeitswelt, die für alle anstrengender werde, erklärt sie. Und sie verdient ihr Geld damit. Ihr Zentrum für Arbeitgeberattraktivität finanziert sich über die Teilnahmegebühren: Die Kosten für die Unternehmensanalyse reichen von 1.200 Euro für Betriebe bis 24 Beschäftigte bis 12.000 Euro für Betriebe über 2.000 Beschäftigte. Wird das Siegel erteilt, kommen 4.000 Euro dazu – für die Nutzungsrechte des Siegels für zwei Jahre sowie für verschiedene Marketing- und PR-Leistungen.
Werteorientierte Unternehmensführung ist Silke Masurat seit ihrem Studium ein Anliegen: Sie hat in Konstanz Politik und Verwaltungswissenschaften mit dem Schwerpunkt entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit studiert und anschließend rund zwei Jahre in Mexiko gelebt und gearbeitet. Dann entschied sie sich, nach Deutschland zurückzukehren, um hier zu versuchen etwas zu bewegen. Sie absolvierte eine einjährige Vollzeitausbildung zur PR-Managerin und arbeitete in einer PR-Agentur in Frankfurt. Schließlich kehrte Masurat, die in Gottmadingen aufgewachsen ist, zurück in die Heimat und arbeitete unter anderem in der Marketingabteilung eines Konstanzer IT-Unternehmens. Gemeinsam mit Joachim Schuble, dem Geschäftsführer der Compamedia GmbH in Überlingen, baute sie ab 1997 die Marke Top 100 aus und entwickelte mit ihm die Siegel Top Job, Top Consultant und Ethics in Business. 2014 teilten sie das Unternehmen auf, und Silke Masurat nahm ihre beiden Herzensmarken mit, wie sie sie nennt. Nachdem sie sich zunächst auf Top Job konzentriert hat, will Silke Masurat nun auch das Siegel Ethics in Business voranbringen, bei dem es um ethisches Wirtschaften und Handeln im gesamten Unternehmen geht. Gerade junge Menschen würden bei der Stellensuche viel Wert darauf legen, betont sie.
Zeag beschäftigt inzwischen neun fest Angestellte und eine Minijobberin. Silke Masurat versucht auch im eigenen Unternehmen umzusetzen, wofür sie ihre Kunden auszeichnet: „Wertschätzung der Mitarbeitenden“, ist für sie ein Schwerpunkt bei der Mitarbeiterführung. „Außerdem gebe ich sehr viel Freiraum und schaue, dass die Teams gut zueinander passen.“
Silke Masurat beschreibt sich als energiegeladen und neugierig, als einfühlsam und sensibel, als willensstark und zäh. „Ich bin niemand, der schnell aufgibt, ich kann auch ein Poltergeist sein.“ Sie versucht, täglich am frühen Morgen Yoga zu machen und möglichst viel Zeit mit ihrer elfjährigen Tochter zu verbringen, in der Natur oder zu Hause beim Vorlesen. „Familienzeit ist mir wichtig“, sagt Silke Masurat. Als sie noch kinderlos war, hat sie viel Sport getrieben, ist Rennrad gefahren und hat anspruchsvolle Bergtouren unternommen. Die Zeit dafür fehlt ihr jetzt. „Aber ich arbeite daran, mich überflüssig zu machen“, sagt sie. Ob ihr das gelingen wird? Denn neue Ideen für ihre Arbeit hat sie viele, nur nicht die Zeit, alle umzusetzen.
mae