Frank Küchlin ist gelernter Winzer und Weinbautechniker. Er hat einen namibischen Gin und zuletzt auch einen für Singapur kreiert.
Schallstadt. Wenn sich am 16. September beim Großen Preis von Singapur die Formel-1-Fahrer messen, verkauft das Unternehmerpaar Satish und Jamie Vaswani in dem Stadtstaat voraussichtlich den ersten Gin des Landes. Kreiert hat den „Brass Lion Gin“ Frank Küchlin vom Böttchehof in Schallstadt-Wolfenweiler. Außerdem hat er im Juni in dem südostasiatischen Stadtstaat die Brennereianlage aufgebaut und die Mitarbeiter angelernt. Auch der „NamGin“, der erste Gin Namibias, den es seit 2016 gibt, stammt von ihm. Dort, im Südwesten Afrikas, hat Küchlin im Jahr 2013 ebenfalls geholfen, die Destillationsanlagen aufzubauen und die Mitarbeiter eingewiesen. Finanziell profitiert er von seinem Engagement nicht. „Aber es macht Spaß, es erweitert meinen Horizont und macht mich ein wenig stolz“, sagt der 50-Jährige.
Der gelernte Winzer und Weinbautechniker, der zudem verschiedene Brennereikurse belegt hat und inzwischen selbst welche gibt, war nicht zum ersten Mal auf anderen Kontinenten unterwegs. Bereits als „junger Kerle“, wie er sagt, hat Küchlin sich immer mal wieder eine Auszeit vom elterlichen Landwirtschaftsbetrieb genommen. Mal ist er mit dem Motorrad nach Togo gefahren, mal hat er auf einem Weingut in Südafrika zwei Monate gearbeitet – stets im Winter, wenn seine Reben und Obstbäume dies erlaubten. Auf dem Böttchehof, der in zweiter Reihe in Schallstadt-Wolfenweiler liegt, ist die Familie Küchlin etwa seit dem Jahr 1600 ansässig. Der Hof hat heute drei Standbeine, mit denen Frank Küchlin jeweils etwa ein Drittel seines Umsatzes macht: Weinbau, Brennerei und Hofschenke. Letztere hat Küchlin zusammen mit seinen Eltern Ende der 1980er-Jahre eingeweiht. Samstags, wenn auch ein Landwirt aus dem Dorf auf dem Böttchehof seine Produkte verkauft, ist sie geöffnet. Dazu kommen etwa 50 Feiern im Jahr, die Küchlin und seine Partnerin Edeltraud Meier mit einem Stamm von fünfzehn 450-Euro-Kräften bestreiten. Bei der Ernte helfen ihnen seit Jahren fünf Mitglieder einer rumänischen Familie als Saisonarbeiter. 30 Hektar Reben bewirtschaftet Küchlin – den Ertrag liefert er an die Winzergenossenschaft Wolfenweiler – sowie sechs Hektar mit Obstbäumen. Die Früchte, vor allem Äpfel und Birnen, aber auch Steinobst wie Zwetschgen und Mirabellen, verwendet er für die Brände und Liköre, die er in seinem Hofladen verkauft. Rund 40 verschiedene sind es heute, seit etwa zehn Jahren auch Whisky, Gin und Rum. Beim Gin war er einer der ersten in der Region, beim Rum ist er nach wie vor der einzige, sagt Küchlin.
Seine Leidenschaft, verschiedene und vor allem nicht nur für die Region typische Brände zu kreieren, „mit neuen Düften zu arbeiten“, hat ihn nach Namibia gebracht: Über einen Freund erhielt er 2013 die Bitte, beim Aufbau einer Brennereianlage in Keetmannshoop zu helfen – ein vom Entwicklungsministerium des Landes unterstütztes Projekt, über das auch die Kosten für Küchlins Flug und Unterkunft finanziert wurden, und das das Ziel hat, die nicht vermarktungsfähigen Früchte aus dem Obstanbaugebiet zu verwerten. Auf den ersten Besuch folgten weitere, aus dem geschäftlichen Kontakt entwickelte sich eine Freundschaft. Frank Küchlin und seine Partnerin lernten das Land, seine Weite, die Freiheit lieben. 2015 kam Küchlin die Idee, einen namibischen Gin zu kreieren. Aus klassischen Zutaten wie Wachholder, Ingwer und Zitronenschale, aber auch aus den Seitenwurzeln der Teufelskralle, einer traditionellen namibischen Pflanze, der eine heilende Kraft zugeschrieben wird. In Namibia, wo vor allem Touristen das ganze Jahr über Gin Tonic trinken, ist der „NamGin“ inzwischen bekannt, und wird auch exportiert. „Ich hänge an dem Projekt, mein Lohn ist zu sehen, wie es sich entwickelt“, sagt Küchlin. Ein wenig Stolz schwingt in seiner Stimme mit, wenn er davon berichtet, wie er sich gefreut hat, als er den Gin in verschiedenen namibischen Bars entdeckt und sich einen Spaß daraus gemacht hat, den Barkeeper über die Herkunft des Gins auszuhorchen.
Gefragt nach seinem Anteil an dem namibischen und singapurischen Gin, sagt er: „Das ist immer ein Zusammenspiel von vielen Menschen, das kann einer allein nie bewältigen.“ Diese Einstellung ist typisch für Küchlin, der sich folgendermaßen charakterisiert: „Ich bin absolut bodenständig mit dem Hang, mal was Verrücktes zu tun.“ Daher sagte er auch zu, als er im Winter 2015 die erste Anfrage aus Singapur erhielt. Für den „Brass Lion Gin“ verwendet er, passend zu dem asiatischen Land, unter anderem Destillate von Tamarinde, Lemongras und Chrysantheme. Sein Engagement geht auch nach seiner Reise im Juni weiter. Immer wieder beantwortet er am Telefon Satish Vaswanis Fragen rund ums Brennen – „am liebsten, wenn ich mit dem Traktor unterwegs bin“, sagt Frank Küchlin. „Es ist ja ehrenamtlich.“
mae