Peter Fath lässt weltweit Solarfabriken entstehen. Er will aber keine Imperien zu schaffen, sondern die Energiewende voranbringen – und Wissen schaffen, das allen hilft. Höchste Zeit also, diesen Robin Hood mal kennenzulernen. Peter Fath lässt weltweit Solarfabriken entstehen. Er will aber keine Imperien zu schaffen, sondern die Energiewende voranbringen – und Wissen schaffen, das allen hilft. Höchste Zeit also, diesen Robin Hood mal kennenzulernen.

Im Konstanzer Stadtteil Stromeyersdorf sitzt ein Mann, dessen Arbeit die Welt ein Stückchen besser macht – und dabei nicht weniger als die globale Energiezukunft mit gestaltet. Peter Fath, 57 Jahre alt, promovierter Physiker, Vater von sechs Kindern und unermüdlicher Erfindergeist, ist eine Persönlichkeit, die durch ihre Kreativität und visionäre Kraft gleichermaßen beeindruckt wie inspiriert. Seine Leidenschaft für Umweltschutz und Nachhaltigkeit spiegelt sich in jedem Aspekt seines Lebens und seiner Arbeit wider.
Geboren wurde Peter Fath in Nordbaden, im hessischen Waldmittelbach besuchte er das Gymnasium. Schon früh machte er sich Gedanken über seine berufliche Zukunft. Und ebenfalls schon recht früh dachte er darüber nach, wie es mit den endlichen Ressourcen und dem Klima in der Zukunft wohl aussehen wird. Diese Gedanken sollten zu einer treibenden Kraft in seinem Leben werden. Seine technische Begabung führte ihn zum Studium der Chemie, Mathematik und Physik. Die Universität wählte Peter Fath damals mit Bedacht. „Ich hatte 50 Unis angeschrieben und gefragt, was sie im Bereich Klimawandel zu bieten haben, drei haben mir dann geantwortet“, erzählt er. In Heidelberg begann er mit dem Studium der Physik, dann wechselte er zur Uni nach Konstanz. Dort lehrte damals Professor Bucher, ein Pionier im Bereich der Solarenergie. Als promovierter Physiker begann Peter Fath, sich intensiv mit den Herausforderungen und Möglichkeiten der Solarenergie auseinanderzusetzen – lange bevor das Thema in der breiten Öffentlichkeit präsent war.
Unermüdlicher Erfindergeist
Bereits in diesen frühen Jahren seiner beginnenden Karriere und parallel zum Studium tat er sich als Erfinder hervor. Er entwickelte die transparente Solarzelle, die sehr schnell von der Konstanzer Firma Sunways gefertigt und erfolgreich vermarktet wurde. 1998 gründete Peter Fath die GP Solar, ein Unternehmen, das sich als Innovator im Bereich der Solarproduktion etablierte. Das Start-up berät Firmen, die in Deutschland eine Fertigung von Solaranlagen aufbauen wollen.
Gleichzeit erkannte der kreative Wissenschaftler auch, dass in der aufstrebenden Solarzellenproduktion das Thema Qualitätskontrolle immer mehr Bedeutung bekommt. Und so konzipierte er mit einer Entwicklergruppe in München Systeme für die optische und automatische Qualitätskontrolle. Mit diesen Produkten erreichten Fath und sein Team die Weltmarktführerschaft.
Robin Hood der Solarindustrie
Bemerkenswert an Fath ist seine Fähigkeit, loszulassen. Viele seiner erfolgreichen Unternehmen hat er verkauft, um immer wieder aufs Neue anzufangen. Für ihn ist Unternehmertum kein Selbstzweck, sondern eine Plattform für Innovation, Kreativität und Wandel. Es geht ihm nicht um den Aufbau von Imperien, sondern darum, kreative Ideen zu entwickeln, die den Transformationsprozess der Energieversorgung voranbringen. So auch im Jahre 2006. Damals bemerkte er, dass für die Produktion der Solarzellen zu wenig Silizium – der Stoff, aus dem die Zellen entstehen – für die Unternehmen zur Verfügung stand. Ein Monopol bestimmte Preise und Mengen für den weltweiten Markt. Um das zu ändern, gründete er in Bayern ein Unternehmen, das Beratung für Siliziumfabriken anbot. „Damit konnten wir der Solarindustrie helfen, unabhängig von den Monopolen zu werden“, erzählt Fath. Ein renommiertes Magazin verlieh ihm daher den Beinamen „Robin Hood der Solarindustrie“, ein Titel, der seine Mission treffend beschreibt: Technologien und Wissen so zugänglich zu machen, dass sie für alle nutzbar sind, unabhängig von wirtschaftlichen oder geografischen Grenzen.

Mit dem Einstieg bei der Firma Centrotherm als CTO begann für Peter Fath dann ein neues Kapitel seiner Erfolgsgeschichte. Dort initiierte und entwickelte er das SIC, ein Innovationszentrum direkt am Ufer des Konstanzer Seerheins. Es sollte die erste gläserne Solarfabrik werden, die zeigt, wie Solarzellen entstehen. Im Unternehmen wurde er dafür kritisiert. Grund dafür war die Angst, dass beispielsweise chinesische Konkurrenten damit Einblick in Produktionsabläufe bekommen. Doch Fath setzte sich durch. Sein Argument: „Wir müssen unsere Vision nach außen tragen. Die Menschen sollen sehen, wie man Solarenergie nach vorne bringen kann.“ Das Innovationszentrum wurde gebaut, doch es kam leider nie zum Einsatz. Centrotherm wurde insolvent und damit war das Projekt gestorben. Heute befinden sich in dem ästhetischen Gebäude der Sitz der IHK und das Bodensee-Forum.
„Wir haben nicht viel Zeit“
Doch Peter Fath schaute weiter nach vorn. 2012 gründet er RCT, ein Joint Venture der Unternehmen RENA und Centrotherm. Nach der Übernahme aller Firmenanteile und einem Konsolidierungsprozess startete er mit einem kleinen Team durch. „Ich wusste, dass die Welt Solarfabriken braucht und dass wir für den großen Transformationsprozess nicht viel Zeit haben. Das war unsere Motivation bei RCT, die für uns nach wie vor bedeutsam ist“, sagt Peter Fath. Mit guten Ideen und einem funktionierenden Netzwerk konnte er viele Kunden gewinnen.
Heute ist RCT Solutions ein Weltmarktführer in der Planung von Solarfabriken, der Herstellung von Speichermedien und grüner Brennstoffe. RCT entwickelt nicht nur Technologien, sondern gestaltet die Infrastruktur, die den Ausbau erneuerbarer Energien auf globaler Ebene ermöglicht. Ein Leuchtturmprojekt ist der Bau einer Gigawatt-Solarmodulfabrik in der Türkei, die innerhalb eines Jahres realisiert wurde und 2.500 Arbeitsplätze geschaffen hat. Das damit verbundene Solarkraftwerk mit einer Leistung von 1,3 GW (das sechstgrößte Solarkraftwerk der Welt) versorgt mittlerweile zwei Millionen türkische Haushalte mit Strom. Bisher konnte RCT 40 Großprojekte auf der ganzen Welt unterstützen. Als weiteres Unternehmen der RCT Familie ist die 2015 in Konstanz gegründete RCT Power zu nennen, die sich in den vergangenen zehn Jahren zu dem weltweit fünftgrößten Speicherproduzenten entwickelt hat – mit Produktionsstätten in Konstanz’ chinesischer Partnerstadt Suzhou, in Augsburg und Malaysia.
Inspiration junger Menschen
Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer und Innovator hat sich Peter Fath auch der Ausbildung und Inspiration junger Menschen verschrieben. Als Honorarprofessor an der Hochschule Ravensburg-Weingarten gibt er sein Wissen weiter und begeistert junge Talente für die Chancen und Herausforderungen des globalen Transformationsprozesses. Dabei geht es ihm nicht nur um die Vermittlung von Fachwissen, sondern vor allem um die Ermutigung, groß zu denken und aktiv zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit beizutragen. Achim Eickhoff