Herr Mark, Sie entwickeln zurzeit einen Corona-Schnelltest, den Sie im August auf den Markt bringen wollen. Was ist das Besondere daran, und wie funktioniert er?
Unser Test funktioniert einfach ausgedrückt wie ein kleines Labor, das ich direkt bei der Probeentnahme beim Patienten einsetzen und mit dem ich den Patienten innerhalb von 30 bis 40 Minuten auf SARS-CoV-2 testen kann. Unser Testsystem besteht aus einem Gerät und einer Kartusche. In die Kartusche kann ich den Abstrich, den ich beim Patienten entnommen habe, eingeben. Er wird vom Gerät vollautomatisch prozessiert. Wir verwenden eine Labormethode, die sich Polymerase-Kettenreaktion, PCR, nennt. Damit weisen wir die Erbinformationen des Virus nach. Diese werden durch abwechselndes Aufheizen und Abkühlen der Probe vervielfältigt, bis sie über Fluoreszenzfarbstoffe nachgewiesen werden können.
Spindiag GmbH
Gründer: Gregor Groß-Czilwik (36), Mark Keller (35), Frank Schwemmer (33), Dominique Kosse (36), Oliver Strohmeier (38), Daniel Mark (40, Geschäftsführer)
Ort: Freiburg
Gründung: März 2016
Branche: Medizintechnik
Idee: Lösung zur Infektionskontrolle
Wie kamen Sie darauf – und warum können Sie das so schnell?
Das Ganze hat eine Vorgeschichte. Wir sind eine Ausgründung aus der Universität Freiburg und dem Hahn-Schickard-Institut, und da wird seit vielen Jahren an der zugrundeliegenden Technologie geforscht. Die Spindiag hat auf Anregung von Anwendern und Klinikern schon einen Test entwickelt, mit dem man Patienten bei der Aufnahme ins Krankenhaus auf antibiotikaresistente Bakterien testen kann. Innerhalb von 30 bis 40 Minuten kann man entscheiden, ob der Patient zu seinem Schutz in Quarantäne muss. Der Test ist gerade im Zulassungsverfahren und soll im September auf den Markt kommen. Dann kam die Coronakrise, und wir haben uns entschieden, dass wir unseren Test auf das Coronavirus anpassen wollen. Diese Anpassung wird uns vor allem auch durch die Förderung in Höhe von sechs Millionen Euro ermöglicht, die wir zusammen mit Hahn-Schickard Anfang April vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium erhalten haben.
Wie haben Sie sich zuvor finanziert?
Wir haben uns seit der Gründung über Investoren finanziert, über Business Angels aus ganz Deutschland, die an die Technologie und das Produkt glauben und die branchenüblich lange Entwicklungszeit und Zulassung mit 8,6 Millionen Euro finanzieren.
Welchen fachlichen Hintergrund haben Sie und die anderen Gründer, woher kennen Sie sich – und wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie inzwischen?
Wir sind ein bunter Mix aus Ingenieuren und Physikern und kennen uns alle bis auf einen von Projekt- und Doktorarbeiten an der Uni Freiburg. Als wir die Gründung vorbereitet haben, kam Michael Lauk dazu, der damit Erfahrung hat. Nach der Gründung haben wir uns vor allem Biologen und Marktexperten mit ins Team geholt und sind sehr stark gewachsen auf aktuell 30 Mitarbeiter. Interview: mae